Heute halte ich es einmal bewusst kurz hier, denn tatsächlich geht mir der Krieg in der Ukraine persönlich an die Nieren.
Ursprünglich war ein anderer Artikel geplant, aber das Thema schien mir heute völlig unpassend. Wie könnte ich den Krieg Russlands gegen die Ukraine einfach ignorieren?
Durch meine internationale Lehr- und Dolmetschtätigkeit habe ich Freunde auf beiden Seiten der Front und das ist sehr bedrückend.
Also: kann ich wirklich investieren, wenn die Kanonen donnern in der Ukraine? Darum geht es heute in diesem kurzen Artikel.
Überblick
Investieren, wenn die Kanonen donnern?
Der Börsenspruch „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, und verkaufen, wenn die Violinen spielen“ von Carl Mayer von Rothschild ist ja vielen bestens bekannt.
Es heißt auch ebenso „politische Börsen haben kurze Beine.“ Ja, als Anleger*in spricht tatsächlich vieles dafür, sich mit Aktien einzudecken, wenn die Börsen in Aufruhr sind.
Insbesondere gilt das auch oder gerade in Kriegszeiten. In solchen Zeiten zu investieren, wenn sich Panik ausbreitet, ist antizyklisches Investieren.
In der Vergangenheit hat sich das oft für Anleger ausgezahlt, denn es kommt hier in der allgemeinen Gemengelage zu vielen Übertreibungen. Die Emotionen sind am Anschlag.
Früher haben sich die Börsen aber tatsächlich oft wenige Wochen nach kriegerischen Ereignissen wieder beruhigt.
Sollte ich das als Anleger*in jetzt also tun: investieren, wenn die Kanonen donnern? Ist das der perfekte Zeitpunkt, um stärker in Aktien einzusteigen?
Zunächst einmal denke ich, es ist der völlig falsche Zeitpunkt, mich jetzt auf mich und meine finanzielle Situation zu fokussieren.
Und selbst wenn, dann lautet die Antwort nein. Das mag jetzt vielleicht erstaunen, aber ich intensiviere meine Geldanlage aktuell nicht. Ich mache nicht mehr als bisher. Warum?
Nun, ich bin immer mit dem Maximum dessen investiert, was mir zur Verfügung steht. Ich habe also wenig Spielraum, etwas zusätzlich zu investieren, wenn die Kanonen donnern.
Außerdem versuche ich Timing generell zu vermeiden. Geldanlage erfolgt am besten automatisiert bzw. streng regelbasiert.
Egal ob Regierungswechsel, Krieg, Corona oder einfach nur eine „normale“ Rezession, bei mir ändert sich nichts.
Was ich in dieser Situation also tue: nicht mehr und nicht weniger als sonst auch. Meine Investitionen laufen weiter wie immer.
Also ja, investieren, wenn die Kanonen donnern – aber eben so, wie sonst auch.
Was ich natürlich tue, ist mit frischem Kapital (= meine Sparsumme) rebalancen, falls Werte verstärkt in ein Ungleichgewicht fallen.
Damit ist aktuell natürlich zu rechnen, aber wie gesagt: hier folge ich meinem persönlichen Regelwerk.
So versuche ich Emotionen aus dem Anlageprozess herauszuhalten, denn Angst essen Depot auf. Und Emotionen hätte ich momentan genug.
Was mir aktuell wichtig ist
Die Automatisierung der Geldanlage erlaubt mir, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Mir bleibt z.B. mehr Zeit, um diesen Blog zu schreiben.
Aktuell bin ich gedanklich aber ohnehin bei meinen Freunden in der Ukraine und verfolge die Situation dort intensiv. Was mir aktuell wichtig ist, ist nämlich nicht Geld.
Daher lasse ich mich jetzt auch einmal zu einem politischen Statement hinreißen. Ja, der Westen hat in den letzten Jahrzehnten Fehler im Umgang mit Russland gemacht. Das kann man alles kritisieren.
Herr Putin spricht doch aber einem unabhängigen Nachbarland, der Ukraine, die Rechtsstaatlichkeit ab. Die Ukraine sei historisch russisches Gebiet. Gleichzeitig ist er besorgt, weil es da so viele Radikale und Nationalisten gibt?
Selbst wenn es die dort geben sollte, geht es denn eigentlich noch radikaler und nationalistischer, als einem souveränen Nachbarland die Unabhängigkeit abzusprechen und sich Teile dessen Territoriums mit Gewalt einzuverleiben?
