Kaum ein Tag vergeht ohne neue Corona-Hiobsbotschaften. Vor Kurzem hatte ich ja bereits über Corona geschrieben. Egal, was Du darüber denkst, es wird langsam offensichtlich, dass das Thema zunehmend die Entwicklungen an den Aktienmärkten beeinflusst.
In diesem kurzen Artikel stelle ich daher die Frage: was bedeutet das jetzt für Dich und Dein ETF-Portfolio? Ist jetzt der Zeitpunkt zu verkaufen oder solltest Du Deine ETFs doch halten?
Immerhin sieht alles von Tag zu Tag immer bedrohlicher aus. Erst betraf es nur China, dann auch andere asiatische Länder oder Regionen, die weit weg liegen, wie der Iran.
Die Einschläge kamen näher. Zuletzt gab es Meldungen aus Italien und Teneriffa. Auch in Deutschland gab es erste Fälle in Bayern und seit gestern auch zwei weitere in anderen Regionen und weitere folgten.
Medizinisch sehe ich noch keinen Grund für Panik. Natürlich handelt es sich um eine schwere Erkrankung wie die Grippe, die für viele Menschen ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen haben kann, bis hin zum Tod.
Das ist aber leider etwas, dem wir als Menschen nicht ausweichen können. Schon der Buddha beschrieb die menschlichen Leiden treffend als Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Niemand kann diesen vier entgehen. Auch Börsianer nicht.
Aus der gesundheitlichen Perspektive kann man nur wünschen, dass der Corona-Virus doch noch eingedämmt wird. Es sieht aber leider immer weniger danach aus.
Die wirtschaftlichen Risiken erscheinen da fast nebensächlich, nehmen aber auch von Tag zu Tag zu. Nicht alles, was geschieht, ist für mich nachvollziehbar, aber die Börsen reagieren halt manchmal nicht so, wie wir es erwarten.
Die Abwärtsbewegungen der letzten Tagen verheißen irgendwie nichts Gutes. Ich gehe nicht davon aus, dass die Nachrichten in den nächsten Tagen und Wochen plötzlich besser werden.
Es wird weitere Fälle geben. Vielleicht größere Ausbrüche in Deutschland, Frankreich, England oder den USA? Was dann? Gibt es dann, neben den menschlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen, auch eine panische Talfahrt an den Börsen?
Was, wenn die Quartalszahlen der Unternehmen kommen? Sind da nicht in vielen Bereichen Rückgänge wahrscheinlich? Geht es dann noch weiter nach unten? Kann sein. Kann aber auch nicht sein.
…und während ich das tippe, werde ich gerade von den Nachrichten überholt. So verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn heute: „Wir befinden uns am Anfang einer Corona-Epidemie in Deutschland. Die Infektions-Ketten sind teilweise nicht mehr nachvollziehbar.“
Für mich sind hier als ETF-Anleger nun 3 individuelle Szenarien vorstellbar über die man nachdenken sollte: (1) Dein Portfolio steht am Anfang und Du sparst mittels Sparplan, (2) Dein Portfolio steht kurz vor der Entnahme– oder Entsparphase und (3) Dein Portfolio ist irgendwo mittendrin und hat schon ein ganz gute Größe erreicht.
Was also tun wegen Corona? Verkaufen oder halten bzw. weiter so?
Überblick
ETF-Portfolio und Corona am Anfang
Wenn Du jetzt am Anfang stehst mit Deinem Sparplan und zu 100% in Aktien investiert bist, kann Dir doch eigentlich nichts besseres passieren, als das die Börsen ordentlich in die Knie gehen. Das setzt natürlich voraus, dass Du nicht in Einzelwerte, sondern ein breit gestreutes Standard-ETF-Portfolio mit mehreren tausend Aktien weltweit investierst.
Das Risiko für Dein ETF-Portfolio ist dann vermutlich recht übersichtlich. Hast Du 5000€ investiert und der Wert sinkt um 50%, beträgt der Buchverlust gerade einmal 2.500€. Das kann man doch aushalten.
Bei einer Einmalanlage wäre es über einen bestimmten Anlagezeitraum egal, wann da zwischendurch ein Crash oder eine Korrektur erfolgt. Nicht so beim Sparplan. Hier ist ein Crash am Anfang vorteilhaft.
