ETFs sind besser als andere Anlageformen, weil? Heute ein kurzer Artikel, bei dem ich Euch keine lange Liste mit vielen Punkten und Unterpunkten präsentieren will.
Nein. Diesmal geht es direkt zur Sache. Ich präsentiere dir den 1 Grund für ETFs. ETFs sind für mich besser als andere Anlageformen. Dafür gibt es viele Gründe, aber einer ist ganz zentral.
Auch wenn ich als Universitätslehrkraft sonst von Berufs wegen zum langatmigen Dozieren neige, spanne ich Dich nicht lange auf die Folter.
Klar. Es gibt vieles, was man an ETFs, insbesondere natürlich Index-ETFs, gut finden kann. Warum also nur 1 Grund für ETFs? Ist mir nicht mehr eingefallen. Na ja, es gibt da schon einiges.
ETFs sind z.B. billig im Erwerb und auch die laufenden Gebühren sind normalerweise niedrig. Ihre Rendite ist in der Regel besser als bei ihren aktiv gemanagten Pendants. Sie erleichtern es dir, dein Portfolio breit zu diversifizieren. Sie helfen dir dein Risiko bei Aktieninvestments zu minimieren. Sie sind leicht zu verstehen… ich könnte da jetzt eine Weile so weitermachen.
Warum also nur einen Grund angeben? Nun. Blogartikel mit genau 7, 10 oder 18 Gründen, die für ETFs sprechen gibt es schon genug, zum Beispiel diesen hier.
Klar sind ETFs super. Gehen wir mal davon aus, dass uns die anderen Gründe alle geläufig sind, gibt es trotzdem noch etwas, was selten zur Sprache kommt bzw. heraussticht?
Überblick
Was ist mein 1 Grund für ETFs?
Im Prinzip gibt es 1 Grund für ETFs, der für mich hervorsticht. ETFs sind besser, … tata … weil du damit dein Geld ganz leicht selbst und ohne einen Berater anlegen kannst. Das ist es schon. Jetzt ist es raus.
Wäre es nicht super, wenn du dein Geld selbst managen kannst, ohne da einer fremden Person im Finanzbusiness vertrauen zu müssen?
Dazu musst du tatsächlich gar nicht so viel übers Investieren wissen. Es langt, wenn Du ein paar Basics beherrscht. Die kannst du dir leicht mit einem Buch oder ein paar guten Blogartikeln anlesen oder vielleicht auch in ein paar Podcasts reinhören.
Eine gute Empfehlung für den Start ist z.B. Gerd Kommers Souverän investieren für Einsteiger: Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden*.
Also: ETFs sind einfach besser, weil Du damit alles selbst machen kannst, ohne von einem Berater abhängig zu sein.
Ist das jetzt nicht nur wieder so ein Berater-Bashing?
Ein Berater bietet Mehrwert?
Du magst jetzt natürlich einwenden, dass dir ein Berater auch viel Mehrwert bieten kann. Klar. Keine Frage. Die Betonung liegt aber auf dem Wörtchen „kann„.
Wie viele Berater hast du denn erlebt, die dir sinnvolle Anlageprodukte angeboten haben? Bei mir war das bisher – und ich finde es ziemlich traurig das zu sagen – keiner. Hatte ich einfach nur Pech?
Ich muss dazu sagen, ich habe auch nicht wirklich – bis auf einen Fall – aktiv nach einer Beratung gesucht und sie kamen quasi von sich aus zu mir. Das ist wohl bereits ein erster Indikator, dass da etwas faul sein könnte.
Der eine Fall, der aus der Reihe sprang, war dann eine Recherche für einen Artikel. Ich wollte mir anschauen was passiert, wenn ich bei meiner damaligen Hausbank nach einer Beratung frage.
Sagen wir es so: die Erfahrung führte zu 2 Artikeln, aber ansonsten war mein Erkenntnisgewinn durch diese „Beratungen“ gering, zumindest im Bezug auf meine eigene Geldanlage. Den ersten Teil der Artikelserie „ETF-Yogi Undercover“ findest Du hier.
Hin und wieder haben mich auch Freunde und Bekannte über die Angebote von Beratern informiert und gefragt, ob die etwas taugen.
Es lässt sich so zusammenfassen: alle wollten einfach etwas verkaufen. Das ist legitim, aber die Interessen der Beratenen schienen, zumindest für mein Empfinden, eher sekundär zu sein.
Mir bot man in der Regel Finanzprodukte an, die meistens wirklich gut waren … zwar nicht für mich, aber immerhin für den Berater und sein Unternehmen. Nicht, dass ich darauf eingegangen wäre, aber solche Angebote gibt es immer wieder.
Am liebsten sind einem ja die Anrufe von früheren Bekannten, die jetzt für einen Strukturvertrieb als „Berater“ arbeiten und sich einen Kundenstamm aufbauen möchten.
