Seit ein paar Wochen gab es Gerüchte, das Vanguard etwas Großes plant. Heute platzte die Bombe: Vanguard bringt in Deutschland nun den Vanguard Invest Anlageservice für Privatanleger*innen heraus.
Damit setzt Vanguard nun also nicht mehr nur die Konkurrenz bei den ETF-Emmitenten mit ihren günstigen Preisen unter Druck, sondern heizt nun auch den Robo-Advisorn und Beratern gehörig ein.
Das Versprechen ist vollmundig, der Vanguard Invest Anlageservice soll ein „unkomplizierter, kostengünstiger und digitaler Anlageservice“ sein.
Auch wenn Vanguard in Deutschland noch nicht zu den größten drei Anbietern gehört, international ist der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt mit 30 Millionen Kunden und über 7 Billionen verwalteten Kundengeldern längst ein Schwergewicht.
In anderen Ländern bietet Vanguard dabei auch längst eine digitale Vermögensverwaltung an. Nun können Anleger*innen auch hierzulande direkt in Vanguard-Produkte investieren.
Wie sieht das Angebot für den Vanguard Invest Anlageservice genau aus? Hält es, was es verspricht? Was ist bereits bekannt?
Überblick
Der neue Vanguard Invest Anlageservice für Privatanleger*innen
Was plant Vanguard mit dem Vanguard Invest Anlageservice?
Laut eigener Pressemeldung soll die neue Anlageplattform dazu beitragen, Kosten und Komplexität bei der Geldanlage zu reduzieren und so Anleger*innen dabei unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Der Service soll dabei einfach sein und trotzdem dabei helfen, dass Anleger*innen beste Chancen auf einen Anlageerfolg haben.
Jesper Wahrendorf, Head of Vanguard Invest, kommentiert den Start wie folgt:
„Seit dem Markteintritt in Deutschland Ende 2017 ist Vanguard führend, wenn es darum geht, Anleger*innen einen fairen Zugang zu günstigen, unkomplizierten und hochwertigen Anlagen zu ermöglichen. Heute gehen wir noch einen Schritt weiter: Der Vanguard Invest Anlageservice wird nun Anleger*innen helfen, sich in der komplexen deutschen Investmentlandschaft zurechtzufinden. Er wird ihnen Werkzeuge und Unterstützung bieten, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen und die besten Chancen auf Anlageerfolg zu gewährleisten.“
Also ja, der Vanguard Anlageservice, ähnlich wie in den USA, kommt nun auch in Deutschland. Bei meinem Interview mit Vanguard Deutschland-Chef Sebastian Külps im Sommer letzten Jahres klang das ja noch anders.
Da antwortete er auf meine Frage, ob Vanguard, ähnlich wie in den USA, einen eigenen Vanguard Anlageservice plant, noch sehr diplomatisch, auch wenn es sich am Ende vielleicht schon andeutete.
Sebastian Külps: Viele Anleger trauen sich ja nicht an eine Anlage mittels ETFs und Indexfonds heran. Gleichzeitig trauen Sie aber auch der Beratung nicht wirklich. Wir müssen daran arbeiten, dasss dieses Vertrauen wieder wächst. Wir bevorzugen eine Beratung mittels Service Fee, also eine reine Honorarberatung. Kostentransparenz ist uns sehr wichtig.
Wir möchten Berater darin unterstützen, einen Wandel herbeizuführen. Durch Regulationen alleine wird das nicht funktionieren. ETFs sind da als Produkt ideal zur Demokratisierung der Vermögensanlage, gerade durch ihre Transparenz. Die Beliebtheit der ETFs hilft auch somit Druck von unten aufzubauen, und ein Umdenken in den bestehenden Vertriebsstrukturen herbeizuführen. Selbst die Banken wollen das große Wachstum im Bereich der ETFs nicht verpassen und nehmen sie mit ins Angebot.
Wir haben nun unser Vanguard 360 Beraterprogramm ins Leben gerufen. Damit bieten wir Beratern Coaching an, stellen ihnen aber auch Hilfsmittel und Services zur Verfügung. Wir haben aber nicht wie in den USA eigene Berater. In Großbritannien wurde aber bereits eine digitale Beratung eingeführt.
Was ist der Vanguard Invest Anlageservice?
Der Vanguard Invest Anlageservice soll die Vorzüge einer digitalen Anlageplattform mit dem Kundenservice von Investment-Spezialisten verbinden.
