Macht die Aktienrente die deutsche Rente sicherer? Was ist das KENFO-Portfolio?

Macht die staatliche Aktienrente die deutsche Rente sicher?

Endlich ist sie da, die deutsche Aktienrente. Heute stellte Christian Lindner die Aktienrente vor, die helfen soll, die Sicherheit der staatlichen Altersvorsoge zu gewährleisten.

Dafür soll in den nächsten 15 Jahren ein dreistelliger Milliardenbetrag als Generationenkapital auf dem Kapitalmarkt veranlagt werden.

So setzt die FDP nun also eines ihrer Wahlversprechen um. Doch halt, eine Aktienrente fand sich tatsächlich nicht nur im Programm der FDP.

Mancher mag nun staunen, aber auch im Wahlprogramm der Grünen gab es so etwas, auch wenn die Aktienrente dort Bürger*innenfonds hieß.

Ist die deutsche Aktienrente sicherer geworden?

Ersetzt die Aktienrente also nun die umlagenfinanzierte Rente? Wird nun alles anders?

Nein. Die neue Aktienrente soll die bestehende staatliche Rente in Umlagenfinanzierung nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Sie soll quasi die Lücken stopfen, die die Demographie aufgerissen hat.

Also ist jetzt die deutsche Aktienrente sicher dank FDP und Grünen? Nun, sicher vielleicht noch nicht, denn dazu gibt es doch noch ein paar Unwägbarkeiten.

Ein dreistelliger Milliardenbetrag als Grundstock klingt gut, aber bei der Höhe wird doch recht viel optimistisch in die Zukunft verlagert.

Zunächst einmal wird mit 10 Milliarden begonnen und es sollen jährlich für mindestens 15 weitere Jahre jeweils 10 Milliarden weiterfließen.

Das Problem dabei ist aber, dass die regelmäßige Weiterfinanzierung nicht nur vom Willen dieser, sondern auch von jenen zukünftiger Regierungen abhängig ist.

Aber auch wenn die Einzahlungen regelmäßig weitergehen, brauchst Du nicht glauben, dass Deine Rente dadurch höher ausfallen wird.

Vielmehr ist wohl das Ziel der Aktienrente, eine immer weitere Erhöhung der Beitragssätze zu verhindern. Der Beitragssatz soll so stabil gehalten werden. Immerhin

Der Sparplan für die Rente

Rechnet man es einmal pro Kopf, werden hier pro Bundesbürger 10€ pro Kopf „per Sparplan“ zurückgelegt.

„Das kann nur der Beginn sein“, wie Christian Lindner selbst feststellte.

Dennoch ist es meiner Meinung nach eine tolle Sache. Warum? Nun, es ist wie bei der Einrichtung eine ETF-Sparplans.

Es ist wichtig, dass Du damit so früh wie möglich beginnst. Der Sparbetrag kann am Anfang auch ruhig niedrig sein, Hauptsache Du fängst damit an.

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Dazu braucht er eben Zeit und es sind insbesondere die frühen Sparraten, die besonders zählen.

Ist so ein System erst einmal eingerichtet und wird es von der Bevölkerung akzeptiert, kann es erweitert werden.

Zum einen ist es natürlich möglich, die Sparrate zu erhöhen. Zum anderen, könnte die Aktienrente auch für die private Zusatzversorgung geöffnet werden.

Statt Riester oder Rürup könnten zukünftig ja auch ganz leicht zusätzliche Zahlungen steuerlich gefördert und bezuschusst werden, die dann gemeinsam mit der staatlichen Aktienrente veranlagt werden.

Das wäre doch ein großer Fortschritt zum Status Quo.

Das Portfolio des KENFO

Doch, wie will der Staat die Gelder eigentlich veranlagen? Legt das die Politik fest?

Zum Glück scheint das nicht geplant zu sein. Verwalten soll das Vermögen laut ARD der KENFO. Der KENFO ist der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, der die Rücklagen für die Kosten der sicheren Zwischen- und Endlagerung von Atommüll verwaltet.

Doch wie legt der KENFO an? Aktuell streut der KENFO das veranlagte Vermögen über ein Portfolio, dass sich auf über 9.000 Einzelpositionen in über 90 Ländern verteilt.

Die Regionenaufteilung ist wie folgt:

  • 41% Europa
  • 33% Nordamerika
  • 16% Asien
  • 3% Südamerika
  • 7% weitere Länder

Dabei handelt es sich um liquide Anlage von Wertpapieren, aber auch illiquide Anlagen in Form von Unternehmensbeteiligungen, -krediten, Immobilien und Infrastrukturprojekten.

Die Zielallokation des Portfolios für die Aktienrente ist derzeit wie folgt:

  • 35% Aktienwerte
  • 25% Unternehmensanleihen und Staatsanleihen von Schwellenländern
  • 10% Staatsanleihen von entwickelten Ländern
  • 30% illiquide Anlagen in Form von Private Equity, Private Debt, Infrastruktur sowie Immobilien

Das ist für mein Empfinden etwas eigenwillig und es wird auch ein aktiver Management-Ansatz verfolgt, was mir nicht wirklich gefällt.

35% in Aktienwerte ist schon etwas gering. Da hätte ich mir mehr erhofft.

Die letzten 30% in illiquiden Anlagen sehe ich auch mit etwas Unbehangen. Immerhin ist der Anlagehorizont mit 80 Jahren recht langfristig orientiert.

Zur Performance erfährt man leider nicht viel, einzig das 2021 eine Rendite von 10,4% erwirtschaftet wurde.

Das klingt gut, aber im Vergleich dazu hat der nicht gerade als aggressiv verschriene Arero Weltfonds mit 16,54% deutlich die Nase vorne.

