Der Corona-Virus bewegt die Menschen zurzeit wie kaum ein anderes Thema. Viele fragen sich, was sie jetzt tun sollen. Auch die Aktienmärkte scheinen bereits infiziert zu sein. Viele Investoren sind besorgt.
Dazu habe ich mir natürlich auch ein paar Gedanken gemacht. Wie solltest Du als Aktien-Investor, egal ob Du mittels ETF oder auf andere Weise investierst, auf den Ausbruch der sich rasch ausbreitenden Erkrankung reagieren, die der Corona-Virus verursacht?
Solltest Du jetzt doch auf Einzelaktien setzen und vor allem in Pharma-Unternehmen, Hersteller von Atem-Masken etc. investieren? Vielleicht Reiseunternehmen, die Reisen nach China anbieten, shorten? Dieser Artikel versucht daher zu klären, was Aktien-Investoren jetzt tun sollten.
Überblick
Corona-Virus: die Situation
Womit haben wir es zu tun? Der neuartige Coronavirus von 2019 (2019-nCoV) tauchte wohl im Dezember bereits in der chinesischen Großtstadt Wuhan auf. In dem Ballungsgebiet leben gut 10 Millionen Menschen.
Die Ansteckungsrate scheint hoch zu sein. Tatsächlich können auch Menschen, die noch keine Symptome zeigen, den Virus weitergeben. Die gute Nachricht lautet aber, dass die Sterblichkeit bisher nicht hoch ist. Sie liegt anscheinend sogar niedriger als bei üblichen Grippe-Epidemien.
Wenn der Corona-Virus nicht schlimmer ist, als die Grippe, warum dann diese ganze Aufregung? Warum erregt der Erreger die internationalen Gemüter derart? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum einen, ist es ein neuer Virus. Da besteht immer eine gewisse Gefahr und der Name Corona klingt auch irgendwie geheimnisvoll. Zum anderen, ist der Erreger mit dem Corona-Virus verwandt, der die SARS-Pandemie 2002/2003 ausgelöst hat.
Natürlich haben viele auch noch die spanische Grippe im Hinterkopf, die in mehreren Wellen verlief. Die erste Welle hatte zunächst auch keine sehr hohe Todesrate. Der Virus könnte also im Prinzip noch gefährlicher werden, falls er mutiert.
Bisher gibt es dafür zum Glück noch keine Anzeichen. Einen großen Anteil an der allgemeinen Panik hat daher wohl die Presse, doch auch die moderne Forschung und der Fortschritt Chinas.
Warum Forschung und Fortschritt? Nun. Vor einigen Jahrzehnten hätte man gar nicht so schnell festgestellt, dass es sich hier um eine neue Erkrankung handelt.
Der Corona-Virus wäre einfach für eine normale Grippe gehalten worden. Bis man gemerkt hätte, dass es sich um einen neuen Erreger handelt, hätte es eine Weile gedauert und die Folgen wären dann auch schon gut bekannt gewesen.
Corona, Verschwörungstheorien und die Aktienmärkte
Ein weiterer Grund für die Angst vor dem Corona-Virus sind natürlich Verschwörungstheorien. Verschwörungstheoretiker sind heutzutage gut vernetzt und ihre Botschaften verbreiten sich rasch.
Für mich war es auch höchst interessant zu sehen, dass auch Crash-Propheten munter Verschwörungstheorien verbreiten. Na ja. Das Erzeugen von Angst passt ja irgendwie sehr gut zu deren Geschäftsmodell.
So gesehen, ist es nicht wunderlich, dass es mittlerweile zahlreiche Beiträge in ETF- und Börsen-Foren zum Thema Corona-Virus gibt. Lassen wir Mal die unzähligen schlechten Corona-Witze beiseite. (Es hat jetzt wohl auch der/die Letzte verstanden, dass es eine gleichnamige Biermarke gibt.) In Anbetracht der Tatsache, dass der Corona-Virus bisher nicht gefährlicher als die jährliche Grippewelle zu sein scheint, ist diese Aufmerksamkeit recht beachtlich.
Stell Dir Mal einen Beitrag mit dem Titel „Jährlich Grippewelle verängstigt Anleger. Kommt jetzt der große Crash?“ vor. Das dürfte wohl kaum jemandem hinter dem Ofen hervorlocken bzw. Anleger in Panik versetzen..
Doch viele Anleger sind jetzt panisch und denken offen über Verkäufe nach bzw. wollen den chinesischen Markt meiden. Andere überlegen, wie sie jetzt mit Spekulationen auf Pharma-Unternehmen, insbesondere Hersteller von Atemschutzmasken, schnelles Geld verdienen können.
Auch wenn ein Bärenmarkt sicher keine zwingende Konsequenz einer Pandemie ist, gab es in solchen Situationen in der Vergangenheit durchaus auch Mal ernsthafte Korrekturen. Mit kurzfristigen Schwankungen ist da zu rechnen. Langfristig orientierte Anleger sollte das aber nicht beunruhigen.