Das heißt konkret: Anleger*innen haben hier sogar auch die Möglichkeit, am Anfang direkt ein kostenloses Gespräch mit Berater*innen zu führen und bei Fragen ggf. jemanden über den Kundenservice zu kontaktieren.
Gerade in Krisenzeiten wird es da sicher zu Wartezeiten kommen. Dennoch ist eine solche Möglichkeit für eine digitale Vermögensverwaltung wirklich sehr gut.
Insgesamt bietet der Vanguard Invest Anlageservice ein auf die Wünsche und Angaben der Anleger*innen abgestimmtes Portfolio mit einer langfristigen Ausrichtung. Zentral sind dabei, wie könnte es anders sein, Vanguards vier Grundsätze für erfolgreiches Investieren:
- klare Ziele
- ein ausgewogenes Portfolio
- Kosten kontrollieren
- Disziplin.
Zum Einsatz kommen dabei natürlich bekannte Vanguard Aktien- und Anleihenfonds. Vanguard sorgt dann für die kontinuierliche und automatisierte Überwachung sowie regelmäßige Anpassung des Portfolios, um die definierte Anlagestrategie dauerhaft abzubilden.
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Eckdaten: digitale Vermögensverwaltung „Vanguard Invest Anlageservice“
Das bietet die digitale Vermögensverwaltung“Vanguard Invest Anlageservice“:
- Digitale Vermögensverwaltung mit einem globalen Anlageportfolio aus kostengünstigen Vanguard Indexfonds für Aktien- und Anleihenwerte
- Flexible und kostenlose Ein- und Auszahlungen (Mindestanlagebetrag von 5.000 Euro)
- Sparplanfunktion ab 25 Euro / Monat
- faire und transparente Gebührenstruktur: (0,65% All-in-Servicegebühr + durchschnittlich 0,15% Fondsgebühren
- Erstellung eines Anlagevorschlags auf Basis einiger Fragen zur Ermittlung des
persönlichen Risikoprofils - Automatisierte Portfolioüberwachung und Rebalancing
- Optionale Definition eines Anlageziels und einer Erfolgsprognose
- Optionale, schrittweise Risikoreduzierung bei Annäherung an das Ende des
Anlagehorizonts (Glide Path) - optional kann eine mobile App für Android- und iOS-Systeme genutzt werden
In den wirklich günstigen 0,65% p.a. All-in-Servicegebühren sind bereits Anlageservice wie Portfolioverwaltung und Kundenservice enthalten.
Die zusätzlichen Fondskosten liegen um die 0,15% p.a. und hängen von der konkreten Auswahl der Indexfonds ab. Bei einer Anlagesumme von 10.000 fallen da also Kosten von ca. 80€ im Jahr an.
Eine Frage bleibt für mich allerdings. Gilt der Mindestanlagebetrag nur für Einmalanlagen oder auch beim Sparplan?
Online sieht es so aus, als müsstest Du zunächst 5.000€ einlegen. Der Betrag lässt sich bei meinem ersten Test in der Maske jedenfalls nicht reduzieren.
Die Frage habe ich aber Vanguard bereits gestellt und melde mich, sobald ich mehr weiß.
Die verwendeten Vanguard Indexfonds
Bei den verwendeten Vanguard Aktien- und Anleihenfonds handelt es sich um die Indexfonds-Pendants zu den bekannten Vanguard-ETFs. Sie sind preislich ähnlich strukturiert:
Aktienfonds
- Vanguard U.S. 500 Stock Index Fund EUR Acc – USA
- Vanguard European Stock Index Fund EUR Acc – Europa
- Vanguard Emerging Markets Stock Index Fund EUR Acc – Schwellenländer
- Vanguard Global Small-Cap Index Fund EUR Acc – Welt
- Vanguard Japan Stock Index Fund EUR Acc – Japan
- Vanguard Pacific ex-Japan Stock Index Fund EUR Acc – Asien-Pazifik
Anleihenfonds
- U.S. Government Bond Index Fund EUR Hedged Acc – USA
- Global Corporate Bond Index Fund EUR Hedged Acc – Welt
- Euro Government Bond Index Fund EUR Acc – Europa
- Japan Government Bond Index Fund EUR Hedged Acc – Japan
- U.K. Government Bond Index Fund EUR Hedged Acc – Vereinigtes Königreich
- Global Short-Term Corporate Bond Index Fund EUR Hedged Acc – Welt
- Global Short-Term Bond Index Fund EUR Hedged Acc – Welt
Disclaimer: der folgende Vanguard Indexfonds findet sich auch bereits in unserem Portfolio: Vanguard Global Small-Cap Index Fund.
