Der Corona-Crash ist im vollen Gange. Doch was bedeutet das für Dein Depot? Ist es schlecht oder vielleicht sogar gut für Dich? Was hat die Sequence of Return, also die Renditen-Reihenfolge, mit dieser Frage zu tun?
Der Depotstand sinkt erst einmal. Das fühlt sich erst einmal richtig mies an und macht gar keine Freude. Die letzten Jahre hast Du jeden Tag mit viel Freude in Dein Depot geschaut und ihm beim wachsen zugesehen.
Der Corona-Crash scheint also finanziell eine schlechte Nachricht für dich zu sein. Doch nicht so schnell. In Wahrheit hängt es davon ab, wo Du gerade bei Deinem Vermögensaufbau stehst und wie Du sparst.
Anmerkung: In diesem Artikel bespreche ich nur die finanzielle Seite von Corona für Anleger. Die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Aspekte sind aber nicht zu vernachlässigen. Diese stehen natürlich an erster Stelle.
Verbringt Zeit mit Euren Angehörigen und kümmert Euch um alle in Eurem Umfeld, die Schwierigkeiten haben. Vor allem wünsche ich Euch allen gute Gesundheit und Gelassenheit! Bleibt gesund!
Überblick
Sequence of Return bzw. die Renditen-Reihenfolge
Bei der Sequence of Return bzw. Renditen-Reihenfolge, betrachtet man die Reihenfolge, in der Dein Investment bestimmten Renditen ausgesetzt ist. Die Frage ist also: welche Einfluss hat die Renditen-Reihenfolge auf Dein Investment?
Was ist, wenn Dein Depot, zum Beispiel, zuerst eine Phase mit negativen Renditen durchläuft und später eine Phase mit positiven Renditen? Besteht ein Unterschied, wenn es genau umgekehrt ist?
Für ETF-Anleger sind hier drei Szenarien sind hier zu unterscheiden: (1) Geldanlage mittels Einmalanlage in der Ansparphase, (2) Geldanlage mittels Sparplan in der Ansparphase und (3) vorhandenes Vermögen und regelmäßige Entnahme mittels Sparplan.
Je nachdem, wie Dein Geld angelegt ist, kann die Sequence of Return oder Renditen-Reihenfolge für Dich dabei völlig unwichtig oder aber ganz zentral sein. Vielleicht siehst Du den Corona-Crash bald sogar mit völlig anderen Augen.
Sequence of Return bei Geldanlage mittels Einmalanlage in der Ansparphase
Hast Du Dein Geld mit einem Einmalbetrag angelegt, ist es nicht wichtig, wie die Sequence of Return ist. Es ist egal, ob Du in den ersten Jahren Verluste und dann Gewinne hattest oder umgekehrt.
Die folgenden Beispiele zeigen das sehr deutlich:
a) negative Rendite am Ende
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Depot (Jahresende) |
1 | 10% | 10.000€ | 11.000€ |
2 | 20% | 11.000€ | 13.200€ |
3 | 30% | 13.200€ | 17.160€ |
5 | -25% | 17.160€ | 12.870€ |
6 | -50% | 12.870€ | 6.435€ |
b) negative Rendite am Anfang
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Depot (Jahresende) |
1 | -50% | 10.000€ | 5.000€ |
2 | -25%% | 5.000€ | 3.750€ |
3 | 30% | 3.750€ | 4.875€ |
4 | 20% | 4.875€ | 5.850€ |
5 | 10% | 5.850€ | 6.435€ |
In beiden Fällen gibt es zwei Jahre mit heftigen Verlusten von -50% und -25% sowie drei Jahre mit Gewinnen von 10%, 20% und 30%. Das Endergebnis ist identisch.
Die Renditen-Reihenfolge der jeweiligen Jahresrenditen ist für Dich also egal, ebenso wie die Frage, wann es dabei zum Crash kommt. Wenn Du Dein Geld mittels Buy and Hold 20, 30 oder 40 Jahre anlegst, ist es völlig unwichtig, ob jetzt der Corona-Crash erfolgt oder in 10 Jahren irgendein anderer Crash.
Wann im Verlauf Deiner Anlegerhistorie Crashs, Bärenmärkte, Rezessionen, Bullenmärkte und Höchststände auftauchen, braucht Dich nicht wirklich zu interessieren. Du kannst also aufhören, ständig ins Depot zu schauen.
Das einzige, was für Dich zählt, ist die Durchschnittsrendite über Deinen gesamten Anlagezeitraum. Abgerechnet wird also am Ende und nicht unterwegs.