Panischen Reaktione von Privatanlegern wirken auf mich zu diesem Zeitpunkt völlig überzogen. Sie zeigen jedoch eines sehr schön. Es ist gar nicht so wichtig, ob Du mit teuren aktiv gemanagten Fonds oder günstigen ETFs anlegst.
Die 1-2% zusätzliche Kosten machen nicht so viel aus. Entscheidender ist Deine mentale Einstellung. Mit der richtigen, bzw. wohl eher falschen, mentalen Einstellung wird jedes Anlagevehikel zu einem Mittel, Dich selbst zu ruinieren.
Bitte nicht falsch verstehen. Das soll kein Statement für aktiv gemanagte Fonds sein, im Gegenteil. Mir geht es um etwas anderes. Anleger sollten immer – aber in solchen Situationen ganz besonders – auf die eigene Geisteshaltung, Anlagestrategie und -Disziplin achten.
Das Corona-Virus und Aktien- bzw. ETF-Sparpläne
Wie solltest Du als Privatanleger mit Deinen Aktieninvestments bzw. ETF-Sparplänen auf den Corona-Virus reagieren? Meiner Meinung nach, kann es da nur eine Antwort geben: mit Gleichmut und Gelassenheit.
Ein Plan, ist ein Plan ist ein Plan. Wenn Du bei jeder Sau, bzw. Schweinegrippe oder Corona-Virus, die durchs Dorf getrieben wird, Deine Aktien- oder ETF-Sparpläne über den Haufen wirfst, wird da nie etwas draus.
Das ist ja der Vorteil von Sparplänen. Stürzen die Märkte ab, sinkt der Preis der ETFs. Du bekommst dann mehr Anteile fürs gleiche Geld. Es gibt also gar keinen Grund, jetzt irgendetwas zu ändern. Du machst bereits alles richtig.
Kannst Du mit einer möglichen Korrektur, einem Crash oder Bärenmarkt, der jetzt kommen kann nicht leben, dann machst Du generell etwas falsch. Crashs sind jederzeit möglich, auch ohne Corona-Virus.
Macht Dir die Möglichkeit eines Crashs Angst, solltest Du über Deine Anlageklassen nachdenken. Vermutlich hast Du dann einen zu hohen Anteil an risikobehafteten Investments.
Über Einzelaktien nachzudenken, ist da nicht hilfreich. Zusätzlich zum generellen Marktrisiko kaufst Du damit dann noch das höhere Risiko eines Totalausfalls eines Aktienwertes ein. Hat man Angst und hält eine Situation für bedrohlich, ist es wohl kaum sinnvoll, das Risiko zu erhöhen.
Viel wahrscheinlicher ist, dass Du so Deine Rendite steigern möchtest. Ja. Das kann klappen. Mindestens ebenso wahrscheinlich ist es, dass es dann doch nicht so gut läuft.
Gier ist immer ein schlechter Ratgeber. Du hast Dich ursprünglich für ETFs entschieden. Es macht keinen Sinn, Deine Strategie zu wechseln, nur weil Du jetzt das schnelle Geld witterst. Ein solcher Ansatz ist nicht mehr passives Investieren, sondern Spekulation. Das gilt natürlich umso mehr für Optionen.
Depot liegen lassen, Einmalinvest wagen oder wegen Corona lieber in Anleihen umschichten?
Klar. Vielleicht konntest Du während dem langanhaltenden Bullenmarkt der letzten zehn Jahre ein stattliches Depot aufbauen. Die möglichen Auswirkungen durch die Corona-Epidemie machen Dir daher Sorgen.
Das ist natürlich eine andere Sache als bei einem Sparplan. Es steht ja bereits einiges auf dem Spiel und auch Dein Anlagehorizont ist mittlerweile etwas kürzer.
Vielleicht denkst Du aber auch darüber nach, eine größere Summe auf einmal zu investieren? Ganz allgemein schlagen Einmalanlagen das Cost Averaging in der Regel. Ein bestehendes, gewachsenes Depot ist ja quasi auch wie eine Einmalanlage.
Ein relativ rascher Einstieg mit 3 bis 4 Raten kann eine gute Sache sein, wenn Du Angst hast. So ist es mental einfacher, Dich zu überwinden, überhaupt mit dem Investieren anzufangen.
Aber wie sieht das denn jetzt während der Corona-Pandemie aus? Ist das nicht zu riskant? Planst Du gerade eine Einmalanlage oder hast bereits ein großes Depot, hätte ich wegen Corona genauso viel oder wenig Bedenken wie sonst auch.
