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German Angst und Aktien – Furcht vor den falschen Sachen?

German Angst und Aktien: die Ängste der Deutschen 2019

Wir Deutschen sind ja für unsere German Angst bekannt. Der Ausdruck German Angst hat sich im Englischen längst ebenso etabliert wie die Begriffe Weltschmerz oder Kindergarten.

Angst und Aktien sind ein Thema, bei dem die irrationale Angst und Zögerlichkeit ganz offensichtlich zu Tage tritt. Wir gelten im Ausland aber nicht nur als zögerlich und ängstlich, wenn es um Aktien geht.

Ist die German Angst nicht vielleicht eine Frage der Vernunft? Ist es nicht sinnvoll, vor bestimmten Dingen Angst zu haben? Vielleicht. Doch es scheint, wir fürchten uns auch gerne vor den falschen Sachen.

German Angst – Die Angst vor den falschen Sachen

Die Deutschen und die Angst vor Strahlung

Das legt zumindest eine aktuelle Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) nahe. Dabei sollte ermittelt werden, was die Deutschen über Strahlung wissen, um zu sehen, wo noch Aufklärungsarbeit notwendig ist.

Dazu stellte das BfS im Rahmen der Studie „Was denkt Deutschland?“ 2.000 Bundesbürgern Fragen wie: „Ist es gefährlicher, mit dem Handy zu telefonieren oder neben einem Mobilfunkmast zu stehen? Was ist Radon und wie gefährlich ist es? Wie schützt man sich vor Sonnenstrahlung?“

Die Ergebnisse überraschen eigentlich wenig. Zum Thema Angst vor Strahlung, gaben die meisten der Befragten spontan Handystrahlung an. Die überwältigende Mehrheit der Befragten (95%) war sich dabei bewusst, dass es beim Telefonieren mit Mobiltelefonen zu elektromagnetischen Feldern kommt.

Dass der größte Anteil von Handy-Strahlung dabei vom eigenen Telefon ausgeht und nicht vom Sendemast, war jedoch nur etwas über die Hälfte der Befragten bekannt. Radon-Strahlung, die sogar die zweithäufigste Todesursache nach dem Rauchen ist, wurde nur von 22,9% der Befragten als bedenklich eingestuft.

Die R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen 2019“

In der Studie „Die Ängste der Deutschen 2019“ der R+V-Versicherungsgruppe wurden rund 2.400 Menschen zu Themen wie Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit befragt. Platz 1 und 2 nahm dabei klar das Thema Flüchtlinge ein. (siehe Abbildung)

Quelle: R+V-Infocenter, „Die Ängste der Deutschen 2019“

Der Klimawandel, der unbestreitbar eines der größten Probleme der Menschheit des 21. Jahrhunderts darstellt, schaffte es hingegen mit 41% nur auf Platz 12. Das Zerbrechen der Partnerschaft landete abgeschlagen auf Platz 20 (18%). Bei einer Scheidungsrate von knapp 33% im Jahr 2018 immerhin keine ganz unwahrscheinliche Gefahr.

Eine SPON-Kolumne zog daher im Dezember ein treffendes Fazit der beiden Studien:

„Einmal angenommen, die Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz und die von der Versicherung seien vergleichbar, dann bedeutet das: Etwa zehn Prozentpunkte mehr Menschen fürchten sich vor Handystrahlung als vor den Folgen der Klimakrise.“

SPON, Kolumne vom 22.12.2019

Die irrationale Angst der Deutschen vor Aktienwerten

Nach Aktien wurde in der R+V-Studie zur Angst der Deutschen gar nicht gefragt. Sie scheint aber nach wie vor groß zu sein, während die Angst vor der Inflation beim Sparbuch weiterhin gering ist. Und das obwohl die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten mit 43% immerhin Platz 10 der Ängste der Deutschen 2019 belegt.

Die Deutschen verwenden trotzdem (laut einer Statista-Umfrage von 2019) am liebsten Sparbuch (45%), Girokonto (40%), Renten- und Kapital-LV (29%) sowie Bausparverträge (28%) für die Geldanlage. Auf Rang 5 kommen dann endlich Immobilien (22%). Investmentfonds (22%) und Aktien (15%) liegen dagegen abgeschlagen auf den Plätzen 6 und 9.

Angst und Aktien gehen also leider immer noch Hand in Hand. Dabei wären Aktienwerte doch gerade sinnvoll, um etwas gegen die Angst vor dem sinkenden Lebensstandard im Alter zu tun, die mit 34% immerhin noch Platz 16 der Ängste der Deutschen belegt. Im Osten beträgt sie sogar 41% und ist damit genauso hoch, wie die Angst vor dem Klimawandel.

Quelle: R+V-Infocenter, „Die Ängste der Deutschen 2019“

Fazit – German Angst und Aktien

Die Deutschen fürchten sich nicht nur vor Aktien. German Angst und Aktien sind anscheinend aber nach wie vor ein großes Thema. Hat die Angst vor Aktien nicht einen ebenso irrationalen Ursprung, wie viele der anderen Dinge, die unsere Mitbürger zu bewegen scheint?

Hier hilft nur Verständnis. Ein Beispiel aus der buddhistischen Philosophie zeigt das sehr schön. Sieht man aus dem Augenwinkel ein gestreiftes Seil auf dem Boden liegen, kann es fälschlich als Schlange wahrgenommen werden und man bekommt Angst.

Das entspricht unserem biologischen Erbe. Unsere tierischen Vorfahren hatten eine bessere Überlebenschance, wenn sie schnell auf Reize in der Umwelt mit Angst und Panik reagierten. Besser einmal zu schnell weg gerannt, als einmal zu spät. Diese Muster stecken noch in unseren Genen.

Hier müssen wir mit dem Verstand dagegen arbeiten. Erkennt man die vermeintliche Schlange als das, was sie ist, also als ein harmloses Seil, dann verpufft auch die Angst.

Beim Thema German Angst und Aktien müssen wir genauso vorgehen. Hier hilft nur Finanzbildung, damit die Deutschen die Angst vor dieser historisch sehr gewinnbringenden Anlageform verlieren. Mit ETFs lässt sich heute doch sehr leicht und kostengünstig daran teilhaben.

Auch ein Crash – das Schreckgespenst der Aktienmärkte – verliert seinen Schrecken, wenn man sich rational damit auseinandersetzt. Bisher haben die internationalen Märkte noch jeden Verlust wieder eingeholt.

Dazu darf man halt eben nicht sofort anfangen in Panik loszurennen bzw. seine Aktienwerte zu verkaufen, sobald man eine Schlange bzw. den Crash wittert.

Mit einem breit diversifizierten ETF und einer Haltedauer von +15 Jahren war die Gefahr eines Verlustes mit Aktienwerten historisch gering. In der Regel konnten so sogar fantastische Renditen erwirtschaftet werden, trotz zwischenzeitlicher Crashs.

Es gibt Dinge, über die wir uns tatsächlich Gedanken machen sollten: Altersvorsorge, Klimawandel und Radon gehören sicher dazu. Hier ist es durchaus sinnvoll, Vorkehrungen zu treffen.

Tragisch wird es halt, wenn man – wie im Fall von Aktien – ausgerechnet vor Dingen Angst hat, die Teil der Lösung des Problems sein könnten…

„Einem Kind, das die Dunkelheit fürchtet, verzeiht man gern; tragisch wird es erst, wenn Männer das Licht fürchten.“

Quelle unbekannt, wird oft (fälschlich?) Platon zugeschrieben

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etf-yogi:

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