Fazit / erster Test – Vanguard Invest Anlageservice
Für einen hartgesottenen Do-it-Youself-Anleger wie mich ist das Angebot natürlich nichts. Die 0,65% Gebühr spare ich mir dann doch lieber. Um die Fondskosten kommt man ja nicht herum und die sind bei Vanguard ohnehin exzellent.
In einem kurzen ersten Test, ging das Ganze jedenfalls sehr schnell. Die Ermittlung des Risikoprofils war mir dann sogar etwas zu schnell.
Das reine Aktienportfolio, das mir als sehr risikoaffiner Anleger angezeigt wurde, war ausgewogen und von den Kosten moderat. Es wurde mir tatsächlich mit den oben genannten 0,15% p.a. angegeben.
Der USA-Anteil betrug 51% der Werte. Zusätztlich wurden noch 10% Small Caps und 10% Emerging Markets beigemischt. Flexibilität bei der Zusammenstellung gibt es allerdings keine.
Die Kosten für das erste Jahr für die digitale Vermögensverwaltung wurden mir bei einer Anlagesumme von 5.000€ und einem monatlichen Sparplan von 200€ mit 79€ angegeben. Das ist fair.
Trotzdem muss man natürlich sagen, dass die kostengünstigere Alternative für ein reines Aktienportfolio ebenfalls im Hause Vanguard zu finden ist: der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (TER 0,22% p.a.) oder der mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF (TER 0,24% p.a.).
Und auch im Bereich der Aktien-Anleihe-Mischfonds macht sich Vanguard hier selbst Konkurrenz. Mit den Lifestrategie ETFs, gibt es ja bereits Mischportfolios mit wahlweise 80%, 60%, 40% oder 20% Aktienanteil mit einer TER von jeweils 0,25% p.a.
Für viele Anleger*innen macht das Angebot trotzdem Sinn. Gerade, wenn man sich nicht selbst an die Geldanlage herantraut, dann ist dieses Angebot für den Preis sehr gut.
Die Möglichkeit, im Fall der Fälle mit einem Berater zu sprechen, ist wirklich hervorragend. Kann so im Krisenfall das Schlimmste verhindert werden, ist das die geringe Gebühr allemal wert.
Was mich auch beeindruckt ist die Möglichkeit, eine schrittweise Risikoreduzierung flexibel einzubauen. So ermöglicht Dir die digitale Vermögensverwaltung, dass Du das Schwankungsrisiko kurz vor Beginn der Entnahme anpasst. Top.
Sean Hagerty, CEO von Vanguard in Europa, kommentiert das Angebot so:
Zu lange wurden Anleger*innen mit teuren und komplexen Produkten schlecht bedient. Wir sind fest davon überzeugt, dass unser kostengünstiger und breit diversifizierter Anlageansatz die Anleger*innen in Deutschland anspricht. Unser Anlageservice ermöglicht es ihnen, die richtigen finanziellen Entscheidungen für sich und ihre Nächsten zu treffen.
Wir freuen uns darauf, mehr Anleger*innen in Deutschland zu helfen, denn mit Vanguard Invest können wir ‚Zusammen mehr vermögen‘. In Zukunft werden wir unser Angebot erweitern, um auch Investoren zu bedienen, die ihre eigenen Portfolios zusammenstellen möchten.
Insbesondere den letzten Satz finde ich natürlich sehr interessant. Das klingt so, als würde Vanguard noch mehr planen und damit wohl auch die „Gemeinde“ der Do-it-Youself-Anleger anvisieren.
Sehen wir demnächst als vielleicht sogar einen Vanguard Broker mit selbst zusammenstellbaren Portfolios, die automatisch ein Rebalancing erhalten? Das fände ich in der Tat verlockend. Ich bleibe jedenfalls gespannt.
Den Vanguard Invest Anlageservice findest Du hier.
Eine digitale Vermögensverwaltung? Ist das etwas für Dich?
Habe ich Dein Interesse für die digitale Vermögensverwaltung „Vanguard Invest Anlageservice“ geweckt? Oder bist Du wie ich ein die hard DiY-Anleger? Wie fandest Du meinen ersten kurzen Test?
Schreibe mir doch einfach. Insbesondere, wenn Du den Service ausprobiert hast, würde mich Dein Feedback interessieren.
