Die ING-Privatanleger-Analyse kommt da ganz klar zum Schluss: Frauen waren 2019 die besseren Anleger/-innen. Sie erzielten einfach die besseren Renditen. Männer hatten das Nachsehen.
Wer sind also die besseren Anleger/-innen – Männer oder Frauen? In vielen Familien scheint die Lage auch im 21. Jahrhundert noch klar zu sein. Geldanlage ist Chefsache. Das macht Papa lieber alleine.
Es gibt aber begründete Zweifel, ob das eine gute Idee ist. Es hat sich mittlerweile schon herumgesprochen, dass Frauen die besonneren und langfristig erfolgreicheren Anleger /-innen sind.
Zu diesem Schluss kommt auch die aktuelle ING-Privatanalyse für das Jahr 2019:
Für die Analyse wurde die durchschnittliche Rendite der Wertpapierdepots von über 806.000 Kunden im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 29. November 2019 anonymisiert ausgewertet. 23,5 Prozent Rendite haben die berücksichtigten Wertpapierdepots im Untersuchungszeitraum erzielt, so die Ergebnisse der anonymisierten Auswertung.
Pressemitteilung: “ ING-Privatanleger-Analyse: Frauen erzielen 2019 höhere Rendite als Männer“ (ots), 20.12.2019
Überblick
Frauen trafen 2019 die besseren Anlageentscheidungen
Im Untersuchungszeitraum schnitten Frau dabei besser ab als der Durchschnitt. Sie lagen mit 24,11 Prozent Rendite anscheinend deutlich vor den männlichen Anlegern, die auf durchschnittlich 23,5 Prozent kamen.
Leider geht aus der Mitteilung nicht hervor, wie es um Geschlechterverhältnis von Männern und Frauen bei der ING bestellt ist. Hoch scheint der Anteil an Frauen jedenfalls nicht zu sein.
Die durchschnittliche Rendite aller Anleger/-innen beträgt 23,5 Prozent und die der Männer ebenfalls 23,5%. Der prozentuale Anteile weiblicher Anlegerinnen an der Gesamtsumme scheint also so niedrig zu sein, dass ihre Rendite von 24,11 Prozent das Gesamtergebnis nicht signifikant beeinflusst.
Warum sind Frauen die besseren Anleger/-innen?
Einen Hinweis darauf, warum Frauen die besseren Anleger/-innen sein könnten (zumindest 2019) liefert die Analyse auch gleich mit. So heißt es hier:
Sie weisen für den Untersuchungszeitraum einen vergleichsweise hohen Anteil von Fonds in ihren Depots auf. Dieser beträgt 25 Prozent, bei Männern sind es hingegen nur 18 Prozent.
Männer setzten dafür stärker auf Einzelwerte. Der Aktienanteil in ihren Depots liegt bei rund 60 Prozent, bei den Frauen dagegen bei 53,47 Prozent. Bei beiden Geschlechtern bilden Aktien damit im Untersuchungszeitraum die absolute Mehrheit im Depot.
ING-Pressemitteilung, 20.12.2019
Männer und Frauen bevorzugen also Aktien in ihren Depots. Die Männer unter den ING-Kunden scheinen dabei aber vermehrt auf Stockpicking zu setzen. Das ist bekanntlich ja ein Garant für schlechtere Renditen, zumindest auf den Durchschnitt der Anleger/-innen gerechnet.
Jung schlägt alt bei der Geldanlage
Von wegen erfahrene Hasen sind die besseren Anleger. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Die jungen Anleger setzen sich deutlich von den Älteren ab:
Die Altersgruppe der 26 bis 35-jährigen legte am erfolgreichsten an. Im Durchschnitt erzielte diese Gruppe 26 Prozent Rendite. Doch auch die in Relation am wenigsten erfolgreiche Altersgruppe der über 75-jährigen konnte im Untersuchungszeitraum 22 Prozent Wertzuwachs im Depot verzeichnen.
