Kontogebühren bei ING und DKB? Irgendwie undenkbar. Beide Online-Banken haben jeweils ein Gratiskonto und ziehen damit seit Jahren zahlreiche Kunden an.
Gerade in Kombination mit ihren Gratisdepots waren – und sind diese beiden Online-Banken nach wie vor – bei Aktien- und ETF-Anlegern sehr beliebt.
Viele Filialbanken haben es bereits vorgemacht, doch auch bei den Online-Banken lichten sich langsam die Reihen. Gratiskonto bzw. Gratisdepot war gestern?
Es sieht fast danach aus. Nach und nach reichen wohl nach den Filialbanken auch die Direktbanken die Minuszinsen der Europäischen Zentralbank an Ihre Kunden weiter.
Der Discount-Broker Flatex hatte zumindest bereits im Dezember die Einführung von prozentualen Depotgebühren bekanntgegeben. Angesichts vieler neuer Gratisbroker wie Smartbroker oder Trade Republic war das schon etwas erstaunlich.
Nach der Einführung der Kontogebühren bei der ING führt wohl auch die DKB Preisänderungen ein. Als ich das hörte, dachte ich natürlich zunächst einmal an Kontogebühren. So schlimm kommt es dann aber wohl nicht.
Wie sieht es mit den Kontogebühren bzw. Preisänderungen bei ING und DKB aus? Gelten diese für alle oder nur für einen Teil ihrer Kunden? Es gibt Ausnahmen. Wer ist davon betroffen?
Überblick
ING schafft Gratiskonto für alle ab
Gehaltskonto bleibt Gratiskonto
Den Anfang machte letzte Woche die ING. Hier fallen nun ab 1. Mai 2020 monatlich stolze 4,90€ Kontogebühren an. Viele Kunden wird das aber zum Glück nicht betreffen.
Wenn Du Dein Konto nämlich als Gehaltskonto nutzt bleibt es weiterhin kostenfrei. Dazu musst Du regelmäßig einen Geldeingang von 700€ haben. Die Rede ist hier von einem Geldeingang durch z.B. Gehalt, Rente oder Pension.
Ob dabei ein Dauerauftrag vom eigenen Konto bei einer anderen Bank auch durchgeht, ist für mich hier nicht ganz klar. Weiter unten in der Mitteilung der ING findet sich eine Sektion mit entsprechenden Antworten und Fragen.
Dort wird genau diese Frage gestellt, ob der Geldeingang durch ein Gehalt erfolgen muss. Eine eindeutige Antwort darauf wird aber nicht gegeben, sondern lediglich wiederholt, dass auch „Renten, Pensionen oder andere Einkommen“ als Geldeingang zählen.
Das klingt für mich nicht so, als ob eine Überweisung vom eigenen Konto in entsprechender Höhe auch gilt. Es käme aber zumindest auf einen Versuch an. Seit einiger Zeit gelte ich bei der DKB deshalb immerhin auch als Aktivkunde.
Wird der Betrag von 700€ von einem ING-Kunden einmal nicht erreicht, werden im Folgemonat direkt die 4,90€ fällig. Die erste mögliche Abbuchung erfolgt also im Juni 2020. Sobald es wieder mehr ist, kommt es im Folgemonat dann nicht mehr zur Abbuchung.
Unter 28 Jahren bleibt das Girokonto gratis
Eine weitere Ausnahme betrifft alle unter 28 Jahren. Auch wenn der monatliche Geldeingang geringer als 700€ ausfällt, sind keine Kontogebühren zu zahlen, solange Du das 28. Lebensjahr noch nicht vollendet hast.
Es handelt sich also um ein U28-Gratiskonto bzw. ein Konto für Schüler, Studenten und Auszubildende. Diese Kundengruppe möchte man natürlich für die Zukunft halten.
Immerhin. Weiter kostenfrei sind, laut ING, die VISA Card , das Geldabheben und alle anderen bisher kostenfreien Leistungen. Laut focus, plant die Bank vorerst auch nicht, Negativzinsen einzuführen.
DKB: Gratiskonto nur noch für Aktivkunden?
DKB kündigt allgemeine Preisänderungen an
Wie ich heute erfahren habe, kommt es auch bei der DKB zu Preisänderungen. Die gute Nachricht zuerst: das kostenlose Girokonto wird nicht generell abgeschafft.
Eine offizielle Mitteilung gibt es noch nicht, doch im Internet kursiert bereits folgende Mitteilung, die Kunden per Email erhalten haben:
Zum 19. April 2020 tritt eine geänderte EU-Preisverordnung in Kraft. In diesem Zusammenhang soll das Preis- und Leistungsverzeichnis angepasst werden.
Gleichzeitig haben wir die Gelegenheit genutzt und – unabhängig von der EU-Preisverordnung – weitere Konditionen und vertragliche Regelungen überarbeitet.
