Renditekluft bei der Geldanlage - Titelbild für Bericht zur Morningstar Mind the Gap-Studie und der DALBAR-Studie

Die Renditekluft bei der Geldanlage schließen

Im heutigen Artikel geht es um ein interessantes Phänomen, das viele häufig ausblenden: die Renditekluft bei der Geldanlage und wie Du Sie schließen kannst.

Renditekluft bei der Geldanlage? Was für eine Renditekluft? Nun. Viele investieren z.B. in einen MSCI World-ETF, um marktähnliche Renditen zu erhalten.

Die Idee ist einfach und so auch von mir hier oft vertreten: Du kaufst Dir einfach einen Indexfonds und kannst damit ganz bequem eine vergleichbare Rendite wie der zugrundeliegende Index einfahren.

Im Prinzip solltest Du damit eine Rendite erhalten, die der des Index abzüglich der Kosten und Steuern bei der Geldanlage entspricht.

Das steht aber leider „im Prinzip“. Sehr oft gelingt es nämlich nicht. Es gibt leider eine Renditekluft zwischen der Anlagerendite eines Investments und der Anlegerrendite.

Das heißt: dein Anlagevehikel fährt zwar eigentlich eine entsprechende Rendite ein, doch bei Dir kommt sie leider nicht an. Wie kann das sein?

Im letzten Artikel hatte ich ja schon in Anlehnung auf die buddhistische Lehre darauf verwiesen. Der größte Feind des Anlegers ist er selbst.

Doch fangen wir zunächst einmal am Anfang an…

Auf die richtige Anlagestrategie kommt es an, richtig?

Viele Anleger und Anlegerinnen verbringen viel Zeit damit die richtige Anlagestrategie auszuwählen. Schließlich will das hart verdiente Geld ja gut angelegt sein.

Der richtige Fonds oder ETF bzw. die richtige Aktie muss ausgewählt werden. Richtig bedeutet hier wohl meistens: jene die die beste Rendite verspricht.

Statt aktiv gemanagten Fonds oder individuellen Aktien setze ich lieber auf ETFs und Indexfonds, um eine Rendite zu erreichen, die der durchschnittlichen Marktenwicklung ähnelt.

Andere hingegen, finden das langweilig und versuchen stattdessen mit der Auswahl bestimmter Aktien den Markt zu schlagen.

Wieder andere kaufen lieber aktive Fonds, die scheinbar geniale Fondsmanager haben, die für Sie den Markt schlagen sollen.

Wiederum andere wohlen sich nicht selbst darum kümmern, sondern überlassen ihre Strategie lieber Beratern.

Wie hältst Du es damit? Hältst Du die richtige Anlagestrategie auch für den zentralen Aspekt bei der Geldanlage, wie so viele Anlegerinnen und Anleger?

Ist die Anlagestrategie wirklich so zentral? Freilich macht es einen Unterschied, ob Du Dein Geld hauptsächlich in Aktien oder Anleihen steckst. Auch die Wahl Deines Anlagevehikels hat Einfluss auf den Erfolg Deiner Geldanlage.

Natürlich lässt sich mit verschiedenen Strategien ein Unterschied machen. Wählt man einen kostengünstigen ETF, dessen laufende Kosten 1% p.a. geringer sind als die eines entsprechenden Fonds, hat man seine Rendite sehr wahrscheinlich um 1% p.a. erhöht, wenn die Rahmenbedingungen ansonsten identisch sind.

Andere setzen auf bestimmte Faktoren, die langfristig eine Entwicklung versprechen, die 1-2 Prozentpunkte pro Jahr besser ist als bei einem entsprechenden marktgewichteten ETF.

Aber ist die beste Anlagestrategie am Ende vielleicht gar nicht soooooo entscheidend wie Du denkst?

Dalbar-Studie und Morningstar Mind the Gap-Studie

Unabhängig von der Art der Geldanlage schaffen es viele Anleger einfach nicht, eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Sie bleiben regelmäßig hinter den Fondsrenditen Ihrer Anlageprodukte zurück.

Die Renditekluft bei der Geldanlage ist bei Ihnen nicht gering. Dies zeigen die DALBAR-Studie und die Morningstar Mind the Gap-Studie  Jahr für Jahr aufs Neue.

DALBAR-Studie

DALBAR untersucht seit über 35 Jahren, wie sich Anleger*innen verhalten. Wann kaufen Sie und verkaufen Sie Investmentfonds.

