Schlau investieren? Dann nimm dumme Aktien-ETfs.

Willst Du schlau investieren? Setze auf dumme Aktien-ETFs!

Wäre das nicht etwas? Schlau investieren wie die Börsenprofis? Klingt einfach. Doch sind Aktien nicht gefährlich? Ist es nicht wahrscheinlich, dass Du als Privatanleger Geld verlierst, wenn Du auf dumme Aktien-ETFs setzt?

Nein. Es ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar ziemlich sicher. Achtung Gruselfaktor: Ich kann Dir versprechen, dass Du auf jeden Fall Geld verlieren wirst, wenn Du in Aktienwerte investierst. Es wird Tage geben, wo die Verluste sogar sehr hoch sind.

Warum sollte man das dann überhaupt tun? Nun, es gibt eben auch Tage, an denen Du Geld gewinnen wirst. Je nach Marktlage geht es an der Börse rauf oder runter. Glücklicherweise sind die Tage an denen es nach oben geht über die Jahre in der deutlichen Überzahl – zumindest war das in der Vergangenheit so.

Das Wissen, dass Aktienmärkte zwar schwanken, langfristig aber tendenziell steigen, lässt sich ausnutzen. In diesem Artikel möchte ich Dir zeigen, wie Du schlau investieren kannst, indem Du ganz einfach in dumme Aktien-ETFs investierst.

Warum ist es schlau, auf dumme Aktien-ETFs zu setzen?

Was ist an Aktien-ETFs eigentlich dumm? Nun. Im Gegensatz zu den meisten Fonds, gibt es bei der überwiegenden Mehrheit von ETFs keinen Fondsmanager, der sich kluge Gedanken macht.

Tatsächlich ist das eine Vereinfachung, denn es gibt auch aktiv gemanagte ETFs (z.B. die Vanguard Faktor-ETFs), die sind zurzeit aber noch eher selten und dann meist auch nicht so teuer.

Sogenannte Index-ETFs bilden einfach mechanisch einen Index ab. Und das ist, streng genommen, ziemlich schlau. Leider ist es nämlich so, dass es bei der Geldanlage überhaupt nicht hilft klug zu sein, zumindest nicht über ein bestimmtes Maß hinaus.

Die berühmte Studie zu den Schimpansen-Portfolios beweist das eindrücklich. Schimpansen, die zufällig irgendwelche Aktien für ein Portfolio mit Dartspfeilen auswählten, schnitten damit durchschnittlich besser ab als professionelle Fondsmanager.

Die Index-ETFs sind allerdings nicht zufällig ausgelost. Stattdessen sind die meisten ETFs marktkapitalisierungsgewichtet. Das heißt, das Gewicht einer Aktie im Index bemisst sich am Wert der Aktie.

Aktien-Index-ETFs bündeln daher meist große Mengen an Aktien, manchmal sogar tausende. Die Auswahl erfolgt automatisiert und solche ETFs kosten wenig. All das ist von Vorteil, um an der Börse erfolgreich zu sein.

Wichtig: Achte darauf, dass ein ETF wirklich viele Aktien enthält. 50-100 sollten es mindestens sein. Manche ETFs enthalten nur 10-20 Aktien und decken eine Nische ab. Solche ETFs sind, meiner Meinung nach, für Anfänger nicht geeignet (und sind ansonsten auch meist nicht sehr sinnvoll).

Sei schlau, stellt Dich dumm!

Wenn Du einen solchen Aktien-ETF gekauft hast, tust Du am besten gar nichts – bzw. fast nichts damit. Tatsächlich hilft es auch hier überhaupt nicht, wenn Du versuchst, schlau zu sein.

Versucht Du den Markt zu verstehen, setzt auf eine bestimmte Nische bzw. Branche oder irgendein schlauer Bankberater rät Dir, dass Portfolio aufgrund der Marktlage umzuschichten, geht das sehr oft schief.

Ich kann kaum glauben, dass ich einmal Daniela Katzenberger zitiere, aber mit folgendem Satz hat sie, zumindest an der Börse, wirklich recht. „Sei schlau, stell Dich dumm!“ Das ist an der Börse wirklich eine verdammt schlaue Idee.

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Denke am besten erst gar nicht darüber nach, was bei der aktuellen Marktlage besonders gut funktionieren könnte. Kaufe nicht bestimmte Branchen oder Unternehmen, die Dir gefallen oder die Du für vielversprechend hältst.

Verhalte Dich so, als wüsstest Du nicht, wie es an der Börse weitergeht. Das weißt Du nämlich wirklich nicht.

Es ist einfach nicht vorhersehbar, wie sich die Börsen entwickeln. Für niemanden. Falls doch, dann ist es wohl so offensichtlich, dass es bereits eingepreist ist.

Alles was Du tun musst, ist so wenig wie möglich vom ursprünglichen Plan abzuweichen. Stelle am Anfang einen ganz simplen Plan auf und bleibe dabei.

Gerade für jemanden, der ansonsten clever ist oder sich dafür hält, mag das schwer sein. Es wirkt vielleicht zu einfach. Da muss man doch noch irgendetwas optimieren können, wenn man sich schlauer anstellt als der Rest?