Ein All Time Low – also ein historischer Tiefstand – ist am Ende aber natürlich nicht wirklich schön. Das ist insbesondere dann problematisch, wenn darauf die Entnahmephase folgt. Dazu später mehr.
Im oben gewählten Beispiel war die durchschnittliche Rendite leider negativ. Bei einer Anlagedauer von 5 Jahren kann das schon Mal vorkommen, vor allem wenn Du zu 100% in Aktien investiert bist.
Geld, dass Du relativ kurzfristig brauchst, sollte daher nicht in Aktien investiert werden. Eine Anlagehorizont von 5 Jahren ist für diese Anlageform zu kurz. Sie bietet ein gewisses Risiko, dass so etwas passiert.
Für Aktieninvestments empfiehlt sich eine Anlagedauer von mindestens +10, aber besser +15-20 Jahren. Andernfalls kann Dir ein Börsensturz wie der Corona-Crash leicht einen Strich durch Deine Rechnungen machen.
Fazit: die Renditen-Reihenfolge ist bei der Einmalanlage egal und es kommt nur auf die Durchschnittsrendite an. Ist der Anlagehorizont lange genug gewählt, gefährdet auch der Corona-Crash oder ein anderer Börsenstürz das Anlageziel vermutlich nicht. Passiert das aber am Ende der Ansparphase, wäre es sinnvoll, die Entnahme noch etwas herauszuzögern oder die Entnahmerate nach Möglichkeit temporär zu reduzieren (s. nächster Abschnitt).
Sequence of Return bei regelmäßiger Entnahme
In der Entnahmephase sieht die Sache ganz anders aus. Hier ist die Sequence of Return richtig wichtig. Das gilt insbesondere dann, wenn man jährlich einen fixen Prozentsatz des Startkapitals entnehmen möchte und nicht mit einem flexiblen Modell arbeitet.
Schauen wir uns auch hier zunächst wieder ein Beispiel an. Nehmen wir an, Du hast zu Renteneintritt 100.000€ zur Seite gelegt und möchtest damit jetzt Deine Rente aufbessern.
Du braucht 500€ zusätzlich im Monat, also 6.000€ im Jahr, was einer Entnahme von genau 6% pro Jahr entspricht. Das Geld ist gut angelegt und arbeitet für Dich.
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Entnahme |
1 | 23,5% | 100.000€ | 6.000€ |
2 | 3,0% | 117.454€ | 6.000€ |
3 | 9,0% | 114.979€ | 6.000€ |
4 | 11,4% | 119.320€ | 6.000€ |
5 | 26,4% | 126.911€ | 6.000€ |
6 | 29,6% | 154.390€ | 6.000€ |
7 | 13,6% | 194.092€ | 6.000€ |
8 | -0,7% | 214.526€ | 6.000€ |
9 | 19,4% | 206.967€ | 6.000€ |
10 | 13.4% | 241.119€ | 6.000€ |
11 | 0,0% | 267.443€ | 6.000€ |
12 | 12,8% | 261.434€ | 6.000€ |
13 | 3,5% | 288.853€ | 6.000€ |
14 | -6,2% | 293.048€ | 6.000€ |
15 | 9,5% | 268.791€ | 6.000€ |
16 | -38,5% | 288.420€ | 6.000€ |
Ø-Rendite | Depotendstand | Gesamtentnahme | |
8,3 | 171.419€ | 96.000€ |
Super. So muss das sein. Dein Depot ist ordentlich gestiegen und Du hast am Ende statt 100.000€ sogar 171.419€ auf der Seite liegen. Und das, obwohl am Ende ein Crash kam und regelmäßig 500€ im Monat als Zusatzrente bekommen hast.
Das sieht doch nach einer sicheren Sache aus. So geht Privatrente. Es läuft für Dich, oder doch nicht? Das Ganze kann leider auch anders laufen. Wenn die selben Renditen in einer etwas anderen Reihenfolge kommen, passiert Folgendes:
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Entnahme |
1 | -38,5% | 100.000€ | 6.000€ |
2 | -6,2% | 55.514€ | 6.000€ |
3 | 9,5% | 46.056€ | 6.000€ |
4 | 3,0% | 44.447€ | 6.000€ |
5 | -0,7% | 39.781€ | 6.000€ |
6 | 9,0% | 33.492€ | 6.000€ |
7 | 29,6% | 30.504€ | 6.000€ |
8 | 12,8% | 33.534€ | 6.000€ |
9 | 23,5% | 31.820€ | 6.000€ |
10 | 0,0% | 33.283€ | 6.000€ |
11 | 26,4% | 27.282€ | 6.000€ |
12 | 11,4% | 28.479€ | 6.000€ |
13 | 13,4% | 25.723€ | 6.000€ |
14 | 13,6% | 23.172€ | 6.000€ |
15 | 19,4% | 20.327€ | 6.000€ |
16 | 3,5% | 18.271€ | 6.000€ |
Ø-Rendite | Depotendstand | Gesamtentnahme | |
0,9% | 12.916€ | 96.000€ |
Schluck. Was ist denn hier los? Hier sind ja gerade einmal noch 12.916€ von den 100.000€ übrig. Okay. Du hast auch 96.000€ ausgezahlt bekommen und hast trotzdem gerade so noch Plus gemacht. Zumindest, wenn man die Inflation vernachlässigt.
