Ein großer Börsenkrach. Hilfe! Davor haben doch viele Börsianer Angst, oder?
– Doch was ist ein großer Börsenkrach eigentlich?
– Warum haben so viele Leute Angst davor?
– Ist ein Crash wirklich so bedrohlich?
– Gibt es nicht etwas, das eine viel verheerendere Wirkung als ein Börsenkrach hat?
– Und warum wird dieser andere „Crash“ von den meisten Anlegern gar nicht bemerkt?
Keine Geduld? Dann gleich ab zum Fazit!
Überblick
Was ist ein Börsenkrach?
Was ist ein Börsenkrach bzw. Börsencrash? Mit einem plötzlich eintretenden Krach bzw. Lärm hat der Börsencrash in der Tat nur wenig zu tun.
Entscheidend ist der englische Begriff crash, der im deutschen Ausdruck Börsenkrach wohl eher lautmalerisch wiedergegeben wird.
Crash bedeutet zunächst Absturz und so ist ein Börsenkrach ein Kurseinbruch am Aktienmarkt, der meist schnell erfolgt.
Für Viele war das bis vor Kurzem noch eine sehr abstrakte Angelegenheit. Doch im März konnten Anleger das hautnah mit erleben.
Erst brach der DAX am 9. März 10% und dann am 12. März gleich noch einmal 12% ein. Bis Ende März waren es dann gut 40% Kursverlust.
Wie man sehen konnte, geht ein Börsenkrach mit panikartigen Verkäufen und hohen Verlusten einher.
Ob nun Crash oder Krach richtig ist, das Wehklagen der Börsianer ist bei einem solchen Absturz bestimmt auch sehr laut.
Viele Börsianer haben Angst vor dem großen Börsenkrach. Das liegt natürlich an den möglichen Verlusten.
Angst vor dem Börsenkrach?
Bist Du in Aktienwerte investiert und hast Angst vor dem Börsenkrach? Doch was genau macht Dir Sorgen?
Sind es mögliche Verluste von 25%, 50%, 75% oder gar 100%, die Dir Angst machen?
Vielen Menschen würden Verluste von 50% oder mehr sicher große Sorgen bereiten.
Wie sieht es bei Dir aus? Macht Dir ein Börsenkrach von 50% Angst?
Nein? Du wirst auch dann nicht verkaufen?
Super. Du bist anscheinend schon sehr erfahren an der Börse und Dich bringt so leicht nichts aus der Ruhe.
Zur Vorsicht probiere ich es aber noch Mal anders.
Nehmen wir an, Du hast Aktien-ETFs im Wert von 1 Millionen Euro in Deinem Depot.
Jetzt schaust Du ins Depot rein und das zeigt Dir plötzlich einen Wert von lediglich 500.000€ an.
Und? Immer noch kein Problem. Mit 500.000€ mehr oder weniger kann man doch schon etwas anfangen.
Hand aufs Herz. Macht Dir das jetzt dann nicht doch Sorgen oder lässt es Dich immer noch völlig kalt?
Vielen Anleger geht es so wie Kindern beim berühmten Fangspiel „Böser Wolf“.
Wenn man fragt „Wer hat Angst vorm bösen Börsenkrach?„, rufen alle „Niemand.“
Wenn es dann heißt „Und wenn er kommt, der Börsenkrach?“, dann laufen alle so schnell es geht davon, sprich: sie verkaufen panisch ihre Aktien.
Ist ein Börsenkrach bedrohlich?
Die Antwort auf die Frage „Ist ein Börsenkrach bedrohlich?“, lautet: jain.
Es kommt eben darauf an. Die Situation jedes Anlegers ist anders.
Nein. Wenn Du mental und finanziell in der Lage bist, den Börsenkrach auszusitzen und die Zusammensetzung Deines Portfolios Deinem Risikoprofil entspricht, dann ist ein Börsenkrach nichts Schlimmes.
Wie eine Welle, kommt und geht er dann auch wieder.
Wer die Sache einfach aussitzt, geht daraus in der Regel unbeschadet hervor.
Kaufst Du sogar beherzt im Crash nach, kannst Du daraus als Anleger sogar einen kleinen Vorteil ziehen.
Voraussetzung dafür ist aber auch, dass Du wirklich breit diversifiziert bist und Deine Geldanlage zumindest auf viele Aktien oder sogar über mehrere Anlageklassen verteilt ist.
Außerdem darfst Du dann im Crash auf keinen Fall verkaufen, sondern musst Deine Aktienwerte halten. Es ist also auch wichtig, dass Du das angelegte Geld nicht plötzlich benötigst.
Dann kannst Du Dir ziemlich sicher sein, dass Du nach dem Börsenkrach bei der darauf folgenden Erholung wohl auch wieder mit dabei bist.
Warum nur „ziemlich sicher“? Nun, eine Garantie gibt es nicht. Sicher ist im Leben nur der Tod.