Du bekommst dann gleich am Anfang mehr Anteile für Dein Geld. Es herrscht eine Alles-Muss-Raus-Mentalität und wenn Du Deinen Sparplan trotz Crash oder Korrektur stur beibehältst, wird voraussichtlich alles gut. Schnell verkaufen macht für mich da keinen Sinn. Also halten.
ETF-Portfolio und Corona am Ende vor der Entnahme
Wer jetzt kurz vor der Entspar- oder Entnahmephase steht, voll auf das Geld aus seinem ETF-Portfolio angewiesen ist und immer noch 100% in Aktien investiert, der ist – es tut mir Leid das so klar zu sagen – irgendwie auch etwas Selbst schuld. Das geht für mich gar nicht.
Diversifikation über Anlageklassen ist wichtig. Gerade kurz vor der Entspar- oder Entnahmephase sollte man darüber nachdenken, das Risiko zu reduzieren. Ich würde da zumindest keinen Nervenkitzel mehr haben wollen.
Da gilt, was bei Aktien irgendwie immer gilt: Geld, das ich in den nächsten 10-15 Jahren brauche, gehört nicht in Aktien. Einen entsprechend großen Teil meines Depots sollte ich also bereits in sicherere Anlageformen umgeschichtet haben.
In Foren wurde zuletzt viel geschrieben, dass Anleihen jetzt ja keine Rendite mehr bringen würden. Das stimmt bedingt. Früher war es doch – trotz Zinsen – meist auch nicht anders, zumindest wenn man die Inflation berücksichtigt.
Für die Gewinnmaximierung sind Anleihen eben nicht gedacht. Sie gehören zur Defensive und schaffen Stabilität, falls so etwas wie die Corona-Pandemie um die Ecke kommt. Sie machen mehr und mehr Sinn, je näher Du der Entnahmephase kommst.
Also schnell verkaufen? Nein. Das sollte nicht notwendig sein. Dein ETF-Portfolio sollte zu diesem Zeitpunkt bereits wetterfest sein. Also nicht schnell verkaufen, sondern ebenfalls halten, würde ich sagen!
Having said this… mein Anleihenanteil ist aktuell nur bei 10%. Warum so wenig? Nun. Mein Anlagehorizont ist noch verdammt lang. Selbst die Anlagen, die ich habe (Emerging Markets Government Bonds), rechne ich eigentlich dem risikobehafteten Anteil zu.
Übrigens: Falls die Entnahmephase langsam näher kommt, könnte das neue Buch von Gerd Kommer für Dich interessant sein: Souverän investieren vor und im Ruhestand*.
ETF-Portfolio und Corona in der Mitte
Wer mitten drin steckt und schon ein paar Jahre investiert ist, aber auch noch 10-15 Jahre Zeit bis zur Entnahme hat, der hat als Anleger jetzt sicher gemischte Gefühle.
Klar. Bist Du in Deinem ETF-Portfolio immer noch zu 100% in Aktienwerte investiert, können da jetzt auch kleinere Schwankungen bereits Bewegungen im vierstelligen Bereich verursachen. Größere eventuell sogar im fünfstelligen. Das fühlt sich natürlich nicht gut an.
Das ETF-Portfolio ist aber vermutlich bereits etwas breiter bzw. defensiver aufgestellt. Auch dann tun größere Schwankungen natürlich weh, andererseits denkst Du jetzt vielleicht über Kaufgelegenheiten nach.
Ganz egal, ob Du bereits das Risiko reduziert hast oder noch volle Attacke reitest. Wenn Dein Portfolio breit diversifiziert ist, hast Du jetzt eigentlich nur eine Option: Augen zu und durch. Also auch hier: nicht schnell verkaufen, sondern halten!
Wenn Du zusätzliche Investitionen vornehmen oder Deinen Sparplan erhöhen möchtest, warum nicht. Voraussetzung wäre aber für mich, dass Du das Geld die nächsten 10-15 Jahre nicht anderweitig brauchst.
Mit Einmalbetrag investieren – Ist das keine Option für Anleger?