Wie das Ganze aber weitergeht, kannst Du Dir leicht vorstellen. Der Depotstand langt jetzt ja gerade einmal für knapp 26 Monate. Sehr wahrscheinlich ist da am Ende des Depots noch zu viel vom Leben übrig.
Das braucht kein Mensch. Wer will schon gerne im hohen Alter mit dem Sparen anfangen und den Gürtel enger schnallen? Eine Entnahme von 6% ist also viel zu viel.
Generell wird oft eine Entnahmerate von 4% (+ Inflationsausgleich) geraten. Das ist einigermaßen okay, aber auch nicht 100% sicher. Das soll hier jetzt aber nicht unser Thema sein.
Du kannst das alles gerne auch selbst mit unterschiedlichen Prozentsätzen und Ausgangswerten durchspielen. Hier findest Du den Rechner, den ich für dieses Beispiel verwendet habe.
Als Grundlage dienen bei dem Rechner übrigens die historischen Renditen des S&P 500 von 2004 bis 2018. Die Sequence of Return wird dabei per Zufallsgenerator ermittelt.
Fazit: wenn nach und nach Geld aus einem Portfolio entnommen wird, macht die Sequence of Return sehr wohl einen Unterschied.
Bei einer ungünstigen Renditen-Reihenfolge besteht ein hohes Risiko, vorzeitig Pleite zu gehen. Das ist das sogenannte Sequence of Return Risk.
Entnimmst Du 4% oder weniger des ursprünglichen Depotstandes pro Jahr kann es gut gehen. Das gilt vor allem dann, wenn gute Jahre mit hohen Renditen am Anfang stehen.
Hast Du aber eine hohe Entnahmerate und startest mit der Entnahme in einer Phase mit negativen Renditen, ist Gefahr im Verzug. Hier droht der Totalausfall.
Darum merke:
Bei der Entnahme mehr als vier – tu es nicht, das rat‘ ich dir.
Nimmst 6 Prozent‘ aus dem Depot, im ersten Jahr, geht’s ja noch so.
Fängst Du mit guten Jahren an, steht Dein Portfolio seinen Mann.
Doch rutscht es hernach gleich bergab, reicht’s niemals Dir bis hin zum Grab.
Sequence of Return und Vermögensaufbau mittels Sparplan
Doch wie sieht es mit dem Sequence of Return Risk aus, wenn Du es genau umgekehrt machst. Du entnimmst dem Portfolio nicht jeden Monat Geld, sondern zahlst Monat für Monat etwas ein. Ändert das etwas?
Hier müsste es doch dann genau umgekehrt sein. Das heißt, dass ein Crash am Anfang müsste doch dann ganz in Deinem Sinne sein. Schauen wir uns doch die beiden Beispiele von oben noch einmal an.
Statt jedes Jahr etwas zu entnehmen, starten wir mit einer Depotgröße von 0 und zahlen jedes Jahr 12.000€ ein. Der Einfachheit halber geschieht dies immer am Endes des Jahres zum Jahreswechsel.
Nehmen wir also an, Du befindest Dich jetzt in der Ansparphase. Die Sequence of Return folgt nun dem ersten Beispiel von oben. Die Rechnung sieht dann wie folgt aus:
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Einzahlung |
1 | 23,5% | 12.000€ | 12.000€ |
2 | 3,0% | 26.820€ | 12.000€ |
3 | 9,0% | 39.624,6€ | 12.000€ |
4 | 11,4% | 55.190,81€ | 12.000€ |
5 | 26,4% | 73.482,56€ | 12.000€ |
6 | 29,6% | 104.881,96€ | 12.000€ |
7 | 13,6% | 147.927,02€ | 12.000€ |
8 | -0,7% | 180.045,09€ | 12.000€ |
9 | 19,4% | 190.784,77€ | 12.000€ |
10 | 13.4% | 239.797,02€ | 12.000€ |
11 | 0,0% | 283.929,82€ | 12.000€ |
12 | 12,8% | 295.929,82€ | 12.000€ |
13 | 3,5% | 345.808,84€ | 12.000€ |
14 | -6,2% | 369.912,15€ | 12.000€ |
15 | 9,5% | 358.977,60€ | 12.000€ |
16 | -38,5% | 405.080,47€ | 12.000€ |
Depotendstand | Gesamteinzahlung | ||
249.124,49€ | 192.000€ |
Obwohl am Ende der Ansparphase ein Crash kommt und das Depot fast 40% nach unten rauscht, stehen schlußendlich 249.124,49€ zu Buche. Bei Einzahlungen von 192.000€ ist das immerhin noch ein Plus von 57.124,49€. Anbetracht der Umstände, kannst Du damit doch recht zufrieden sein.