Ja. Wenn Du mental und finanziell nicht in der Lage bist, den Börsencrash auszusitzen und die Zusammensetzung Deines Portfolios entspricht nicht Deinem Risikoprofil oder Du bist nicht gut diversifiziert, dann kann der Börsencrash sehr wohl gravierende Konsequenzen für Dich haben.
Verkaufst Du mitten im Börsenkrach, weil Du Angst bekommst oder Dein Geld ganz einfach zum falschen Zeitpunkt benötigst, kannst Du einen erheblichen Verlust erleiden.
Wenn Du schlecht diversifizierte ETFs hast (z.B. nur eine Branche) oder nur in wenige Aktien bzw. nur in eine investiert bist, dann kann ein Crash einer einzelnen Aktie bereits verheerend sein. Dann ist die Verlustangst sogar gerechtfertigt.
Ich sage nur ein Wort: Wirecard.
Es gab ja tatsächlich Anleger, die ihr ganzes Geld in Wirecard investiert hatten. Das kann man jetzt dumm oder fahrlässig nennen, ist aber in jedem Fall tragisch.
Da ist dann so ziemlich alles weg und ob die Aktie jemals wieder etwas Wert sein wird, steht in den Sternen.
Darum gilt für mich eine ganz klare Regel: egal ob Einzelaktien, Anleihen, Fonds, ETFs oder was auch immer: Diversifikation ist wichtig.
Ein Börsenkrach ist also halb so wild, wenn Du
- nur Geld anlegst, dass Du eine längere Zeit nicht benötigst,
- Dein Portfolio so konstruiert ist, dass Du bei einem echten Crash nicht so viel Geld verlierst, dass Du in Panik gerätst und
- Dein Portfolio breit genug aufgestellt ist, dass Du Dir keine Sorgen machen musst, dass es sich nie wieder erholt.
Außerdem hat ein Börsenkrach meist etwas bedrohliches, weil er plötzlich oder völlig unerwartet erfolgt. Da übermannen einen die Verlustängste ganz leicht.
Tibetische Buddhisten führen sich jeden Tag vor Augen , dass dies ihr letzter Tag sein könnte. Dadurch machen sie sich bewusst, dass der Tod zum Leben einfach dazu gehört.
Damit taucht er dann auch nicht irgendwann plötzlich und unerwartet auf und verliert etwas von seinem Schrecken.
Ebenso sollten sich Anleger stets bewusst machen, dass größere Bewegungen an den Börsen einfach dazu gehören.
Eine Börse ohne auf und ab, gibt es nicht. Ist man sich dessen stets bewusst, verlieren auch größere Schwankungen ihren Schrecken.
Habe ich vor einem Börsenkrach also Angst? Nein, denn ich bin darauf vorbereitet.
Es ist keine Frage, ob er kommt, sondern lediglich wann und wie Du darauf reagierst.
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Der Crash im Schneckentempo, der mir Angst macht
Gibt es dennoch einen Crash der mir Angst macht? Vielleicht sogar einen Crash im Schneckentempo, der dazu sogar noch völlig unbemerkt abläuft?
Ja, den gibt es. Nach der strengen Definition des Börsenkrachs von oben, ist dieser Crash formal allerdings kein echter Börsenkrach.
Er erfüllt das Kriterium des schnellen Crashs schließlich nicht.
Dennoch macht mir dieser Börsenkrach im Schneckentempo mehr Angst als ein echter und ich vermeide ihn, so gut ich kann.
Der Crash, von dem ich hier spreche, ist wirklich extrem langsam. Dennoch sind da Verluste von 50% und mehr möglich.
Das Schlimmste daran ist: er läuft bei vielen Anlegern völlig unbemerkt ab, die ganze Zeit. Vielleicht auch bei Dir?
Die Rede ist von hohen Fondsgebühren, wie sie bei aktiven Aktienfonds noch immer üblich sind.
Im Gegensatz zu ETFs finden sich da immer noch recht hohe fondseitige Gebühren von 1,5%, 2% oder sogar mehr.
Oft kommen da, vor allem bei Bankprodukten, noch anfängliche Ausgabeaufschläge dazu.
Gleichzeitig gibt es keine Hinweise darauf, dass aktiv gemanagte Fonds in der Regel (und schon gar nicht langfristig) im Vergleich zu einfachen Indexfonds eine versprochene Überrendite liefern.
Was bedeutet das nun aber für einen Anleger? Schauen wir es uns an einem Beispiel imaginärer ETFs bzw. Fonds an:
Fonds | lauf. Kosten | Ausgabe-Aufschlag | 10 Jahre | 20 Jahre | 30 Jahre | 40 Jahre | 50 Jahre |
ETF VanSpar | 0,2% p.a. | – | 16.148€ | 44.497€ | 94.265€ | 181.635€ | 335.019€ |
Fonds DerKostet | 2% p.a. | – | 14.649€ | 36.144€ | 67.688€ | 113.974€ | 181.895€ |
Fonds DerKostet | 2% p.a. | 5% | 13.951€ | 34.424€ | 64.465€ | 108.547€ | 173.234€ |
Du siehst in der Tabelle sehr schön, was hohe Kosten bei der Geldanlage ausmachen.