Du magst jetzt vielleicht einwenden: „Da fehlt aber noch eine Option! Was, wenn ein Anleger jetzt mittels Einmalbetrag einsteigen möchte?“ Für mich ist da tatsächlich kein großer Unterschied zum dritten Szenario.
Warum? Nun. Wenn Du mal die Kaufkosten und mögliche Steuern ausblendest, ist es egal, ob Du jetzt mit einem größeren Betrag einsteigst oder einen investierten Betrag einfach liegen lässt.
In einer Situation wie der jetzigen würde ich mich aber vermutlich nicht trauen, voll einzusteigen. Da würde ich mich wohl eher mit mehreren Raten an den Markt heran tasten.
Geely und Corona
Übrigens, eine nette Überraschung bescherte mir da jetzt ausgerechnet einer der letzten verbleibenden Einzelwerte in meinem Portfolio: der chinesische Autobauer Geely. Ich hatte da jetzt mit einem heftigen Rücksetzer gerechnet, doch der blieb aus. Die Aktie stieg sogar leicht.
Wieso? Obwohl der Automarkt in China eingebrochen zu sein scheint, meldete Geely gerade 30.000 neue Online-Vorbestellungen für ihren neuen SUV über das gerade gelaunchte Online-Portal.
Viele Chinesen verlassen aktuell wohl wegen Corona ihre Wohnung ungern und freuen sich da besonders über das Online-Handelsportal. Der richtige Schachzug, zum richtigen Zeitpunkt?
Mal sehen. Wenn es jetzt noch eine Weile so weiter geht, wird wohl auch Geely nicht verschont bleiben. Anleger brauchen nun einfach viel Geduld.
Außerdem hatte Geely sich zuletzt mit Hochdruck auf die Luftreinigung fokussiert und bietet nun einen Filter an, der Corona-Viren aus der Atemluft herausfiltert. Die Rechnung scheint aufzugehen.
Fazit – Strategie überdenken
Wie wird es jetzt weitergehen? Natürlich kann jetzt durch Corona eine Panik entstehen und der Markt nach unten rauschen. Eventuell läuft er aber auch nur eine Weile seitwärts oder gleitet mit weiteren Hiobsbotschaften Stück für Stück allmählich weiter nach unten.
Vielleicht erholen sich die Kurse aber auch schnell wieder. Was passiert, ist leider schwer vorherzusagen. Ist das an der Börse nicht immer der Fall? Niemand weiß, wann eine Korrektur oder ein Crash kommt.
Corona-Panik hin oder her. So oder so ist das jetzt ein guter Moment, zu schauen, ob die bisherige Strategie für Dein ETF-Portfolio wirklich zu Dir passt. Rufen die paar Prozentpunkte Verlust bereits Sorgenfalten auf Deiner Stirn hervor? Kannst Du Nachts nicht mehr ruhig schlafen?
Dann lautet die Antwort vermutlich: nein. Die Defensive in Deinem Portfolio könnte sehr wahrscheinlich grundsätzlich nicht ausreichend sein. Du solltest dann wohl darüber nachdenken, Anpassungen vorzunehmen.
Bist Du als Anleger hingegen weiterhin entspannt und denkst sogar darüber nach, nachzukaufen? Super. Dann scheint doch alles bestens bei Dir zu sein und ich freue mich für Dich.
Bei mir tut sich auch einiges im Portfolio und ich beobachte das gelassen und mit einer gewissen Distanz. Ändern kann und will ich nichts. Die Sparpläne laufen munter weiter und was bereits im Portfolio ist, wird gehalten.
Das Thema Corona wird uns sicher noch ein paar Wochen beschäftigen. Einen nachhaltigen Schaden für die Wirtschaft erwarte ich irgendwie nicht. Auf gesundheitlicher Ebene kann und wird es aber natürlich einige hart treffen. Da wünsche ich Dir und Deiner Familie alles Gute. Hoffentlich geht das Ganze ja doch noch an uns vorüber.
Wie sieht es bei Dir aus? Macht Dir Corona Angst? Tust Du schnell verkaufen oder lässt Du Dein ETF-Portfolio wie es ist? Tipps für den ETF-Kauf findest du hier.