Wie schaut es nun aus, wenn der Crash sich aber am Anfang ereignet? Ist es dann besser? Wieder befindest Du Dich in der Ansparphase, aber die Sequence of Return folgt nun dem Muster aus dem zweiten Beispiel von oben:
Jahr | Rendite | Depot (Jahresanfang) | Einzahlung |
1 | -38,5% | 12.000,00€ | 12.000€ |
2 | -6,2% | 19.380,00€ | 12.000€ |
3 | 9,5% | 30.178,44€ | 12.000€ |
4 | 3,0% | 45.045,39€ | 12.000€ |
5 | -0,7% | 58.396,75€ | 12.000€ |
6 | 9,0% | 69.987,97€ | 12.000€ |
7 | 29,6% | 88.286,89€ | 12.000€ |
8 | 12,8% | 126.419,81€ | 12.000€ |
9 | 23,5% | 154.601,55€ | 12.000€ |
10 | 0,0% | 202.932,91€ | 12.000€ |
11 | 26,4% | 214.932,91€ | 12.000€ |
12 | 11,4% | 283.675,2€ | 12.000€ |
13 | 13,4% | 328.014,17€ | 12.000€ |
14 | 13,6% | 383.968,07€ | 12.000€ |
15 | 19,4% | 448.187,73€ | 12.000€ |
16 | 3,5% | 547.136,15€ | 12.000€ |
Depotendstand | Gesamteinzahlung | ||
566.285,92€ | 192.000€ |
Krass. Da verschlägt es mir selbst die Sprache. Der Vorsprung ist unerwartet deutlich. In dieser Konstellation erreicht der Anleger also mehr als den doppelten Depotendstand als beim ersten Beispiel.
Statt 249.124,49€ landen jetzt, sage und schreibe, 566.285,92€ auf Deinem Konto. Das ist mehr als das Doppelte und ein Plus von 374.285,92€. Damit lässt sich in der Tat etwas anfangen.
Wenn Du die Situation so betrachtest, solltest Du hier nicht eher von einer Sequence of Return Chance sprechen?
Fazit: Die Sequence of Return ist bei einem Sparplan während der Ansparphase entscheidend. Renditen-Reihenfolge gut, alles gut. Strategie und Portfoliokonstruktion sind wichtig, doch eine gehörige Portion Glück ist noch wichtiger.
Eine lange Phase mit steigenden Kursen fühlt sich am Anfang toll an. Keine Frage. Doch ist ein Crash am Anfang gar nichts so schlimm, wie er Dir vielleicht vorkommt, im Gegenteil.
Du kannst so günstig an Aktienwerte kommen, die sonst viel teurer sind. Das gibt Deinem Portfolio einen ordentliche Schubs in die richtige Richtung.
Dieses umgekehrte Sequence of Return Risk bezeichnet man wohl treffender als Sequence of Return Chance. Wohl dem Sparplan-Anleger, der in einem Crash mit der Geldanlage starten kann.
Streng genommen solltest Du Dir als Neu-Anleger also fallende Kurse wie beim Corona-Crash wünschen. Allerdings brauchst Du dann auch das Durchhaltevermögen, nicht gleich aufzugeben.
Corona-Crash und Sequence of Return
Welche Rolle spielt der Corona-Crahs in Deiner persönlichen Sequence of Return. Genau sagen lässt sich das in vielen Fällen erst später. In anderen Fällen ist sie aber, wie Du gesehen hast, ohnehin nicht wesentlich.
Beim Corona-Crash hängt vieles davon ab, wie Du anlegst. Hast Du eine Einmalanlage getätigt, die für 10-15 Jahre laufen soll? Dann ist die Renditen-Reihenfolge egal.
Der Crash ist jetzt vielleicht beeindruckend, aber wenn die Entnahmephase nicht unmittelbar bevorsteht, gibt es für dich nichts weiter zu tun. Einfach entspannen und zurücklehnen. Für Dich ist lediglich die durchschnittliche Rendite am Ende Deines Anlagehorizontes entscheidend.
