Achtung! ETF-Sparer sollten jetzt aufmerksam lesen! Die ING meldet sich mit einem Paukenschlag zu Wort und greift die anderen Direktbanken, aber vor allem die Neo-Broker, frontal an.
Das Wertpapiersparen soll stark vereinfacht werden und gerade für ETF-Sparer gibt es da tolle Neuigkeiten. Das betrifft vor allem den Preis, denn ETF-Sparen soll ohne Kaufgebühren, also quasi kostenlos, möglich sein.
Nick Jue, Vorstandsvorsitzender der ING, bemerkte dazu: „Wir machen das regelmäßige, langfristige und breit gestreute Investieren in Wertpapiere so einfach wie das Tagesgeldsparen.“
Überblick
Alle ETF-Sparpläne ohne Kaufgebühren
Wie die ING Deutschland gerade in einer Presseerklärung bekannt gab, bietet die Direktbankt ab dem 1.4.2021 (Achtung: kein Aprilscherz!) alle ETF-Sparpläne ohne Kaufgebühren an.
Wörtlich heißt es dort: „Dazu wird die ING Deutschland 2021 alle ETF-Sparpläne ohne Kaufgebühren anbieten.“
Das wäre doch etwas: kostenlos meine ETFs besparen. Das Angebot muss ich mir wohl näher ansehen…
[Edit: einen Dämpfer gibt es für mich bereits. Trotz derzeit über 700 sparplanfähigen ETFs: der SPDR MSCI USA Small Cap Value Weighted UCITS ETF, den ich bespare, gibt es dort leider ebensowenig wie die UBS-ETFs in meinem Portfolio. Bei den Vanguard-ETFs gibt es nur eine eingeschränkte Auswahl. Hoffentlich ändert sich das noch bis April.]
Alle!? Wirklich alle ETF-Sparpläne ohne Kaufgebühren?
Beim ersten Lesen kamen mir da ein paar Zweifel, ob es sich da einfach nur um eine einjährige Aktion handelt wie bei den Aktions-ETFs und ob da wirklich alle sparplanfähigen ETFs betroffen sind.
Schließlich wird in dem Zitat auf 2021 Bezug genommen. Nicht, dass das Angebot nur für dieses Jahr gilt.
Auf meine Rückfrage bekam ich umgehend folgende Antwort von der ING: „Ja, es betrifft alle sparplanfähigen ETFs und ist ein dauerhaftes, zeitlich unbegrenztes Angebot.“
Das ist Mal ein Wort!
Die ETF-Sparpläne bei der ING
Und dieses Angebot kann sich wirklich sehen lassen. Konnten bei der ING bisher 180 ETFs als Aktions-ETFs ohne Kaufgebühren bespart werden, erstreckt sich das neue Angebot also tatsächlich auf alle der ca. 800 sparplanfähigen ETFs.
Für mich wesentliche Vanguard-ETFs auf den FTSE All-World, FTSE Developed World oder FTSE Emerging Markets sind da ebenso dabei wie die gängigen iShares-, Lyxor-, Amundi-, Invesco-ETFs und einige weitere.
Die genauen Details wird man sich noch ansehen müssen, aber auf den ersten Blick scheint die ING damit ein wirklich mehr als konkurrenzfähiges Produkt vorzulegen.
Klar. Beim Neo-Broker Trade Republic gibt es auch dauerhaft ETF-Sparpläne ohne Kaufgebühren, allerdings umfasst das Angebot da eben nur ETFs von iShares.
Beim Neo-Broker Scalable gibt es ein noch umfangreicheres Angebot, dafür fallen da beim Prime Broker-Tarif eine Flatrate für 2,99€pro Monat an.
Der folgende Satz der Pressemeldung scheint für mich daher stimmig:
Zusammen mit dem kostenlosen Depot und der Möglichkeit, bereits ab einem Euro Sparrate in Wertpapiersparpläne zu investieren, schafft die Bank ein im deutschen Markt einmaliges Angebot. Der kostenlose Kauf der rund 800 ETF-Sparpläne wird ab dem 01.04.2021 möglich sein.
ING-Pressemeldung
„Wir machen das regelmäßige, langfristige und breit gestreute Investieren in Wertpapiere so einfach wie das Tagesgeldsparen“, so Nick Jue weiter. „Wir ergänzen unser Sparangebot sinnvoll, ohne auszublenden, dass mit einem Wertpapierinvestment Risiken einhergehen. Mit dem niedrigschwelligen Angebot knüpfen wir an unsere Tradition als Sparbank in Deutschland an.“
Neben den ETF-Sparplänen können sich ING-Kunden auch über ein umfangreiches Angebot an Wertpapier-Sparplänen freuen, die ab einem Euro Sparrate möglich sind.
Komfortanlage: Assistiertes ETF-Sparen bei der ING
Ein weiteres, zusätzliches Angebot, dass zeitgleich mit den ETF-Sparplänen ohne Kaufgebühren startet, kann wohl als Angriff auf die Robo-Adivsor betrachtet werden.