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Ich finde die Entwicklungen gerade einfach spannend. Ich habe erst kurz nach der Korrektur Ende 2018 (von deren Existenz ich damals nichts wusste) angefangen mich mit investieren und der Geldanlage zu beschäftigen. Die erste Hälfte 2019 war dann geprägt von ersten Sparplänen und dem entwickeln einer Strategie. Diese war dann im September ferti entwickelt und läuft seit dem. Damit habe ich natürlich viel vom Boomjahr 2019 verpasst, aber das wird in 25 Jahren und später auch egal sein.
Eigentlich ist der gängige Tipp jetzt ja: guck nicht so oft ins Depot, nutze deine Zeit für spannendere Sachen. Aber wie gesagt, ich finde das total spannend gerade. Bissel blöd gelaufen, letzte Woche wurde mein Sparplan wieder ausgeführt, heute ist das Portfolio wieder so groß wie vor dem Sparplan. Ich habe brav jeden Tag in Portfolio Performance geguckt, wie die Entwicklung ist. Warum? Weil ich wissen wollte, wie mich das berührt, wenn das Vermögen abnimmt. Wie ich damit umgehe, dass es nicht nur nach oben geht, sondern das Risiko des Aktienmarktes mal den Kopf zur Tür rein streckt.
Und was soll ich sagen, es ist mir tatsächlich genau so egal, wie ich es erwartet habe. Ich könnte meine Aktienquote vermutlich von 85% auf 100% erhöhen, ohne dass ich schlaflose Nächte bekomme.
Bisher konnte ich die kleineren Rücksetzter dieses Jahr mit den Sparplänen nicht nutzen, ich hoffe jetzt fast, dass diese Korrektur mal so lange hält, dass ich auch wirklich günstig kaufen kann. Kapital zum jetzt Reinbuttern halte ich nicht vor, das erscheint mir nicht sinnvoll. Bzw. in gewisser Weise sind meine 8% Cash dafür da, weil ich ja rebalance.
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Das klingt doch alles sehr gut. Mach Dir nicht so viel daraus, dass Du 2019 noch nicht voll investiert warst. Falls doch, hättest Du ja die Abwärtsbewegung von 2018 schon mitgemacht. Wenn man die berücksichtigt, war 2019 nicht so außergewöhnlich. Ein Großteil der Performance bestand ja darin, die Verluste von Dezember 2018 wieder wettzumachen.
Zum Thema Depot gucken. Ich mache das auch und es nimmt mich auch nicht wirklich mit. Mir ist schon bewusst, dass es eigentlich auch einen unterbewussten Effekt hat. Vermutlich ist das aber auch eine Frage, wie entspannt man mit Geld umgeht. Für große Teile meines Lebens bin ich mit sehr wenig Geld ausgekommen. Irgendwie mache ich mir nicht viel daraus. Es ist für mich einfach ein Mittel zum Zweck. Da ich ebenfalls auf Index-ETFs setze, mache ich mir auch wenig Sorgen, dass es nicht wiederkommt.
Natürlich trifft man mit Sparplänen nicht die idealen Zeitpunkte. Das schafft aber auch sonst keiner. Einfach stur weiter machen. In 10-15 Jahren sind diese geringfügigen Unterschiede bei den Einstiegskursen hoffentlich total egal, weil der Kurs eh viel höher steht.
Das mit dem Einbeziehen der Talfahrt Ende 2018 in die Rendite von 2019, da ist schon was dran. Das würde mich tatsächlich trösten, wenn ich denn wirklich traurig wäre. :)
Den Sinn von Panikverkäufen habe ich nie verstanden (ok, gibt ja eigentlich auch keinen). Das ist wie mit Gewinnmitnahme. Wenn ich jetzt verkaufe (entweder um Gewinne mitzunehmen oder Verluste zu begrenzen), was soll ich dann mit dem freigewordenem Geld machen? Erstmal aufs Konto legen? Was, wenn das über der Einlagensicherung ist. In andere Assets investieren? Wenn die besser sind als mein "altes", warum habe ich das nicht schon früher gemacht. Wenn nicht, warum soll ich das jetzt machen? Mag sein, dass Investoren in Einzelaktien hier deutlich aufmerksamer sein müssen, weil sie sich nicht auf die Marktbewegung verlassen können, ich kann bei solchen überlegungen (wie sie häufiger in den Blog Kommentaren auftauchen jetzt) nur den Kopf schütteln. Plötzlich haben die Leute ne Glaskugel? Warum nicht ne Woche früher, da hätte man viel Geld machen können...