Bitte beachten Sie hierzu unsere Mitteilung, die wir Ihnen am 14. Februar 2020 im Banking in Ihr persönliches Postfach unter Vertragsinformationen einstellen.“
Ebenso kursierte im Netz ein Link auf der DKB-Webseite, über den sich ein bereits geändertes, zukünftiges Preis- und Leistungsverzeichnis abrufen lies, das ich hier verlinkt hatte.
Update vom 14.2.2020: Dieser Link wurde mittlerweile deaktiviert. Dafür erhielt ich als Kunde aber die versprochene Nachricht in mein Postfach und konnte das Dokument nun aus dem Kundenbereich heraus öffnen. Vermutlich wird es in den kommenden Tagen dann auch hier von der DKB eingestellt.
Seit dem 1.1.2020 wurde ja bereits das DKB-Visa-Tagesgeld für Aktivkunden von 0,2% auf 0,01% gesenkt. Eine weitere Senkung bzw. eine Einführung von Negativzinsen erfolgt wohl nicht
Laut dem neuen PLV-Entwurf wird es zukünftig auch erst einmal keine Kontogebühren geben – und zwar weder für Standard- noch Aktivkunden. Aktivkunden sind, wie bei der Ing, Kunden die monatlich einen Geldeingang von mindestens 700€ vorweisen können. Ebenso ist bei der DKB jeder Neukunde für 1 Jahr Aktivkunde.
Welche Änderungen wird es geben?
Kosten für Zahlungen und Abhebungen mit Girokarte oder Mastercard
Für Nicht-Aktivkunden scheinen sich vor allem die Kosten für Zahlungen und Abhebungen mit Girokarte oder Mastercard, die nicht in Euro erfolgen, zu erhöhen.
Die DKB wirbt damit, dass „alle Zahlungen und Bargeldabhebungen innerhalb des Euroraums in Euro für alle Kunden seitens der DKB AG kostenlos“ sind und das scheint auch weiterhin zu gelten.
Weiter heißt es bisher, „Zahlungen und Bargeldabhebungen außerhalb des Euroraums oder in anderen Währungen sind für Aktivkunden ebenfalls seitens der DKB AG kostenlos. Für Kunden ohne Aktivkunden-Status fällt für diese Transaktionen ein Auslandseinsatzentgelt in Höhe von 1,75% des verfügten Betrags an.“
Hier scheint es jetzt eine Änderung für Nicht-Aktivkunden zu geben, bei denen zukünftig statt 1,75% des verfügten Betrages ein Entgelt in Höhe von 2,20% für Zahlungen und Bargeldabhebungen außerhalb des Euroraums oder in anderen Währungen anzufallen scheint.
Für Aktivkunden sehe ich da keine großen Änderungen. Ein wichtiger Punkt scheint wohl zu sein, dass Kosten nun generell mit „seitens der DKB AG“ vermerkt sind. Dementsprechend können nun wohl auch Fremdkosten weitergegeben werden, vermutlich auch an Aktivkunden.
Verwahrentgelte für Xetra Gold
Verwahrentgelte für Xetra Gold sind allerdings ein Punkt, der einige Anleger ärgern dürfte. So führt der PLV-Entwurf ein neu eingeführtes Verwahrentgelt für Xetra Gold in Höhe von 0,44% p.a. des Kurswertes an.
Es wird quartalsweise berechnet und fällt in voller Höhe an, wenn sich das Wertpapier am Stichtag (letzter Kalendertag im Quartal) im Depotbestand des Kunden befindet.
Fazit
Es ist nicht unbedingt das Ende des kostenlosen Girokontos, denn es gibt noch einige Anbieter, aber zumindest das Ende des kostenlosen Zweitkontos bei der ING. Wenn Du bisher ein Drei-Kontenmodell nützt und dabei das Konto der ING verwendest, ist das sicher ärgerlich.
Zumindest bei der DKB blieb der große Paukenschlag wohl aber (vorerst) aus. Das Gratiskonto bleibt anscheinend weiterhin gratis, auch wenn sich einzelne der Kosten erhöhen. Besonders die Verwahrentgelte für Xetra Gold wird Goldanleger sicher gehörig ärgern.
Der Trend ist aber erkennbar. Beide Banke setzen auf ein Kernangebot, das vor allem Aktivkunden zugute kommen soll. Die Schranke liegt dabei bei beiden Banken exakt bei 700€ an monatlichen Geldeingängen.
Es sieht danach aus, dass gerade alle Banken Preisänderungen vornehmen. Die Negativzinsen scheinen der Branche gehörig zu schaffen zu machen. Mal sehen, welche die Nächste ist.
Genauere Informationen findest Du natürlich auf der Webseite der DKB und der ING. Solltest Du dort andere Hinweise finden als hier, gelten natürlich diese. Die von mir bereit gestellten Daten dienen nur Deiner Information und sind ohne Gewähr und Haftung.
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