Die ING wird anscheinend auch assistiertes ETF-Sparen anbieten. So heißt es in der Pressemeldung:
Wird mehr Hilfestellung bei der Wertpapieranlage benötigt, bietet die Bank zukünftig einen zusätzlichen Service: Mit der Komfortanlage erhalten Kunden digital und in wenigen Schritten eine Anlageempfehlung, die ihrer Risikobereitschaft, finanziellen Situation und dem Anlagehorizont entspricht. Die Anlageempfehlung fußt auf sieben weltweit gestreuten ING Dachfonds, deren Basis insgesamt 20 ETF- und Indexfonds sind. Damit deckt das Angebot über 10.000 Aktien und Anleihen aus 50 verschiedenen Ländern ab. Wenn möglich wird nach „MSCI SRI Standard“ nur in solche Unternehmen investiert, die gemessen an ESG-Kriterien zu den besten 25 Prozent der jeweiligen Branche gehören.
ING-Pressemeldung
Das klingt nach einem umfassenden Angebot, dass laut ING „allen Kundinnen und Kunden der ING zur Verfügung“ stehen soll.
Zusätzlich startet im zweiten Quartal also ein Anlageberatungsangebot für breit streuende, global investierende ETF-Dachfonds.
Hier wird es, neben der rein digitalen Beratung als Herzstück, einer zunächst begrenzten Anzahl von KundInnen auch möglich sein, bei Bedarf per Videokonferenz auf die Unterstützung eines Coaches zurückzugreifen. Dieser hilft dann beim Ausfüllen der digitalen Strecke.
Das Angebot kostet eine Fondsgebühr von 0,99% pro Jahr, welche direkt dem Fondsvermögen entnommen wird. Das ist nicht günstig, aber im Rahmen des Üblichen.
Es fallen hierbei voraussichtlich immerhin keine Depotführungs- und Transaktionskosten an. Die sogenannte Komfortanlage wird gerade von der ING getestet und soll im zweiten Quartal 2021 an den Start gehen.
Fazit: ein rundes Angebot der ING
Die ING reagiert für mich in adäquater Weise auf die wachsende Konkurrenz durch Dirketbanken, Neo-Broker und Robo-Advisor.
Es ist wirklich ein zukunftsfähiges und rundes Angebot, dass die ING hier vorlegt, dass mich ebenfalls nachdenklich macht und einen Wechsel zur ING überlegen lässt.
Die Kombination aus kostenlosem Wertpapier-Depot, ETF-Sparen und kostenlosem Girokonto (zumindest bei einem regelmäßigen Geldeingang von >700€) ist als Gesamtpaket nicht schlecht.
„Wir bieten alle unsere rund 800 sparplanfähigen ETFs ab April dauerhaft ohne Ordergebühren an. Mit dem kostenlosen Depot, Wertpapier-Sparplänen bereits ab einem Euro und der im zweiten Quartal startenden digitalen Wertpapier-Beratung schaffen wir damit ein einmaliges Angebot“, sagt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland.
Dem ist nichts hinzuzufügen und ich werde mir das Angebot in aller Ruhe ansehen.
Das neue Metall-Büffel-Jahr: ein Jahr im Zeichen des Bullen!
Zu guter Letzt wünsche ich allen Lesern ein frohes Neues Jahr, schon wieder.
Diesmal ist es ein Gruß zum tibetischen Neujahr, dass dieses Jahr mit dem chinesischen Neujahr zusammenfällt.
Das kommende Jahr steht ganz im Zeichen des Eisen-Ochsen und ich hoffe, dass das für die Börse ein gutes Vorzeichen ist und wir uns nun auf bullischere Zeiten freuen dürfen!
In diesem Sinne, wünsche ich allen Lesern in jeder Hinsicht für die kommende Zeit viel Licht, Freude, Gesundheit und Erfolg!
Genauere Informationen zu den ETF-Sparplänen findest Du natürlich in der verlinkten Presseerklärung oder auf der Webseite der ING. Solltest Du dort andere Hinweise finden als hier, gelten selbstverständlich diese. Die von mir bereit gestellten Daten dienen nur Deiner Information und Unterhaltung und sind ohne Gewähr und Haftung.
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View Comments (10)
"Zusammen mit dem kostenlosen Depot und der Möglichkeit, bereits ab einem Euro Sparrate in Wertpapiersparpläne zu investieren, schafft die Bank ein im deutschen Markt einmaliges Angebot."
das ist in Kombination tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal. 1€ Mindestgröße für den Sparplan? Das senkt die Einstiegshürden tatsächlich auf ein absolutes Minimum herab.
Oder verleitet dazu, ein "individuelles" Portfolio aus 70 ETF zu besparen...
Ja, das ist als Allround-Paket wirklich genial. Die 1€ gelten, so wie ich es verstanden habe, für die Aktiensparpläne. Habe aber bereits nachgefragt, ob das auch für die ETF-Sparpläne so gilt.