Wir sehen hier wirklich eine Zäsur, die das Potential hat unser Zusammenleben in Europa grundlegend zu verändern.
Wir sehen hier keinen Bürgerkrieg, sondern einen echten Angriffskrieg. Gab es so etwas überhaupt in Europa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges?
Aufgewachsen bin ich zu einer Zeit, als der kalte Krieg gerade zu Ende ging. Den Mauerfall habe ich intensiv miterlebt und mich mit unseren vielen Freunden und Verwandten in Ostdeutschland mitgefreut.
Es folgte eine Zeit, in der es für die meisten Regionen in Europa sehr friedlich war. Zumindest war an einen Angriffskrieg nicht zu denken und das Schreckgespenst nuklearer Erstschläge rückte in weite Ferne.
Nun kommt das alles wieder hoch und sofort sind mir alte Songs wieder im Kopf, so wie „Cruise Missiles“ von Fischer-Z. Diesen Song höre ich gerade, während ich diese Zeilen schreibe und dem Liveticker folge.
Fazit -Gilt investieren, wenn die Kanonen donnern auch beim Krieg in der Ukraine?
Es tut mir leid, wenn der heutige Beitrag vielleicht nicht ganz so fokussiert ist, wie sonst.
Es fällt mir einfach schwer über Geld zu reden, wenn ich weiß, dass Freunde gerade in Angst vor ihrem Leben in Deckung gehen.
Das Wesentliche habe ich oben bereits gesagt: investieren, wenn die Kanonen donnern? Na, klar, aber einfach so wie immer auch: den Sparplan einfach laufen lassen.
Sei entspannt, wenn die Kurse fallen. Für Dich und mich sind es nur die Kurse, die sich abwärts bewegen. Für die Menschen in der Ukraine steht da gerade wesentlich mehr auf dem Spiel.
Da zitiere ich am Ende sogar mal Wirtschaftsminister Robert Hackeck „Am Ende ist es nur Geld.“ Bist Du breit investiert mit einem international ausgerichteten Index-ETF, werden die Kurse auch allmählich wieder steigen.
Wegen der oben genannten Gründe, fände ich es aktuell auch einfach unangebracht, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich diese Situation nun am besten für meinen persönlichen finanziellen Vorteil ausnutzen könnte.
Es sind für mich die Menschen in der Ukraine, die aktuell unsere volle Aufmerksamkeit verdienen. Wir müssen hier schnell einen Ausweg finden. Allein, ich sehe ihn leider nicht… noch nicht. Die Hoffnung dürfen wir nicht aufgeben. Nie.
Peace!
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Habe schon beim ersten Lesen überlegt, ob ich was schreibe, aber mir fehlten angesichts der Situation zunächst die Worte. Zum Monatsersten bin ich nochmal drüber gestolpert. Andere Kriege in Europa in den letzten Jahrzehnten waren schon schlimm genug, und mindestens dies ist eine Zäsur für Europa. Ich finde, dein Blog soll hier gern auch politisch sein. Mal abgesehen davon, dass Politik und Wirtschaft eh verknüpft sind.
Breit aufgestellt zu sein zahlt sich in letzter Zeit besonders aus, und langfristig denken wird es auch. Aber das wirkt plötzlich so nebensächlich.
Ich habe ukrainische wie auch russische Kollegen, und wir kommen alle gut miteinander aus. Wollen wir nicht am Ende alle einfach nur unser Auskommen haben, vielleicht was von der Welt sehen, und/oder unseren kleinen Ort des Rückzugs, mit Familie und Freunden? Wir haben soviel gemeinsam (in Europa und weltweit) und die paar kulturellen Differenzen, die wir haben, sind doch eher das Salz in der Suppe. So traurig.
Danke für Dein Feedback. Ja, das sehe ich auch so. Die Menschen sind gar nicht an diesen Auseinandersetzungen interessiert. Gerade Europa ist doch so stark zusammengewachsen und selbst mit Russland gibt es mittlerweile so viel Austausch auf der menschlichen/beruflichen Ebene. Das will wirklich niemand und ich hoffe sehr, dass sich die Menschen/Menschlichkeit hier durchsetzen können.
Du merkst ja auch, dass ich gerade wenig geschrieben haben. Ich hatte einige Artikel in der Pipeline, aber irgendwie fällt es mir auch schwer, jetzt etwas zum Thema Finanzen zu schreiben. Ich werde zwar bald wieder etwas schreiben, aber wie Du sagst, es wirkt irgendwie nebensächlich...