Laut einer 2020er Dalbar-Studie, der Quantitative Analysis of Investor Behavior, war das letzte Jahr so wie die meisten der Jahre zuvor: Investoren erwirtschaften im Schnitt viel weniger als die Fonds in die sie investieren.

Die durchschnittlichen Anlageergebnisse von Privatinvestoren weichen regelmäßig stark von jenen des S&P 500 ab.

Durchschnittliche Privatinvestoren im US-Markt erwirtschafteten in den letzten 10 Jahren bis 2019 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,43%. Das ist eigentlich recht stattlich.

Der S&P 500 brachte es im selben Zeitraum aber auf 13,56%. Anstatt ihr Geld einfach liegen zu lassen, kaufen und verkaufen Privatinvestoren ihre Aktienwerte anscheinend häufig.

Sie tun das vermutlich in der Hoffnung, ihre Rendite zu verbessern. Tatsächlich reisst dadurch die Renditekluft bei der Geldanlage weiter auf.

Solches Handeln kostet, oder um eine abgedroschene Phrase zu bedienen: hin und her macht Taschen leer.

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Morningstar Mind the Gap-Studie

Die Morningstar Mind the Gap-Studie von 2021 kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis.

Sie stellt fest, dass Privatinvestoren in den letzten 10 Jahren bis zum 31. Dezember 2020 am Aktienmarkt 7,7% pro Jahr für jeden investierten Dollar erwirtschaften konnten.

Das ist stattlich. Keine Frage. Hand aufs Herz, wer würde sich über so eine Rendite beklagen? Vermutlich hält man sich damit für einen richtig guten Anleger – und das nicht zu Unrecht.

Tatsächlich sind es aber im Durchschnitt 1,7 Prozentpunkte weniger als die jeweils verwendeten Anlagevehikel an Rendite aufzuweisen haben. Sie kamen im gleichen Zeitraum auf 9,4% pro Jahr.

Die Morningstar Mind the Gap-Studie erkennt hier also eine eklatante Renditekluft bei der Geldanlage. Diese klafft zwischen privaten Anleger*innen und den von ihnen verwendeten Anlagevehikeln.

Neben Kosten, die beim Kauf oder Verkauf entstehen sowie steuerlichen Abzügen, schlagen auch laut dieser Studie vor allem Versuche, den Markt zu timen, zu buche.

Anleger*innen halten ihre Investments und Sparpläne nicht konsequent durch. Sie kaufen und verkaufen ihre Fonds und ETFs häufig und nach Ermessen.

Die Renditekluft bei der Geldanlage schließen

Wie lässt sich diese Renditekluft bei der Geldanlage schließen? Nun, die DALBAR-Studie sowie die Morningstar Mind the Gap-Studie zeigen ja sehr deutlich, was zu tun ist.

Privatinvestoren sollte bei der Geldanlage auf den Versuch, den Markt zu timen, verzichten.

Stures Buy and Hold garantiert marktähnliche Renditen. Die beste Buy and Hold-Strategie nützt nichts, wenn sie nicht eisern durchgehalten wird.

Also ja: Indexfonds sind eine tolle Sache. Auf wenige, marktbreite, gut diversifizierte und günstige Index-ETFs zu setzen, ist ein guter Start. Dann musst Du die gewählte Anlagestrategie halt „nur noch“ durchhalten.

Ist die in DALBAR und Morningstar-Studien offengelegte Renditekluft bei der Geldanlage unüberbrückbar? Bild einer Brücke.
Ist die Renditekluft bei der Geldanlage unüberbrückbar?

Genau dort scheitert es. Viele übernehmen sich leider bei der Asset-Allokation. Jahrelang nach oben strebende Märkte lullen unerfahrene Anleger*innen ein. Investmentpornografie tut ihr Übriges.

Aktienmärkte sind volatil und wenn der Aktienanteil zu hoch ist, halten viele die Schwankungen nicht aus. Die Folge ist leider teuer: es kommt häufig zu Panikverkäufen.

Anleihen haben also durchaus einen Sinn in Deinem Portfolio. Nimmt der Aktienanteil überhand, muss ein Rebalancing erfolgen.

Außerdem solltest Du darauf vertrauen, dass die Aktienmärkte trotz zwischenzeitlicher Turbulenzen langfristig steigen.

Am besten schließt Du mit Dir einen Vertrag in dem Du Deine Anlagestrategie klar definierst und Dich zum Durchhalten verpflichtet.