Kannst Du mit Einzelaktien oder Optionen ein besseres Ergebnis erzielen? Klar. Das geht. Dann sind aber auch große Verluste möglich. Eine Weile mag es gut gehen, aber dann?

Schau Dir an, was aktuell in den Portfolios der Finanzblogger los ist, die sich mit Optionen beschäftigen. Da hat es im aktuellen Crash einige zerlegt. Die meisten veröffentlichen ihre Zahlen erst gar nicht mehr. Ein sehr ehrliches Statement (Respekt!) gibt es im Portfolio Update für den März von Freaky Finance.

Da sind wohl teilweise Jahre notwendig, um die Verluste wieder auszugleichen – und das sage ich nicht mit Schadenfreude. Mir tut es ehrlich gesagt sehr Leid, insbesondere auch wenn ich an ihre Leser denke, die ja oft ähnlich investieren.

Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen. Es kommt darauf an, schlau zu sein und nichts zu tun, also fast nichts. Handele nicht häufig und versuche nicht, mit Optionen mehr aus Deinem Portfolio heraus zu kitzeln. So verschlimmbesserst Du alles wahrscheinlich nur.

Es gibt keinen schnellen Weg zum Reichtum. Hohe Renditen bedeuten eigentlich auch immer hohes Risiko. Mir sind 100% in aktienähnlichen Investments in meinem Portfolio volatil genug.

Schlau investieren? Dann verlasst Dich nicht auf Dein Glück, sondern nimm einach dumme Aktien-ETFs.
Schlau investieren heißt nicht nur auf Dein Glück zu bauen!

Optionen wären da wohl nichts für mich. Ich warte lieber und möchte mich nicht allzu sehr auf mein Glück verlassen müssen.

Das einzige, wo Du aktiv werden solltest, ist Rebalancing. Damit ist gemeint, dass Du das ursprüngliche Verhältnis Deiner Anlagewerte wieder herstellst. Ob quartalsweise oder jedes Jahr bzw. zweites Jahr ist egal. Hauptsache regelmäßig.

Wenn Du zum Beispiel 70% in Aktien-ETFs und 30% in Anleihen-ETFs investieren wolltest oder jeweils 30 % in US, EU und Asien-Pazifik, dann achte darauf, das Verhältnis beizubehalten.

Schlau investieren heißt „lange liegen lassen“

Schlau investieren heißt lange liegen lassen, bzw. Buy and Hold. Lange liegen lassen ist dabei wirklich immens wichtig. Daher noch einmal im Fettdruck und mit drei Ausrufezeichen LANGE LIEGEN LASSEN!!!

Mindestens 10, besser 15 bis 20 Jahre solltest Du Dein Geld am Aktienmarkt arbeiten lassen. Alles unter 10 Jahren ist eher riskant. Hier kann es – je nach Anfangs- und Endzeitpunkt – sein, dass Du weniger Geld herausbekommst, als Du investierst hast.

Das wäre dann aber in der Regel ein Fall von einer Kombination aus ungünstigen Ein- und Ausstiegszeitpunkten. Meist ließe sich das deutlich verbessern, wenn Du den Ausstiegszeitpunkt um ein bis zwei Jahre verschiebst.

Kaum zu glauben, aber sehr schlaue Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass es an der Börse überhaupt nichts bringt, wenn Du versuchst schlau zu sein.

Lange liegen lassen geht natürlich nur mit dem richtigen Produkt, wie zum Beispiel dumme Aktien-ETFs. Da sind genug Einzelwerte, damit Du Dir keine Sorgen machen brauchst, dass der Wert einen 100%-igen Wertverlust erleidet.

Willst Du wirklich schlau investieren, dann ist es also tatsächlich ratsam in dumme Aktien-ETFs zu investieren, gerne auch in Kombination mit anderen Anlageklassen wie Anleihen-ETFs.

Schlau investieren mit Sparplan

Sparpläne sind toll. So kannst Du am besten schlau investieren. Wieso? Nun. Ein Sparplan trickst Deinen Verstand aus. Alles läuft automatisiert und Du musst keine Entscheidungen treffen. Bei der Geldanlage wirkt das Prinzip des Beamten-Mikado: wer sich bewegt, verliert.

Ein Sparplan ist darüber hinaus bei den Kaufkosten meist billiger als ein Einzelkauf. Außerdem hält er Dich von Timing ab. Am besten, läuft der Sparplan einfach und Du hast vergessen, dass er läuft.

Sparplan oder Einmalanlage, was ist besser? Meist stellt sich die Frage nicht, da Du entweder eine größere Summe hast, die Du jetzt investieren möchtest oder aber eben nicht, warum Du dann einen Sparplan auflegst.

Wenn Du wirklich langfristig schlau investieren willst, ist es ziemlich egal. Hauptsache Du investierst. Natürlich kannst Du alles gleich investieren. Hast Du Angst oder Bedenken, dann kannst Du auch in Tranchen in den Markt einsteigen.