Aber wie Golduka unten schreibt, so ein "Krisenszenario" selbst live mit echtem eigenem Geld im Spiel mitzuerleben, dass ist eine Erfahrung die man machen muss. Das kann einem kein Schriftstück vermitteln. Und lieber früh erleben und verarbeiten, als dann wenn es zu spät ist. (Ruhestand und vollkommen abhängig vom Depotwert um den Lebensabend zu bestreiten)
PS: das hat vermutlich auch damit zu tun, dass ich mich zumindest an den Rat halte, nur das Geld zu investieren, dass ich nicht benötige. Die Alternative zu Verluste aussitzen wäre wohl, verkaufen und verkonsumieren. :D
PPS: momentan kann ich gut beobachten, dass meine Faktoren (size und political risk) zumindest ihr "Versprechen" halten die Schwankungen insbesondere nach unten zu verstärken. Mal sehen, ob sie in 30 Jahren dann wenigstens auch an ihr Renditeplus denken :)
Ich beschäftigte mich erst seit ein paar Wochen mit Aktien und ETFs.
Meine Erste Sparrate verteilt auf 4 ETF (2 große, 2 Kleine) beginnt mit 1.3.
Ich sehe die Sache ziemlich entspannt, zumal der Einstieg um ein paar % günstiger wird als noch vor 2 Wochen.
Alles was runtergeht, geht irgenswann auch mal wieder rauf. Ich persönlich mache mir 0 Sorgen
Super. Du bist da tatsächlich in einer komfortablen Situation. Egal was jetzt passiert, Du hast noch nicht viel Kapital investiert und brauchst Dir erst Mal keine Sorgen machen. Wenn es jetzt richtig nach unten gehen, ist das für Dich echt richtig toll. Viel Erfolg!
Ich denke was man aktuell lernen kann in dieser Situation kann einem kein Buch, Blog oder Video der Welt vermitteln. Jetzt stehen viele wirklich auf dem Prüfstand ob sie ihre eigene Risikotoleranz richtig eingeschätzt oder überschätzt haben. Auch wer seine Hausaufgaben gemacht hat, angefangen beim Lesen von Kommers Buch oder das des Finanzwesirs in dem (manch einem war es auch schon zuviel) Gebetsmühlenartig die Goldenen Regeln des Buy&Hold ETF Anlegers erklärt werden. 1. Anlagehorizont 2. Kein Geld auf Pump investieren u.s.w.
Gefühlt sind diese Dinge die letzten Jahre ein wenig in Vergessenheit geraten, auch wenn wie Du in Deinen Beiträgen Yogi immer wieder darauf hingewiesen hast.
Und noch sind wir ein Stück von -50% entfernt.
Ich teile Deine Ansicht und oft wird auch vergessen, das es ja nicht bedeutet wenn man zum Beispiel kurz vor der "geplanten" Entsparphase ist zu sagen, man hängt noch 10 Jahre dran. In Rente gehen mit 65, 66, oder 67 heißt ja nicht, das man nicht mehr Investieren darf, oder sein Depot auflösen muss.
Ich denke auch über dieses alter hinaus, sofern man dann immer noch etwas Rendite haben möchte, kommt man an der Börse nicht vorbei. Und wenn man bedenkt das viele Menschen heute 85 oder 90 Jahre und älter werden, hat man mit 45 oder 50 Jahren immer noch einen langen Anlagehorizont wenn man ich das so sagen darf :).
Guter Beitrag Yogi :)
Hallo Roger und vielen Dank für Deinen Kommentar.