Interessant wäre natürlich die Performance für 2022, die vielleicht eher Auskunft darüber geben könnte, wie der Fonds sich in unruhigen Zeiten schlägt.

Ob der Fonds für die Aktienrente zukünftig genauso verwaltet wird, ist aber natürlich nicht sicher. Es ist gut möglich, dass die Ausrichtung da etwas anders sein wird.

Ist die deutsche Rente sicherer mit einer solchen Aktienrente? Nun. Vielleicht wird sie das nicht sofort sein.

Es ist aber ein Anfang. Es ist wie bei Deinem ETF-Sparplan. Irgendwann muss man damit anfangen und ein Depot ist zu Beginn immer klein.

Es war längst überfällig, endlich mit diesem Prozess zu beginnen. So gesehen ist das für mich eine gute Nachricht für zukünftige Rentnerinnen und Rentner.

Zumindest ein Anfang ist gemacht, aber weitere Schritte müssen zweifellos folgen.

Vorausgesetzt, das Projekt bekommt eine faire Chance und wird auch von zukünftigen Bundesregierungen weiter unterstützt und ausgebaut.

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Kommentare

5 Antworten zu „Macht die staatliche Aktienrente die deutsche Rente sicher?“

  1. […] Endlich ist sie da, die deutsche Aktienrente. Heute stellte Christian Lindner die Aktienrente vor, die helfen soll, die Sicherheit der staatlichen Altersvorsoge zu gewährleisten. Dafür soll in den nächsten 15 Jahren ein dreistelliger Milliardenbetrag als Generationenkapital auf dem Kapitalmarkt veranlagt werden. So setzt die FDP nun also eines ihrer Wahlversprechen um. Doch halt, eine Aktienrente… Weiterlesen […]

  2. Danke für diesen Artikel über ein Thema, dessen Fortschritte ich in letzter Zeit nicht auf dem Schirm hatte. Mir fehlt zwar inzwischen das Vertrauen in staatliche geförderte Rentenvorsorgeprodukte, aber ich freue mich, dass hier Bewegung rein kommt. Andere Staaten zeigen, dass hierin auch Chancen liegen.

    1. Danke Dir! Ja, mein Vertrauen ist da auch nicht riesig, aber sagen wir es mal so: jede mittelmäßige Aktienrente ist eine Verbesserung des Status Quo. Das gilt selbst dann, wenn der Aktienanteil nicht so hoch und die Produkte nicht ganz ideal sind. Voraussetzung: die Kosten bleiben gering und ein gewisses Maß an Diversifikation ist gegeben. Ich hoffe allerdings, dass der Aktienantei bei der Aktienrente höher ist als beim aktuellen KENFO. Die normale Rente ist ja bereits der sichere Anteil. Da würde es für mich wenig Sinn machen, im Aktienteil nun auch wieder sichere Rentenpapiere beizumischen. Na ja, in ein paar Wochen werden wir mehr wissen.

  3. Tja, als privater ETF-Anleger freut es mich natürlich, dass es langsam mit einem staatlichen kapitalgedeckten Teil der Rente losgeht. Allerdings sind die Summen halt extrem überschaubar. Die Generation 50+ wird eh kaum noch von einer kapitalgedeckten Rentenkomponente profitieren können. Das Ganze muss man wirklich als ein Projekt der nächsten 50 Jahre ansehen.
    Man schaue sich einmal das als Vorbild genannte Schweden an. Dort müssen Versicherte seit 2000 2,5% Ihrer Beiträge zur staatlichen Altersvorsorge am Kapitalmarkt anlegen.
    2019 wurden pro Rentner in Schweden durchschnittlich 58€ aus den kapitalmarktgedeckten Rentenfonds gezahlt.
    Also auch nach knapp 20 Jahren ein recht überschaubarer Teil der gesamten Rente. Deutschland hat aber halt schon wieder über 20 Jahre ‚verloren‘.
    Ja, das Modell der ‚Aktienrente‘ kann dabei helfen, das Rentenniveau langfristig zu stabilisieren. Aber ein großer Wurt ist es nicht! Ohne nennenswerte private Altersvorsorge wird ein immer größerer Teil von zukünftigen Rentnern unter die offiziellen Armutsgrenzen rutschen und auf zusätzliche staatliche Leistungen im Alter angewiesen sein. Die Zeiten, dass allein die gesetzliche Rente ausreichte um den Lebendstandard im Alter zu sichern sind wohl für die nächsten Generationen erstmal vorbei!

    1. Ja, das ist völlig richtig. Ich sehe es die Aktienrente auch nur als einen Anfang. Es ist, wie beim Investieren. Man muss Mal anfangen damit. Am Anfang sind das dann oft niedrige Sparbeträge und so ist es – leider – auch hier. Aber immerhin, es beginnt.

      Aktuell kann man da noch für keine Generation Entwarnung geben. Die private Altersvorsorge gezielt voranzutreiben bleibt leider wichtig. Es besteht lediglich die Hoffnung, dass die Aktienrente zufällig ausgebaut und verstärkt wird. Insofern ist es nur ein kleines, zartes Pflänzchen.

      Ich hätte mir auch mehr gewünscht und das schon früher. Trotzdem bin ich froh, dass es jetzt überhaupt beginnt. Wenn ich mir Meldungen in sozialen Netzwerken in der letzten Woche ansehe, gibt es da doch erstaunlich viel falsche Vorstellungen und Gegenwehr gegen die Aktienrente. Das kann sich nur langsam ändern, wenn die Allgemeinheit an die Aktienrente herangeführt wurde und feststellt, dass das doch kein Teufelszeug ist. Sogesehen denke ich auch, es ist eher etwas, worüber sich zukünftige Generationen vielleicht freuen können, aber immerhin.

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