Bist Du bereits kurz vor oder am Anfang der Entnahmephase? Dann sieht die Sache schon anders aus. Du musst dringend darauf achten, dass das Sequence of Return Risiko nicht die Tour vermasselt.
Eine Möglichkeit wäre, die Entnahmephase etwas nach hinten hinauszuzögern. Gegebenenfalls könntest Du ja am Anfang zumindest noch etwas halbtags arbeiten und entsprechend erst einmal weniger oder gar nichts entnehmen.
Das möchte oder kann natürlich nicht jeder. Ruhestand ist Ruhestand. Gut. Dann solltest Du aber überprüfen, ob Deine Entnahmestrategie passt oder ob hier nicht das Sequence of Return Risiko eine Bedrohung darstellt.
Gegebenenfalls könnte dann eine flexible Entnahmerate die Lösung sein. Dabei entnimmst Du nicht einen fixen Prozentsatz Deiner Ausgangssumme, sondern gehst vom jeweiligen Depotstand aus.
So stellst Du sicher, dass das Depot nicht vor Dir stirbt. Selbstverständlich musst Du dann mit einer gewissen Schwankungsbreite bei der Entnahmerate rechnen und solltest mehr angespart haben, als Du unbedingt benötigst.
Bist Du hingegen am Anfang der Ansparphase oder hast noch viel Zeit vor Dir bis zur Entnahme, dann sind Kursverfälle wie beim Corona-Crash eigentlich ein Grund zum Feiern.
Es fühlt sich vielleicht nicht so an, aber für Dich hat das eigentlich nur Vorteile. Natürlich vorausgesetzt, Du bleibst diszipliniert. Das kannst Du auch sein, denn die Renditen-Reihenfolge spielt in Deinem Team.
Seit Jahren reden ja alle in Foren und auf Blogs, dass sie Buy and Hold praktizieren. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen und in Situation wie diesen wird man sehen, wer es tatsächlich durchhält.
Die ersten Wochen sind kein Problem, aber wenn alles immer schlimmer wird und die Krise Monate oder gar ein Jahr dauert, werden es einige dann doch mit der Angst zu tun bekommen.
Die Crash-Propheten, die es ja teilweise schon seit 10 Jahren kommen sahen, werden sich dann zunehmend auch noch in der Rolle der Untergangpropheten sonnen und rufen: „Der Zusammenbruch des Wirtschaftssystems ist da!“
Also durchhalten! Augen zu. Nicht ins Depot schauen und lass Dich nicht von den apokalyptischen Börsen-Propheten verunsichern. Die Welt geht auch diesmal nicht unter. Versprochen. Und falls doch, dann ist der Depotstand auch egal..
Corona-Crash und Verständnis für einander
In Online-Foren kann man derzeit verschiedene Reaktionen auf die Corona-Krise beobachten. Die meisten ärgern sich über die fallenden Kurse und sind panisch. Einige feiern das ganz offensichtlich.
Nachdem Du diesen Artikel gelesen hast, dürfte Dir klar geworden sein, warum sich manche so darüber freuen. Gerade für junge Anleger, die Ihr Depot erst aufbauen, bietet diese Situation doch eine große Chance.
Allerdings sollten hier beide Seiten Verständnis füreinander aufbringen. Angesichts der Schwierigkeiten, die ein Crash für Anleger kurz vor oder am Anfang der Entnahmephase bedeutet, solltest Du als junger Anleger vielleicht nicht ganz so lautstark die fallenden Kurse beklatschen.Respekt vor dem Alter sollte auch an der Börse gelten.
Erfahrene Anleger-Veteranen mit einem sturmgeprüften Depots sollten aber auch ein wenig Verständnis für die Freude der jungen Anleger mitbringen. Angesichts der Zahlen in den oben dargestellten Beispielen, ist der Übermut doch irgendwie verständlich.
So oder so. Ich hoffe, Du kommst gut durch den Crash und den langanhaltenden Bärenmarkt, der sich daraus entwickeln könnte. Am Ende, wird auch diese Zeit vorbeigehen und wir werden uns auch diesmal wieder über neue Höchststände bzw. All Time Highs freuen dürfen. Also durchhalten!
Auf Deine Kommentare und Anregungen freue ich mich bereits! Hinterlasse doch gerne eine kurze Nachricht und sag mir, was Du von dem Artikel hältst. Neben Lob und freundlichen Worten sind kritische Anmerkungen ebenfalls willkommen. Sie helfen mir dabei, den Artikel zu verbessern.
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