Klar. Wir müssen erst einmal sehen, wo uns Corona börsentechnisch hinbringt. Es sieht aktuell eher so aus, als ginge es weiter Richtung Süden, aber wer weiß das schon. Sicher, m.M.n. sollten Aktien im ETF-Portfolio in der Entnahmephase auch noch eine substanzielle Rolle spielen und die Lebenserwartung ist da in der Tat wichtig. Der Fuß sollte dann halt etwas vom Pedal runter. 100% Aktien sind da wohl in den meisten Fällen keine gute Idee, wenn man auf Auszahlungen angewiesen ist. ;)
Gruß, Rolf
Ich hatte bisher mein Geld immer in Festgeld angelegt, da ich das Risiko scheute. Da die Zinsen aber so mickrig sind habe ich vor ein paar Wochen jetzt gut 10% meines Vermögens in ein ETF mit 50% global diversifizierten Aktien und 50% Anleihen gesteckt. Das ist eine langfristige Anlage die ich mindestens 15 Jahre laufen lassen möchte um dann hoffentlich eine Rendite von 3% - 4% p.a. zu bekommen, damit wäre ich schon zufrieden. Die Verluste wegen Corona nerven zwar schon etwas und irgendwie befürchte ich, dass es noch viel weiter nach unten geht. Aber verkaufen werde ich wohl trotzdem nicht sondern mein langes Anlageziel verfolgen und das beste hoffen.
In 5 Monaten wird ein Festgeld fällig in dem der Löwenanteil meines Vermögens steckt, vielleicht werde ich dann sogar noch mehr Geld in ETFs stecken wenn die Kurse dann "dank" der Corona-Hysterie tief im Keller sind :-)
Gruß, Uwe
Es ist nie schön, wenn die Kurse ausgerechnet dann runter gehen, wenn man einsteigt. Keine Frage. Mit einem 50/50-Investment dürften sich die Verluste ja in Grenzen halten. Bei 10-15 Jahren Haltedauer würde ich mir da aber auch keine Sorgen machen und bei der Renditeerwartung wäre ich auch sehr optimistisch, dass das hinhaut.
Festgeld hat historisch übrigens selten mehr gebracht als zurzeit. Die Zinsen waren zwar schon deutlich höher, die Inflation aber meist auch. Aktuell fällt es halt einfach auf...
In jedem Fall, viel Erfolg!
Hallo Uwe,
irgendwie "beunruhigt" mich dein Beitrag.
Einerseits schreibst du, dass dich die Einbrüche der letzten Woche "nerven" und du "befürchtest", dass es noch weiter runter gehst, wirst aber "wohl trotzdem nicht" verkaufen...
Das klingt nicht unbedingt nach gefestigter Börsenpsyche. Aber wenn du bisher nur Festgeld hattest, dann ist das wohl normal.
Auf der anderen Seite schreibst du, dass in 5 Monaten größere Geldbeträge frei werden und du überlegst (so verstehe ich das) Geld in ETFs (ich denke du meinst Aktien-ETF) stecken, "wenn" die Kurse tief im Keller sind.
Vielleicht interpretiere ich das falsch, aber auf der einen Seite klingst du nervös wegen den Kursrückgängen (durchatmen, nicht so oft ins Depot gucken, langfristige Börsencharts betrachten), andererseits planst du schon den Aktienanteil ordentlich aufzustocken, sollten die Kurse niedrig bleiben. Das klingt nach spekulation, selbstbetrug und velleicht auch etwas gier. (oder - wie gesagt - ich interpretiere da zu viel hinein)
Mein Rat wäre - wenn nicht schon geschehen - mach dir einen Plan, wo du mit deiner Geldanlage hin willst, setz dir Rebalancing Schwellen/Daten und zieh den Plan stumpf durch, egal wie die Börse steht. Wenn dein Plan sagt "kaufe am ersten Dienstag des Monats", dann wird am ersten Dienstag des Monats gekauft und nicht gesagt, "och, die Börse fällt gerade, ich warte ne Woche und kaufe dann noch günstiger"
PS: " in ein ETF mit 50% global diversifizierten Aktien und 50% Anleihen gesteckt"
Ist das ein Misch-ETF oder sind das zwei ETF, einer für Aktien, einer für Anleihen? Wenn ersteres, bist du überzeugt (WIRKLCIH überzeugt), dass die Zusammensetzung dem entspricht, was du haben möchtest? Oder war das eher so ein, "ich muss was machen, gibt ja keine Rendite mehr bei der Bank, ich nehme einfach mal Produkt XY, da sind ja Aktien und Anleihen drin"?
Viel Erfolg, bleib am Ball, aber mach dir auch Gedanken :)
Geldanlage ist ja immer etwas sehr Persönliches, daher habe ich etwas überlegt, ob ich deinen Beitrag kommentieren soll.