Finger weg von komplizierten Finanzprodukten
Oft sind angebotene Finanzprodukte bewusst kompliziert. Das liegt nicht daran, dass die Geldanlage so eine schwierige Sache ist. Nein. Der Vorteil der Komplexität vieler Finanzprodukte liegt, für mein Empfinden, darin begründet, dass du sie als Kunde nicht so leicht verstehst.
Das sollst du nämlich gar nicht. Wenn du einmal verstanden hast, was du da gekauft hast, falls überhaupt, ist es dann zu spät. Du kommst dann nur noch sehr schwer bzw. unter hohen Kosten heraus aus dem Vertrag.
Genau genommen ist ein Finanzberater oft jemand, der sehr gut versteht, wie die Finanzprodukte in seinem Angebot funktionieren. Er ist aber zu clever, um sie Dir zu erklären. Natürlich ist er in der Regel auch zu clever, um sie selbst zu kaufen.
Eine fondsgebundene Lebensversicherung ist zwar nicht furchtbar kompliziert, aber ein ganz gutes Beispiel. Da wird eine Risikolebensversicherung mit einer Anlage in Investmentfonds verknüpft.
In Investmentfonds zu investieren halte ich für durchaus sinnvoll, denn ETFs sind letztlich auch Investmentfonds, und auch eine Risikolebensversicherung kann Sinn machen. Ist die fondsgebundene Lebensversicherung also das Beste aus zwei Welten? Immerhin lassen sich damit doch sogar Steuern sparen. Eher nicht.
Eine Versicherung kostet in der Regel sehr viel und die Kosten sind nicht immer klar zu erkennen: da gibt es Abschlusskosten, Verwaltungskosten und dann kommen auch oft noch teure und aktiv gemanagte Fonds zum Einsatz.
Da die Kosten meist intern von deinen laufenden Sparraten abgezogen werden, merkst Du gar nicht, wie viel dich das Ganze wirklich kostet. Du merkst dann höchsten nach 1-2 Jahren, dass du trotz regelmäßiger Sparraten nicht vom Fleck kommst.
Außerdem ist der Sinn der Kombination fondsgebundener Geldanlage und Risikolebensversicherung für mich nicht ersichtlich. Beides für sich ist okay und ggf. sinnvoll. Durch die Kombination entsteht aber kein erkennbarer Vorteil.
Das Risiko der Investmentfonds ist schließlich nicht versichert. Ich investiere nur zu höheren Kosten. Dazu bekomme ich dann noch eine Risikolebensversicherung oben drauf. Die könnte ich aber separat günstiger bekommen. In Anbetracht der hohen Kosten vieler Verträge verlieren die möglichen Steuerersparnisse in der Regel jede Bedeutung.
Warum bieten viele Berater einem keine ETFs an?
Klingt banal für eine Finanzberatung, aber es ist wohl oft eine Frage des Geldes. Der Berater oder seine Firma kann dafür, wenn überhaupt, so gut wie keine Provisionen erhalten. Ganz einfach.
Außerdem heißen viele Berater zwar „Berater“, sind aber eigentlich Verkäufer. Das Wort „fondsgebundene Lebensversicherung“ klingt einfach besser und macht es einfacher, das Ganze zu verkaufen. Viele Leute haben Angst, in Fonds zu investieren, aber im Rahmen einer Versicherung klingt es nach einer sicheren Angelegenheit.
Dazu kann ich dann noch meine Angehörigen für den Todesfall absichern. Wer möchte das nicht gerne. Als Verkäufer ist das ein tolles Produkt. Es suggeriert Sicherheit, man tut etwas für seine Nächsten und noch dazu bringt es mir im Verkauf gute Provisionen.
Und dann noch der Beste Grund: du kannst Steuern sparen. Ganz egal, dass du dies mit einem völlig überteuerten Vertrag bezahlst, aber Hauptsache die tiefen Taschen des Finanzamtes gehen leer aus.
Mal ehrlich. Da ist es mir sogar lieber, wenn das Geld via Steuern der Allgemeinheit zufließt, als das es in den noch viel tieferen Taschen der Finanzindustrie versickert.
ETFs sind im Vergleich zu solchen Produkten so billig, dass ein auf Provisionsbasis arbeitender Berater nicht viel davon hat.
Natürlich gibt es auch gute Berater, die ihr Geld wert sind. Sie sind aber schwer zu finden und schwer zu erkennen. Wenn Du genug Ahnung hast, um einen guten Berater zu erkennen, kannst Du als Privatanleger die Sache auch gleich selbst in die Hand nehmen. Das lohnt sich dann meist erst bei großen Beträgen.
Für die beratungslose DiY-Geldanlage eignen sich ETFs ganz wunderbar. Sie sind dafür besser geeignet, wie kaum ein anderes Anlageinstrument. Das ist zumindest meine Meinung.
In 10 Minuten hast Du ein Depot bei einem Neobroker oder einer guten Online-Bank eröffnet und schon kann es losgehen, zum Beispiel mit einem ETF wie dem Vanguard FTSE All-World UCITS ETF oder dem SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF. Viel mehr braucht es gar nicht.