Statistisch betrachtet ist ein Einmalinvestment besser, aber wir leben leider in keiner statistisch korrekten Welt. Ausnahmen von der Regel können vorkommen und sind dann auch sehr real.

Hast Du sowieso keine große Einmalinvestition, die Du tätigen kannst, dann ist ein Sparplan hervorragend. Damit schaltest Du Deinen Verstand aus und kaufst einfach regelmäßig zu bestimmten fixen Terminen nach.

Wir halten es so: da wir nicht viel Geld frei zur Verfügung haben, läuft bei uns der Sparplan. Wenn wir dann tatsächlich etwas zusätzliches Geld haben (z.B. Weihnachtsgeld oder eine Steuerrückzahlung), das wir nicht brauchen und anlegen wollen, wird gleich investiert.

Tipp: Der neue Smartbroker bietet bereits Sparpläne für knapp 600 ETFs an. Etwa die Hälfte davon können derzeit als Aktions-ETFs kostenlos bespart werden. Langfristig sind die Kosten mit 0,20% (mind. 0,80€) moderat. Zusätzliche Einzelkäufe kosten pauschal 4€ (Stand April 2020).

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Wissen ist nicht Macht, vor allem nicht im Crash

Vermeide unnützes Wissen! Überflüssiges Finanzwissen ist nicht Macht. Egal ob Depotstand oder Finanzporno. Hier schadet Wissen gegebenenfalls mehr als das es hilft.

Wie im Tierreich: wenn Gefahr droht, einfach tot stellen bis die Sache vorüber ist oder den Kopf in den Sand stecken. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Du ständig ins Depot hineinsiehst. Hier gilt, Wissen ist nicht Macht.

Was Du nicht weißt, macht Dich nicht heiß. Unser Gehirn verarbeitet Verluste leider anders als Gewinne. Verluste – auch wenn die Gewinne langfristig überwiegen – nehmen uns mehr mit.

Wen Du den Crash verschläfst, hast du es gut. Du musst Dir dann keine unbegründeten Sorgen machen. Du bekommst gar nicht mit, wie Dein Depot vom Höchststand ausgehend einen Crash erleidet, um anschließend wieder neue Höchststände zu erreichen.

Einmal im Jahr ins Depot zu schauen langt vollkommen. Vor allem während eines Crashs würde ich dann von Abstand nehmen. Das gilt aber nur, wenn Du nicht in wenige Einzelaktien investierst.

Dann musst Du ggf. doch reagieren. Eine Krise kann dann durchaus auch zum Totalverlust führen, wenn das Geschäftsmodell eines Unternehmens langfristig wegbricht. Hast Du auf dumme Aktien-ETFs gesetzt, schläft es sich weiterhin ganz entspannt.

Stell Dir einen Moment vor, Du hast den Corona-Crash gar nicht mitbekommen, weil Du gerade für 1-2 Jahre auf der internationalen Raumstation die Erde umrundet hast.

Wenn Du zurück kommst, darfst Du Dich über eine schöne Summe freuen. Dass es zwischenzeitlich einen Crash gab hast Du dann vielleicht gar nicht wahrgenommen.

Wissen ist nicht Macht und manchmal ist es von Vorteil, dumm zu bleiben. Dann kannst Du Dich völlig ungetrübt an den Früchten Deines Portfolios erfreuen…

Nachtrag: Der Abschnitt soll natürlich keinesfalls suggerieren, dass jegliches Finanzwissen unnütz wäre. Bevor Du investierst, solltest Du Dich natürlich gut darüber informieren, in welchen ETF Du zum Beispiel investierst.

Fazit

Schlau investieren heißt nicht, viel zu tun oder es besonders clever anstellen zu wollen. Ein simpler Plan ist, meiner Meinung nach, am besten. Ein paar marktbreite, dumme Aktien-ETFs sowie ggf. Anleihen-ETFs und daran festhalten – das reicht völlig!

Tust Du auch bereits schlau investieren? Verwendest Du dabei dumme Aktien-ETFs oder hast Du einen clevereren Weg gefunden? Dann lass es mich gerne wissen…

Auf Deine Kommentare und Anregungen freue ich mich bereits! Hinterlasse doch gerne eine kurze Nachricht und sag mir, was Du von dem Artikel hältst. Neben Lob und freundlichen Worten sind kritische Anmerkungen ebenfalls willkommen. Sie helfen mir dabei, den Artikel zu verbessern.

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Kommentare

2 Antworten zu „Willst Du schlau investieren? Setze auf dumme Aktien-ETFs!“

  1. Danke für den Artikel! Ich stimme dir weitestgehend zu! Zu viel unnützes Wissen braucht man wirklich nicht, vor allem Artikel in den Medien die Panik verursachen. Trotzdem sollte man sich ausreichend informieren und eigene Analysen durchführen. Ich würde niemals blind eine Aktie oder einen ETF kaufen weil ihn eben alle kaufen.

    1. Danke! Völlig richtig. Dazu würde ich auch nicht raten. Hier ging es selbstverständlich nicht darum, das jegliches Finanzwissen unnütz ist. Worin man investiert, will gut überlegt sein…

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