Geht es an den Märkten einmal etwas stürmischer zu, solltest Du Dich immer wieder daran erinnern und Dich auf eine gute deutsche Tugend besinnen: Disziplin!

An der Börse ist es nicht wichtig, alles richtig zu machen. Es langt, wenn Du nur wenig falsch machst. Hier gilt: Beamtemikado ist eine tolle Sache.

Es ist nicht so wichtig, ob das Portfolio bis in die letzte Nachkommastelle optimiert wurde und die Strategie wirklich die bestmögliche ist.

Du musst kein Überflieger sein um an der Börse Erfolg zu haben. Du musst auch nicht intelligent sein und schon gar nicht auf irgendwelche Insidertipps setzen.

Ein einfaches Portfolio mit einem marktbreiten, gut diversifizierten und günstigen Index-ETF langt völlig. Ein grober Fehler, denn Du dabei auf jeden Fall vermeiden solltest ist, so einen ETF ständig zu kaufen und zu verkaufen.

Einmal gekauft, bleibt er im Portfolio, bis die Entnahmephase beginnt. Hältst Du z.B. ETFs auf den MSCI All Country World-Index oder den FTSE All-World-Index, fallen mir wenig Gründe ein, warum Du davon vorzeitig Anteile von diesen verkaufen solltest.

Meine Anteile an solchen ETFs werde ich halten bis zur Entnahmephase. Auch Rebalancing oder eine Anpassung des Aktien-Anleihen-Verhältnisses aus Altersgründen kann ETF-Verkäufe rechtfertigen.

Da dabei ziemlich sicher Kosten oder steuerliche Nachteile entstehen, versuche ich das nach Möglichkeit über Zukäufe zu steuern.

Mir hilft es ebenso, alles weitestgehend zu automatisieren mittels Sparplänen. Auch ein Robo-Advisor kann sinnvoll sein.

growney: Einfach. Erfolgreich. Anlegen.

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Was denkst Du über die Renditekluft bei der Geldanlage? Mich haben die DALBAR-Studie und die Morningstar Mind the Gap-Studie jedenfalls sehr beeindruckt. Wie siehst Du das? Hast Du eine Frage oder etwa einen Fehler gefunden, den ich dringend beseitigen sollte? Das kommt schon einmal vor und dann melde Dich bitte. Auf Deine Fragen, Kommentare und Anregungen freue ich mich bereits! Hinterlasse doch gerne eine kurze Nachricht.

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Kommentare

7 Antworten zu „Die Renditekluft bei der Geldanlage schließen“

  1. […] Im heutigen Artikel geht es um ein interessantes Phänomen, das viele häufig ausblenden: die Renditekluft bei der Geldanlage und wie Du Sie schließen kannst. Renditekluft bei der Geldanlage? Was für eine Renditekluft? Nun. Viele investieren z.B. in einen MSCI World-ETF, um marktähnliche Renditen zu erhalten. Die Idee ist einfach und so auch von mir hier… Weiterlesen […]

  2. Erstaunlich großer Effekt! Hätte ich nicht in dem Ausmaß gedacht. Umso ärgerlicher, wenn bestimmte Sparpläne beim Portfolioanbieter nicht verfügbar sind. Bezüglich Nachsatz Robo-Advisor: kennst du eventuell auch eine Studie, die das Halten (oder kontinuierliche Besparen) eines Fonds mit einem mit stetem Ausgleichen vergleicht? Es gibt ja Robo-Advisor und auch Fonds mit festem Aktien/Anleihen Verhältnis, die häufig ausgeglichenen werden. Theoretisch ist das ja charmant, weil man ohne menschliche Gefühle antizyklisch investiert, und sich durch die Abwicklung über einen großen Anbieter die Kosten der Umschichtung in Grenzen hält. Doch angesichts der o.g. Effekte frage ich mich, ob so ein Ansatz nicht auch schlechter abschneiden muss, zumal Robo- oder Fondsgebühren anfallen.

    1. Ja, man unterschätzt solche Effekte leicht. Wenn ich es richtig verstehe, geht es um einen Vergleich zwischen einem selbstgemanagten Portfolio, bei dem kein Rebalancing durchgeführt wird auf der einen und einem Robo-Advisor der automatisiertes Rebalancing (inkl. dessen Gebühren) ausführt auf der anderen Seite. Nein. Eine solche Studie ist mir zumindest nicht bekannt.