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Fazit – ETFs sind besser!
ETFs sind besser. PUNKT. Der ganz entscheidende 1 Grund für ETFs ist eben:
Du kannst damit die Geldanlage ganz leicht in die eigene Hand nehmen. Als Do-It-Yourself-Anleger bist Du nicht mehr in der Hand von windigen Anlageberatern.
Beratung ist Vertrauenssache, aber beim Geld hört doch eigentlich das Vertrauen auf, insbesondere gegenüber Fremden.
Und gibt es denn etwas Besseres, als dein Leben selbst in die Hand zu nehmen?
P.S.: falls das jetzt einer der guten Berater liest, bitte ich um Entschuldigung. Ich möchte hier kein Berater-Bashing betreiben und ich weiß, dass es durchaus Individuen gibt, die diesen Namen zurecht tragen. Es ist toll, dass es Euch gibt. Ihr wisst dann aber auch, was ich meine…
Ja? Du hast mir was zu sagen? Nur zu. Hinterlasse mir gerne unten einen Kommentar. Fehlt da noch etwas, was unbedingt erwähnt werden sollte oder sind da etwa Fehler drin? Über Lob freue ich micht natürlich ganz besonders, aber mit Kritik kann ich auch leben. Ich freue mich darauf, von dir zu hören.
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View Comments (6)
Hallo Yogi, wer übt denn das Stimmrecht auf den Hauptversammlungen aus? Blackrock, Vanguard, etc.
Viele Grüße Paul
Hallo Paul, danke für Deinen Kommentar!
Tatsächlich. Das sind in der Regel die Vermögendverwalter. Als Privatanleger bzw. Kleinaktionär mit wenigen Aktien hast du ja nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten. Gerade Vanguard nimmt die Verantwortung wohl sehr ernst. Hier ein Zitat aus einem Interview mit Vanguard Germany-CEO Sebastian Külps, dass ich vor einiger Zeit geführt habe:
ETF-Yogi: Bei Staatsanleihen sind die Einflussmöglichkeiten sicher gering, aber wie sieht es bei den Unternehmensanleihen aus? Welchen Einfluss hat ein ETF-Anbieter da?
Sebastian Külps: ESG-Investing aber auch gerade Investment Stewardship ist uns sehr wichtig und wir investieren dort viele Ressourcen. Man muss Gespräche mit den Unternehmen führen, damit sie sich bewusst werden, wie dadurch ein Mehrwert für sie entsteht und dass ein sauberer Stewardship-Ansatz auch zu einer besseren Performance führt. Uns wird ja oft der Vorwurf gemacht, dass ETF-Anbieter bei Aktionärsversammlungen immer einfach mitstimmen würden. Aber es wird dabei übersehen, dass wir vorher oft sehr intensive Gespräche mit den Unternehmen geführt und auf das Proposal eingewirkt haben. Wenn wir mit dem Vorschlag dann nicht einverstanden sind, stimmen wir dagegen. Wir vertreten hier die Interessen unserer Anleger und achten daher besonders auf unsere Stewardship-Prinzipien, basierend auf vier Säulen: Zusammensetzung und Kompetenz des Vorstands, einschließlich Unabhängigkeit, Diversität und Nachfolgeplanung; Überwachung von Strategie und Risiken sowie damit verbundene Offenlegungen; Ausrichtung der Vergütung von Führungskräften an den Interessen der Aktionäre; und Aktionärsrechte. Anhand dieser Grundsätze können wir untersuchen, wie Unternehmen aufgestellt sind, um die Geschäftsstrategie zu überwachen, wesentliche Risiken zu steuern und nachhaltige, langfristige Renditen für die Aktionäre zu erzielen.
Das ganze Interview findest Du hier: https://www.etf-yogi.de/2021/06/30/vanguard-deutschland-sebastian-kulps/
Gruß, Rolf
“Honorar-Finanzanlageberater“ nach §34h GewO bzw. das Pendant „Versicherungsberater“ nach §34 d Abs. 2 der GewO erscheinen mir hier unbedingt erwähnenswert. Außerdem das Stichwort „prognosefreies“ Investieren. ETFs per se sind nicht automatisch gut, wenn man ein schlecht aufgestelltes Produkt nimmt und wenn man seine eigenen Anlageziele nicht richtig einschätzen kann.
Absolut. Stimme da in allen Punkten völlig mit dir überein. Danke für die Ergänzung.
Wichtige Lebensentscheidungen sollte man nicht aus der Hand geben, sondern sich vorher schlau machen und dann selber entscheiden.
Beispiele dafür, auf welche Dienste ich gerne verzichten kann:
- Anlageberater
- Heiratsvermittler
- …
Menschen haben ja oft die Tendenz, Entscheidungen vermeiden zu wollen. Da ist es natürlich auf den ersten Blick praktisch, wenn uns das jemand abnimmt. Das kann dann halt leider auch sehr teuer werden.