Pressemitteilung: “ ING-Privatanleger-Analyse: Frauen erzielen 2019 höhere Rendite als Männer“ (ots), 20.12.2019
Der Erfolg junger Anleger/-innen mag zum Teil darin begründet liegen, dass sie vermehrt auf kostengünstige ETFs setzen. Sie sind einfach deutlich günstiger als die „klassischen“ Anlageklassen, die die älteren ING-Kunden zu bevorzugen scheinen:
Mit über 23 Prozent haben die unter 18-jährigen den zweithöchsten Anteil an ETFs im Portfolio. Übertroffen wird dies nur doch von den 26 bis 35-jährigen mit 23,65 Prozent. Ältere Anleger scheinen hingegen „klassische“ Anlageklassen zu bevorzugen. Sie haben im Vergleich zu den anderen Altersgruppen die größten Anteile sowohl an Aktien als auch an Anleihen im Depot.
Pressemitteilung: “ ING-Privatanleger-Analyse: Frauen erzielen 2019 höhere Rendite als Männer“ (ots), 20.12.2019
Sind also junge Frauen bessere Anleger/-innen. Zumindest im Durchschnitt liegt diese Vermutung nahe.
Was für Schlüsse kann Man(n) daraus ziehen?
Für sich sind Zeitraum und Umfang natürlich zu kurz, um aussagekräftig zu sein. Es gibt aber viele frühere Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen, wodurch sich ein rundes Bild ergibt.
Anstatt sich für die besseren Anleger zu halten, sollten Männer vielleicht langsam anfangen, in Börsenfragen zu ihren Frauen aufzuschauen. Sie machen anscheinend einiges richtig – und daran könnten sich die Männer orientieren.
Dazu gehört zum Beispiel, statt auf Stockpicking lieber auf Aktienfonds und insbesondere auf kostengünstige Indexfonds oder –ETFs zu setzten. Egal ob mit ETFs oder Aktien, Frauen handeln deutlich seltener. Auch das scheint Teil ihres Erfolges zu sein.
Der Aktienanteil ist in den Depots der Anlegerinnen etwas geringer. Normalerweise sollte das ja zu Lasten der Rendite gehen. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall.
Anstatt hier zu wenig Risikobereitschaft bei Frauen zu monieren, sollten Männer darüber nachdenken, ob sie ihre Risikotoleranz richtig einschätzen. Was passiert, wenn das Investment über 50% im Wert sinkt? Hat man(n) dann wirklich die Nerven, an der eigenen Strategie festzuhalten oder wird doch panisch verkauft?
Frauen scheinen auch überlegter und weniger überstürzt an die Geldanlage heranzugehen. An einem guten Plan wird dann festgehalten. Bei der Geldanlage scheint das eine gute Sache zu sein.
Es gibt trotzdem eine gute Nachricht für alle Männer. Es ist kein Hexenwerk, die Frauen einzuholen. Wenn man sich selbst hinterfragt und auf ein paar einfache Regeln achtet, kann man selbst als Mann noch ein ganz passabler Anleger werden.
Fazit
Männer oder Frauen? Wer sind also die besseren Anleger/-innen? Die Sache ist leider klar. Es tut mir Leid, liebe (Mit-)Männer. Es sieht schlecht für uns aus.
Der/Die beste Anleger/-in bei der ING war dieses Jahr eine Frau im Alter zwischen 26 und 35 Jahren, zumindest im Durchschnitt. Das mag erfolgreiche Bloggerinnen wie Madame Monepenny oder Fortunalista weiter beflügeln, die ja auch explizit diese Altersklasse ansprechen.
Wollen wir hoffen, dass sie viele weitere junge Frauen ermutigen können, die Familienfinanzen selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Familien (und ggf. auch ihre Männer) dürften es ihnen danken.
Übrigens: in unserer Familie bleiben die Finanzen natürlich Chefsache. Ist doch klar… 😉
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Moin Rolf,
der Elefant im Raum ist doch viel mehr, dass die ING-Jungs und Mädels im Zeitraum damit ca 7% hinter dem iShares Core MSCI World hinterher hinken!
7% ist viel, eine durchschnittliche Jahresrendite!
LG Joerg
Das ist traurig, aber tatsächlich ganz normal. Privatanleger hinken leider fast immer dem Index hinterher, selbst wenn sie in den Index investieren. Die DALBAR-Studie untersucht dies bereits seit Jahrzehnten und leider ist das ein anhaltendes Phänomen. Der Schuldige scheint klar: die Anleger selbst. Statt konsequent Buy and Hold durchzuziehen wird gekauft und verkauft. Daher ist es ja so wichtig, auf das Anlegerverhalten zu achten und deshalb finde ich ausschüttende ETFs so gut. Die sorgen dafür, dass man nicht ständig kauft und verkauft...