      Man kann sich das aber natürlich ganz gut überlegen. Die Nachteile eines Robo-Advisors sind natürlich die Kosten und auch ggf. die fehlende Auswahlmöglichkeit beim Portfolio. Letzteres ist bei vielen Anlegern allerdings vielleicht auch wieder ein Vorteil, da ja nicht alle sinnvolle Portfolios halten. Klar. Höhere Kosten gehen erst einmal zu Lasten der Rendite. Wenn Du Dein Portfolio selbst managst und dabei diszipliniert bist, ist das günstiger als ein Robo-Advisor und Deine Rendite sollte natürlich besser sein.

      Trotzdem hat ein Robo-Advisor auch durchaus Vorzüge. Nicht alle sind diszipliniert und bei einem Robo-Advisor läuft alles automatisch ab. Es gibt weniger Versuchung, hin und herzuschichten oder zu handeln. Im Idealfall gibt es auch einen Ansprechpartner, der im Fall der Fälle erreichbar ist oder sogar eine Beratung auf Honorarbasis anbietet, wenn der Anleger in einer schwierigen Marktsituation Angst bekommt. Das kann dann eine große Hilfe sein.

      Portfolio-Rebalancing sehe ich eigentlich nicht als großen Renditebringer, sondern eher als wichtigen Bestandteil des Risiko-Managements. Das ist bei Aktien und Anleihen ja recht deutlich. Aktien bringen langfristig eine höhere Rendite als Anleihen. Wenn ich also immer wieder aus dem Aktienanteil in Anleihen umschichte, damit mein Anleihe-Aktien-Verhältnis im Portfolio gleichbleibt, dann habe ich zwar ein besseres risk-adjusted return, aber die Gesamtrendite dürfte etwas sinken.

      Wenn ich die Aktien hingegen einfach laufen lasse und kein Rebalancing betreibe, ist also die Gesamtrendite am Ende sicher etwas besser, aber dafür verliert mein Portfolio seine ursprüngliche Risikogewichtung und die Aktien dominieren das Portfolio irgendwann. Mein Risiko ist dann zunehmend höher als das, was ich aushalte. Hinzu kommt, dass ich gleichzeitig älter werde und mein Aktienanteil ja im Alter eigentlich nicht steigen, sondern eher sinken sollte. Kommt es dann wegen der höheren Schwankungsanfälligkeit zu einem Panikverkauf, habe ich durch die geringfügige Einbuße bei der Rendite überhaupt nichts gewonnen.

      Es gibt aber natürlich auch recht kostengünstige Ein-ETF-Lösungen, die ähnlich wie ein Robo-Advisor sind und niedrigere Kosten haben. Wie immer ist es Abwägungssache. Persönlich manage ich mein Portfolio selbst und habe einen niedrigen Anleihenanteil. Das geht nur, weil ich auch in angespannten Börsenphasen sehr entspannt bleibe und ich das angelegte Geld nicht kurzfristig benötige.

  3. Die meisten aktiven Anleger schauen bei ihrer Rendite nicht so klar hin und erinnern sich gerne an ihre tollen Coups (und klammheimlich erinnern sie sich an den Schmerz der Loser-Entscheidungen). Ich glaube: Wir werden ihnen das aktive Anlegen nicht so schnell austreiben. Man muss bedenken: Je länger jemand Bullshit macht, desto schwerer ist es, sich und gegenüber anderen einzugestehen, dass es Bullshit war.

    1. Klar. Vorübergehend funktioniert das ja vielleicht sogar und man fühlt sich gut dabei. So gut wie niemand trackt die eigene Performance bei Stock Picking halt langfristig über 10-20 Jahre – und wenn er / sie es tut, ist es dann ja auch meist zu spät…

  4. Danke für den guten Artikel!

    Ich finde es nur allzu menschlich, weil es regelmäßig überall Verlockungen gibt.

    Vorab: Ich bin über 50, seit über 20 Jahren selbständig und stehe mit beiden im Leben und bin ein ziemlich rationaler Mensch, der gerne faktenbasiert handelt. Gerade bei Finanzanlagen. Die Argumente von Kommer & Co. sind für absolut überzeugend.

    Und doch muss ich sagen, dass ich in regelmäßigen Abständen in Versucherung geführt werde. Nicht nur irgendwelche Meme-Aktien, die innerhalb von wenigen Tagen um das x-fache steigen. Solche Finanzpornographie meine ich nicht.