Nach 10 Jahren liegen der günstige ETF mit jährlichen Kosten von 0,2% und der teure Fonds mit jährlichen Kosten von 2% fast gleich auf. Auch der Ausgabeaufschlag macht keinen großen Unterschied.
Doch nach 50 Jahren zeigt sich schon ein ganz anderes Bild.
Mit dem kostengünstigen ETF ergibt sich – jährliche Rendite von 6% p.a. vorausgesetzt – die stattliche Summe von 335.019€.
Bei den teuren Fonds sind es hingegen nur 181.895€ (ohne Ausgabeaufschlag) bzw 173.234€ (mit Ausgabeaufschlag).
Wieder wurde eine jährliche Rendite von 6% vorausgesetzt. In der Realität haben aktiv gemanagte Fonds über so einen langen Zeitraum nur sehr selten eine Rendite, die der eines kostengünstigen Index-ETFs entspricht.
Es zeigt sich: die Kosten machen sich bemerkbar. Im schlimmsten Fall fällt der Depotwert nach 50 Jahren sogar um fast 50% geringer aus.
Wir erinnern uns: der Crash im März beim DAX hat etwas über 40% ausgemacht und war nicht dauerhaft.
Trotzdem gab es viele Anleger, die panisch reagierten und ihre Aktien verkauften.
Hier sieht es anders aus. Die Anleger bekommen davon noch nicht mal etwas mit, denn die Fondskosten werden ja fondsintern verrechnet. Nach dem Motto: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Es liegt zwar kein schneller Börsencrash vor, das Ergebnis dieses Crashs bzw. Absturzes ist ungleich schlimmer.
Eine anschließende Erholung wie beim Börsenkrach findet eher nicht statt. Die Verluste werden nicht wieder aufgeholt.
Hohe Fondsgebühren sind für mich daher etwas, was ich tunlichst vermeide.
Sie sind für mich der eigentliche Crash, vor dem sich Anleger schützen sollten.
Wenn Du nicht auf die Kaufkosten achtest, kann Dich das teurer kommen als ein Börsenkrach.
Aber zum Glück gibt es ja mittlerweile Alternativen zu den teuren Aktienfonds…
Die Kaufkosten sind nicht entscheidend
Was man hier auch sehr schön sieht: die Kaufkosten sind nicht so entscheidend.
Selbst bei den teuren Aktienfonds schlagen die hohen Ausgabeaufschläge von 5% und mehr nicht so stark zu Buche.
Auch wenn viele ETF-Anleger sehr leidenschaftlich darüber diskutieren, bei welchem Broker man seine ETFs günstiger bekommt, macht das höchstens sehr langfristig einen Unterschied.
Wesentlich wichtiger ist, auf die laufenden Kosten zu achten. Hier kann es richtig teuer werden.
Das soll aber nicht heißen, dass Du bei der Wahl Deines Brokers nicht auf die Kosten achten solltest.
Es soll vielmehr heißen: schau bitte noch genauer auf die Fondskosten, als Du ohnehin schon auf die Kaufkosten achtest.
Natürlich brauchst Du beim ETF-Kauf nicht mehr ausgeben, als unbedingt notwendig.
Bei günstigen Brokern wie dem neuen Scalable Depot oder Trade Republic kannst Du ETFs ja sogar dauerhaft kostenlos besparen.
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Fazit – Der Börsenkrach im Schneckentempo, der mir Sorgen bereitet
Okay, was mir Sorgen bereitet, ist technisch gesehen kein echter Börsenkrach.
Dennoch sind hier – zumindest über einen langen Zeitraum betrachtet – auch Verluste von 50% meines Depotwertes möglich.
Das ist quasi ein Crash im Schneckentempo.
Die Rede ist von hohen Fondsgebühren. Über 30, 40 oder 50 Jahre nagen die ganz schön an der Geldanlage.
Im Vergleich zu einem kostengünstigen Index-ETF, läppern sich 2% laufender Fondsgebühren mit der Zeit ganz schön. Das Stichwort lautet auch hier: Zinseszins-Effekt.
Für viele geschieht dies unmerklich. Oft haben Sie dabei sogar ein gutes Gefühl, denn die Geldanlage hat ja trotzdem ordentlich an Wert gewonnen.
Wir aber der Vergleich zu einem Index gezogen, dann wird es offensichtlich.
Daher gilt für mich: unbedingt auf die laufenden Gebühren achten. Wie siehst Du das?
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