Vielleicht hast Du ja auch ganz allgemein eine Frage, eine Bemerkung oder sogar einen Fehler gefunden, den ich dringend beseitigen sollte? Auch inhaltliche Kritik ist willkommen, denn so lerne ich auch etwas dazu. Dann verwende einfach die Kommentarfunktion unten.
Persönlich investiere ich natürlich auch schon eine Weile in Indexfonds und ETFs und halte das weiterhin für eine sehr gute Idee. Hier auf diesem Blog teile ich meine Ideen und Gedanken dazu mit Dir. Besonders gerne nutze ich übrigens Vanguard-ETFs, denn für diese sprechen gleich mehrere Gründe. (Das ist unentgeltliche Werbung, denn ich erhalte von Vanguard dafür keine Vergütung.)
Wenn Dich interessiert, wie Du ganz einfach in ETFs einsteigen kannst, findest Du hier meine Kurzanleitung.
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Egal ob die Kurse steigen oder sinken – ich spare einfach munter weiter. Das geht natürlich nicht nur mit dem Vanguard Invest Anlageservice. Vanguard Indexfonds und ETFs kannst Du natürlich auch über einen Broker kaufen. Das tue ich am liebsten mittels Sparplans. Suchst Du einen guten Broker fürs ETF-Sparen? Warum nicht Scalable Capital ausprobieren? Dort kannst Du jetzt bis zum 31.3.2022 200.000€ Startkapital und den doppelten Sparplan gewinnen, wenn Du Dich bis zum 28.2.2022 bei Scalable Capital anmeldest.
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View Comments (6)
"Vanguard Broker mit selbst zusammenstellbaren Portfolios, die automatisch ein Rebalancing erhalten?"
Ja - dann würde ich es mir nochmal überlegen, vor allem wenn das Tax Reporting stimmt... aber so ist es halt vorerst noch relativ witzlos, es gibt eigentlich keinen wesentlichen Unterschied zu den "Life Strategy"-Produkten...
Sehe ich im Prinzip ähnlich. Ein bisschen etwas anderes ist es aber schon, insofern Du dort auch mit einem Berater sprechen kannst, der Dich ggf. von Panikverkäufen abhält. Außerdem ist die Möglichkeit, Dein Risiko zu einem bestimmten Datum hin zu reduzieren, auch sehr gut. Wer aber als DiY-Investor bereits gut zurechtkommt, braucht das sicher nicht.
Als Einstieg ist es sicherlich sinnvoll, um die Plattform anzuschieben und den Betrieb zu stabilisieren.
Wenn dann die Marketing-Maßnahmen greifen und das volumen stimmt, sollte der Weg frei sein für das DIY-Portfolio.
Ich vermisse aber von Vanguard einen Global All Cap *ohne* ESG Zusatz... Das tut einfach weh zu sehen, wie viel Aufwand da betrieben wird, so eine Plattform zu starten... während die einfacheren Dinge auf der Strecke bleiben.
Ich weiß nicht, ob das kommt. Mein Eindruck ist eher, dass ESG für Vanguard durchaus ein wichtiges Thema ist und bei neuen ETFs auch zukünftig eine Rolle spielen wird. Vielleicht täusche ich mich aber auch... Der ETF wird mal 7.500 Einzelwerte enthalten und aktuell sind es auch schon knapp 6.000. Da dürfte es bei der Rendite keine großen Unterschiede geben.
„Digitale Vermögensverwaltung“ klingt halt besser als „Mischfonds mit fester Quote“. Andererseits muss man sowas heutzutage wohl bieten, um alle Kundensegmente zu adressieren. Alternativen, sogar aus deren eigenem Hause, habt ihr ja schon genannt. Ist der Anlagebetrag hoch genug, ist sogar noch Luft für den Honorarberater, den man bei Panik anrufen kann. Ich verbleibe dennoch positiv gespannt, was zukünftige Produkte von VG angeht: Ein schlankes Angebot mit persönlichem Schwerpunkt (z.B. Wunsch-Faktoren mit abnehmender Gewichtung in Bezug auf ein Zieljahr) und automatischem Rebalancing wäre schon was Feines, da würde ich glatt überlegen die Gebühr für zu zahlen. So oder so, alles besser als fünf träge Fonds mit TER 1.5% zzgl. Portfoliogebühr. Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Auswahl von heute hätte ich gern vor zehn Jahren schon gehabt.
"Die Auswahl von heute hätte ich gern vor zehn Jahren schon gehabt." Ich auch!!! (Einen iShares MSCI World gab es ja aber eigentlich sogar schon seit 2005.)