    Z.B. bin ich u.a. seit längerem in den Vanguard S&P 500-ETF investiert. Wenn ich jetzt lese, dass alleine dieses Jahr die fünf hinlänglich bekannten Aktien 70% des Kursanstiegs ausgemacht haben, frage ich mich schon, ob es nicht zumindestens sinnvoll/angemessen wäre, einen Teil des Betrages in eben diese Aktien zu stecken.

    Klar, es gibt nun genug Gegenargumente, aber gleichwohl gibt es immer wieder ausreichend sachbezogene Faktoren, die einen zum Nachdenken anregen lassen.

    Bis dato bin ich immer standhaft geblieben ;-). Gerade auch mit den Erkenntnissen aus diesen Untersuchungen.

    Und noch eines: Sparpläne sind wirklich extrem langweilig. Da passiert nichts Spannendes, anders als bei Aktien. Das muss auch erst einmal aushalten: So, ich habe mich jetzt finanztechnisch aufgestellt und spare in ETF – und was passiert dann? Genau: Nichts.

    Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich spart man bei Sparplänen fleißig Monat für Monat. Es dauert aber eben, bis man wirklich Effekte sieht. Ganz anders als bei Aktien.

    Ich fand da aber die Worte von Andreas Beck in einem seiner Interviews sehr interessant: Sinngemäß sagte er: Je langweiliger und staubtrocken die Finanzanlage, desto besser und wirtschaftlicher ist sie für den Anleger 😉

    Ist halt nur ein bisschen schwer auszuhalten, weil wir eben halt Menschen mit Emotionen sind.

    1. Hallo Maddin, vielen Dank für die offenen und ehrlichen Worte – und natürlich auch das Lob über das ich mich selbstverständlich sehr freue. 😉

      Ja. Die Verlockungen sind naheliegend. Es gibt auch immer gute Gründe, es anders zu machen und auf Einzelaktien zu setzen. Vieles ist sehr überzeugend und vielleicht ist jetzt ja auch alles anders als früher. Wir sollten aber einfach im Kopf behalten, dass es früher in einer Hinsicht genauso war. Damals war man auch der Meinung, dass es bestimmte Aktien gibt, die den Markt treiben und es genügt, sich nur auf die zu fokussieren, um besser dazustehen.

      Ein paar Jahre funktioniert das ja auch vielleicht. Bis vor Kurzem waren die FAANG-Aktien in aller Munde. Zuvor waren es einfach die FANG-Aktien. Mittlerweile liest man aber viel über FAAMG oder FANGMAN. Ganz früher waren es einmal die Nifty Fifty, von denen es hieß, dass sie die Aktienmärkte dominieren würden. Heute sind viele der Nifty Fifty-Werte irrelevant. Da ist viel Bewegung im Spiel. Ein Index hat einfach den Vorteil, dass man damit bei allen zukünftigen Entwicklungen dabei ist.

      Ist man damit immer ganz vorne dabei? Nein, aber man verpasst auch die allgemeinen Entwicklungen nicht völlig. Man wird damit eben nicht über Nacht reich und man hat nicht den Glamour, das man in die heiße Aktie des Moments direkt investiert. Der Vorteil zeigt sich eben mit der Zeit – über Jahrzehnte.

      Psychologisch gesehen ist das natürlich nicht ideal. Man ist selten ganz vorne mit dabei und hat das Gefühl, die anderen sind mit ihrer Strategie besser. Es gibt jedes Jahr immer jemanden, der gerade mit Stock Picking erfolgreich ist, vielleicht auch 5-10 Jahre am Stück. Doch langfristig gleicht sich das in der Regel eben aus.

      Klar klingt eine Rendite von 50% in einem Jahr beeindruckend. Doch wie sieht es in den Jahren davor oder danach aus? Die Fondsmanagerin Cathy Woods wurde ja zuletzt sehr für ihre Renditen gefeiert. Aktuell sieht es damit aber wieder sehr bescheiden aus. Bei ihren früheren Fonds war es scheinbar ähnlich. Da gab es Zeiten mit einer Outperformance, aber eben auch sehr viel Underperformance. Letztlich kommt es – zumindest für langfristig orientierte Anleger – auf die langfristige Entwicklung an.

      Das ist leider langweilig, aber für die meisten doch noch spannend genug, denn auch die Schwankungen der passiven Indexfonds sind ja nicht ohne und für viele immer noch zu viel.

      Also ja, da stimme ich Andreas Beck voll zu: unsere Emotionen sind das Problem, aber auch gleichzeitig die Lösung. Wir können ja daran arbeiten, wenn uns das bewusst ist.

      Viele Grüße, Rolf

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