Es ist egal, warum Du Angst vor einem Crash oder Bärenmarkt hast. Sei es Corona, Finanzpornografie oder ein Bauchgefühl. Kommt die Angst, spricht einiges dafür, dass Du ganz allgemein etwas tun solltest, um Dein Depot wetterfest zu machen.
Niemand weiß, was als Nächstes passiert. Auch wenn eine Einmalanlage das Cost Averaging in der Regel schlägt, so gilt das nur für den Regelfall der Vergangenheit. Es gibt kein Risiko in der Vergangenheit. Im Einzelfall der Gegenwart kann es anders sein: nicht wegen, aber auch bei einer Corona-Epidemie.
Wenn Dir Corona jetzt Angst macht, musst Du darüber nachdenken, ob Du die richtige Mischung aus sicheren (Anleihen, etc.) und risikobehafteten Investments (Aktienwerte, etc.) in Deinem Portfolio hast.
Auch wenn sie kaum oder keine Rendite bringen, Anleihen machen beim Risikomanagement Sinn. Auch wenn die Märkte jetzt nicht wegen Corona einbrechen, sie werden auch so vermutlich nicht ewig bergauf eilen. Du solltest Deine Risikotoleranz daher richtig einschätzen.
Gerade wenn solche Ängste bestehen, ist die Beimischung „sichererer“ Investments wie Anleihen und/oder Tagesgeld bzw. Festgeld sinnvoll. Ich bin davon zwar kein großer Fan, aber meinetwegen auch zusätzlich ein bisschen Gold.
Persönlich würde ich wegen Corona jetzt aber nicht panisch in Anleihen umschichten. Nimm Dir Zeit und überlege Dir genau, mit welchem Verhältnis von Aktien und Anleihen Du Dich wohlfühlst und wieviel Prozent Verlust Du akzeptieren kannst.
Fazit
Wenn Du nicht über 65 bist oder eine Vorerkrankung hast, würde ich mir als Investor über den Virus Market-Timing mehr Sorgen machen, als über den Corona-Virus.
Einen Sparplan während der Corona-Pandemie zu beginnen ist, meiner Meinung nach, eher unproblematisch. Du profitierst entweder von sinkenden Kursen oder freust dich über den Anstieg.
Bei einer Einmalanlage würde ich, wenn die Angst groß ist, zeitlich relativ nah hintereinander in vier Tranchen in den Markt einsteigen, um die Angst zu überwinden.
Nicht, dass es das Risiko signifikant senken würde. Es ist aber emotional viel einfacher, so den Einstieg zu schaffen. Und darauf kommt es für mich an.
Bei entsprechender Haltedauer – und wenn Du die eigene Risikotoleranz berücksichtigst – spricht historisch wenig gegen eine Einmalanlage. Gründe warum Du gerade jetzt nicht in den Aktienmarkt einsteigen solltest, gibt es viele.
Mal ist Dir der Stand der Aktien gerade zu hoch. Mal wirken die sinkenden Aktienmärkte bedrohlich. Ein anderes Mal werden Umwälzungen befürchtet, wie zum Beispiel durch internationale Krisen oder wie jetzt den Corona-Virus.
Es lässt sich klar sagen: den idealen Zeitpunkt für einen Einstieg bei Aktien oder ETFs gibt es nicht. Auf den kannst Du lange warten. Statistisch betrachtet macht es aber keinen Sinn zu warten.
Der ideale Einstiegszeitpunkt ist daher immer jetzt. Das kann aber auch schief gehen und eventuell musst Du dann eine Weile warten bis die Verlust wieder ausgeglichen sind. So ist das im Leben. Keine Rendite ohne Risiko.
Wenn Dir das zu viel Risiko ist, solltest Du über sichere Portfoliobeimischungen wie Anleihen, Tagesgeld, Festgeld und meinetwegen auch ein bisschen Gold nachdenken.
Spekulationen mit Einzelaktien sind jedenfalls keine Lösung, um das Risiko zu minimieren. Eventuell kannst Du damit die Rendite steigern. Das Ganze hat dann aber auch ein deutlich erhöhtes Risiko.
In jedem Fall wünsche ich Dir, dass Du gesundheitlich und finanziell gut durch den Winter kommst!
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View Comments (2)
Moin Rolf,
meintest du anstatt "zeitlich relativ nah hintereinander in vier Margen in den Markt einsteigen" in vier TRANCHEN in den Markt einsteigen?
Vielleicht interessant fuer Erben/Hausverkaeufer/Lebensversicherungsbeguenstlinge, hier wurde mal die Anlage groesserer Summen mit KURSSTEMPEL ODER ZEITSTEMPEL besprochen:
https://freiheitsmaschine.com/2019/08/18/millionaer-werden-bleiben-interview-24-christian-superboost-im-ausland/#comment-3508
LG & Danke fuer deinen ETF-spezifischen Blog, Joerg
Lieber Jörg. Vielen Dank für den Hinweis. Das ist natürlich ein blöder Typo. Danke!