Es würde ggf. ermöglichen, eine Streuung über viele ETFs vorzunehmen und das könnte man natürlich auch kritisch sehen. Mir persönlich ist das immer noch lieber, als jemand, der alles in 2-3 Aktien investiert. Es setzt die Hürde aber wirklich relativ niedrig. Vielleicht trauen sich so viele auch überhaupt erst Mal, mit dem ETF-Sparen zu beginnen.
Ich freue mich schon und werde über den Weg meine Einmalanlage tätigen & hoffe, dass die Rate nach oben nicht begrenzt ist.
Danke für Deinen Kommentar. Interessante Frage, ob die Rate nach oben nicht begrenzt ist. Bin bisher bei der DKB. Da geht das ganz problemlos.
Die Rate ist pro Sparplan auf 1000,00 EUR gedeckelt - allerdings kann man z.B. 5 Sparpläne zu je 1000,00 EUR einrichten. :-)
Nur zur Info.
Gruß,
Mike
Hallo Mike, viele Dank für den Hinweis. Das ist für manche sicher eine wichtig Information!
Gruß, Rolf
Das Angebot hört sich interessant an. Solange aber die genauen Konditionen unklar sind, ist Skepsis angebracht, ob es nicht doch einen Pferdefuß oder Einschränkungen gibt.
Wie soll sich ein Broker von 0 EUR finanzieren? Klar, über die Rückvergütungen, aber das soll am Ende reichen?
Zwar ist die Äußerung "dauerhaftes, zeitlich unbegrenztes Angebot" klar, aber das hindert den Anbieter nicht, doch nach Erreichen der kritischen Masse, dann doch das Ganze kostenpflichtig zu machen.
Die o.g. Skepsis gilt übrigens für alle (Neo-) Broker. Momentan sind die Preise ja richtige Kampfpreise am Markt. Auf Dauer wird das kein Broker durchhalten können. Irgendwo muss er sparen.
Ich bin selbst bei der ING und finde den Service dort wirklich sehr gut. Vergleicht man den aber beispielsweise mit dem faktisch nicht vorhandenen Support von Trade Republic, dann wird offensichtlich, wo Trade Republic die Kosten einspart.
Es ist verständlich, dass die ING am derzeitigen Aktien-Boom in Deutschland partizipieren will, da vor allem viele Jugendliche zu den Neo-Brokern rennen und die ING aktuell potentielle Kunden vermutlich nicht mehr erreicht.
Ich bin aber skeptisch, ob jedem User klar ist, was diese "Kostenlos"-Mentalität am Ende bedeutet: Den bekannten und geschätzten Service wird es für lau nicht geben. Die Foren und Bewertungen sind voll von Leuten, die z.B. bei Trade Republic ein Problem haben und das Unternehmen nicht erreichen bzw. nur eine unzureichende Antwort erhalten.
Ich frage mich, ob ich als User das tatsächlich will. Ich bin da eher skeptisch.
Hallo und vielen Dank für den Kommentar. Ja, Onvista ist ja ein gutes Beispiel, wie aus "dauerhaft kostenlos" doch ein Broker "mit Kosten" wurde. Allerdings denke ich, dass hier der Blick in die USA lohnt. Dort hat sich dieser Trend ja schon eine Weile fortgesetzt und es gibt jetzt einige kostenlose Angebote.
Solche kostenlosen Angebote können sich wohl auch wirtschaftlich tragen, wenn sie weitestgehend automatisiert sind und es ausreichend Kunden gibt (wie bei Trade Republic). Eine kleine Vergütung erhalten die Broker ja doch von den Handelsplätzen.
Bei der ING, die ja als Bank ein Komplettangebot anbietet, kann sich das auch auf andere Weise lohnen. Man braucht ja ein Konto bei der ING dazu und das ist, wenn ich es richtig sehe, nur dann gratis, wenn es einen regelmäßigen Gehaltseingang gibt. Auf diese Weise könnte sich die ING dann also entweder doch eine Gebühr für das Konto oder eben einen Kunden sichern, der mit seinem Gehaltskonto zur ING umzieht.
Bei der ING halte ich das eher für ein Lockangebot, mit dem man Kunden generell an sich binden möchte, was funktionieren könnte.
Trade Republic sehe ich nicht so kritisch. Ja, man darf da keinen großen Service erwarten oder es für eine App halten, die für Trading geeignet wäre (wie der Name suggeriert). Zum einfachen Sparen ist Trade Republic aber in Ordnung.
Ich habe heute morgen, versucht einen neuen ETF-Sparplan auf ing.de zu eröffnen und dabei eine Fehlermeldung erhalten, dass ich die maximale Anzahl von 20 an Sparplänen erreicht habe.
Da scheint vonseiten der ING diese ETF Aktion aus dem Ruder gelaufen zu sein. Diese Änderung wurde aber nirgendwo auf deren Homepage oder im Posteingang angekündigt.
Interessant. Nur zur Vorsicht. Hast Du 20 ETF-Sparpläne gleichzeit am Laufen - was ich eher nicht annehme. Oder ist die Gesamtanzahl am Ende auf 20 begrenzt? Das wäre natürlich wirklich seltsam...