Für mich steckt der Schlüssel zur Rendite (als kleiner Privatanleger) darin, auch in Krisen nicht zu verkaufen und mit dem Investieren nicht zu lange zu warten ("Opportunitätskosten").
Zum Beispiel waren viele meiner Einzelinvestments durchaus erfolgreich mit sehr ansehnlichen Renditen pro Zeiteinheit. Allerdings war der "Spekulationsteil" meines Geldes eben auch oft nicht investiert, so dass dieser Betrag über die Jahre gesehen weniger Rendite gebracht hat als eine sture buy&hold-Anlage.
Mischfonds sehe ich sehr kritisch. Ich persönlich würde lieber X% in einen reinen Aktien-ETF stecken und den Rest auf dem Tagesgeld-Konto (oder Festgeld) liegen lassen. Die Grundidee ist ja, dass die Rendite aus den Aktien kommt und der risikoarme Teil des Portefolios dazu dient, in der Krise nicht zu viele Buchverluste zu machen, so dass man noch ruhig schlafen kann (und ggf. einen Puffer bildet, falls man über den Notgroschen hinaus doch unbedingt Geld braucht).
Historisch sind Anleihen natürlich auch nicht so schlecht, aber derzeit (und auf die nächsten Jahre) werden risikoarme Anleihen keine Rendite bringen. Ich finde derzeit die Chance zu hoch, dass man bei Anleihe-Fonds Risiko ohne Rendite-Prämie einkauft ("emerging markets", "PIGS"). Da die Anleihen-Rendite (im Gegensatz zu Aktien) nicht von einzelnen Tagen/Wochen beeinflusst wird, kann man mE den risikoarmen Teil des Gelds (bis zur Grenze der Einlagensicherung) im Tagesgeld/Festgeld parken. Mit dem Rest würde ich aber in einen reinen Aktienfonds gehen.
Meine Empfehlung daher:
- Wie hoch ist die Verlust-Toleranz in Euro?
- Eine ordentliche Krise "bringt" -50%. Auch bei -70% über 4 Jahre (Great Depression 1929ff) darf man sich nicht aus dem Fenster stürzen. Nehmen wir -50% an, dann darf der Gesamtbetrag der Aktien-ETF das Doppelte des "Maximal-Verlusts" (s.o.) betragen.
- Anschließend einen breiten Aktien-ETF wählen, z.B. MSCI World AWCI oder Vanguard All World.
Anschließend noch überlegen, wie man in einer Krise (nicht so ein kleiner Rücksetzer wie in der letzten Woche) dabei bleibt. Manchen helfen Ausschüttungen oder Dividenden.
Bei mir persönlich sind es drei Aspekte:
- Einfach "All World" kaufen - damit erliege ich nicht der Versuchung, irgendwie noch den einen oder anderen Prozentpunkt mehr Rendite zu erhaschen, indem ich "low volatility" oder "multi factor" o.ä. kaufe. Das würde nämlich dazu führen, dass ich regelmäßig meine Investment-Entscheidungen überprüfen und ggf. zu ungünstigen Zeitpunkten verkaufen würde.
- Sparpläne! Ich spare regelmäßig und trage in Excel jede Sparrate ein. Gleichzeitig ermittelt mir die Tabellenkalkulation zu jedem Kauf eine Rendite. Dadurch sehe ich immer auch die Einzelperformance und starre nicht nur auf ein ev. riesiges Minus in diesem Jahr.
- Immer mal wieder die historische Performance von MSCI World anschauen und etwas Lesen über die großen Krisen. Anschließend erscheint ein ev. aktueller Rücksetzer unbedeutender.
Mischfonds und "schöne Geschichten des Bank-Schamanen" (© Finanzwesir) haben mich am Anfang einige Tausender Lehrgeld gekostet. Einfache ETFs haben mir so viel mehr Rendite gebracht als alle aktiven Fonds und "Absicherungen" - seitdem setze ich auf ein maximal einfaches Portefolio und regelmäßige Anlage.
(Hintergrund: Aktiv im Aktienmarkt seit 2001 - und ohne Depot bin ich Alter auf Hartz IV)