Weihnachtsgeld und Rentenlücke: wie passt das denn jetzt zusammen? Ja. Die Rentenlücke bereitet vielen Menschen Sorgen. Bist Du Dir sicher, dass Dir das Geld im Alter einmal reichen wird?
Nein. Dann geht es Dir wie vielen anderen auch. Die staatliche Rente wird vermutlich hinten und vorne nicht langen und für private Vorsorge fehlt den Meisten das Geld.
Mein Jahrgang, 1975, hat laut Prognosen eine durchschnittliche Rentenlücke von 83.000 €. Beim Jahrgang 1990 sind es bereits 117.000€.
Gerade wenn man spät ins Arbeitsleben einsteigt, keine geradlinige Erwerbsbiografie hat oder vorzeitig in Rente gehen möchte, kann die Lücke aber auch deutlich höher ausfallen. Die gängigen Rentenlücken-Rechner helfen dann wenig.
Seit Politiker öffentlich verkündeten, die Rente sei sicher, dürften einigen (begründete) Zweifel gekommen sein, ob das auch stimmt.
Bei vielen ist monatlich aber ohnehin gar nichts da, was sie zurücklegen könnten. Altersvorsorge ist dann gar nicht möglich, oder?
Überblick
Wie ich auf den Lifehack „Mit dem Weihnachtsgeld die Rentenlücke stopfen“ kam
Tja. Hier kommt das Weihnachtsgeld ins Spiel. Mir kam da nämlich die Idee für einen simplen Lifehack: wie man mit dem Weihnachtsgeld die Rentenlücke stopfen kann.
Du kommst ja das restliche Jahr auch irgendwie ohne das Weihnachtsgeld aus. Was, wenn Du es jetzt gar nicht oder nur wenig anrührst. Tue einfach so, als würdest Du es gar nicht bekommen – oder nur einen kleinen Teil davon.
Möchte man Geld in Aktienwerte investieren, dann hört man oft: „Nimm dafür nur Geld, das Du normalerweise nicht brauchst. Das klingt jetzt für mich irgendwie verdächtig nach Weihnachtsgeld. Also warum das Weihnachtsgeld nicht in Aktien investieren?
Auf den Lifehack mit dem Weihnachtsgeld kam ich dieses Jahr. Das mache ich tatsächlich selbst schon eine Weile genau so. Das Weihnachtsgeld fließt bei mir jedes Jahr fast vollständig als kleine Extrazahlung ins Portfolio.
Ich höre Dich schon protestieren. Was soll das denn bringen? Das ist ja nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ja. Doch auch der stete Tropfen höhlt irgendwann den heißen Stein. Schauen wir es uns einmal an.
Wer bekommt Weihnachtsgeld und wie viel?
Wer bekommt denn Weihnachtsgeld und wie hoch ist es? Von den Tarifbeschäftigten sind es immerhin knapp 87%. Insgesamt bekommen etwa 53% der Beschäftigten in Deutschland Weihnachtsgeld, also etwas mehr als jeder Zweite.
Okay. In vielen Branchen und Berufen ist das Weihnachtsgeld leider nicht mehr das, was es einmal war. Da geht es unseren Nachbarn in Österreich deutlich besser. Sie bekommen gleich ein 13. und 14. Monatsgehalt.
Das ist natürlich irgendwie doppelt unfair. Schließlich ist dort auch das Rentensystem deutlich besser ist als in Deutschland. Na gut. Ich höre ja schon auf zu jammern.
Mit Verwunderung fand ich bei meiner Recherche für diesen Artikel dann heraus, dass das durchschnittliche Weihnachtsgeld in Deutschland 2018 bei 2.583 € brutto lag. Auch wenn ich mich ansonsten nicht über mein Gehalt beschweren kann, liege ich da doch deutlich darunter.
In der Höhe fällt es im Durchschnitt im Osten und Westen aber leider immer noch etwas unterschiedlich aus, wie eine aktuelle Studie aus 2019 zeigt. So liegt es zwischen 2547€ im Osten und 2644€ im Westen.
Update: 2020 betrug das Weihnachtsgeld im Schnitt 2661€ und 2021 sind es 2667€.
Angestellte im Westen sind also im Vorteil? Nein, leider nicht alle, wie es mein Beispiel leider zeigt. Der öffentliche Dienst kann bei solchen Zahlen einfach nicht mithalten.
Gehen wir hier jetzt sicherheitshalber davon aus, dass Du Weihnachtsgeld bekommst und Dir davon zumindest 1000€ zur freien Verwendung zur Verfügung stehen.
Du kannst das Weihnachtsgeld natürlich direkt für Deinen Konsum verwenden und es Dir gut gehen lassen. Das Geld ist dann weg. Was würde aber passieren, wenn Du das Weihnachtsgeld stattdessen regelmäßig jedes Jahr investierst?
Und was, wenn Du gar kein Weihnachtsgeld bekommst? Blöd, keine Frage. Dieser Lifehack funktioniert dann natürlich nicht für Dich. Das Prinzip ist aber das Gleiche. Du kannst dann einfach 1000€ über das Jahr verteilt in einzelnen Sparraten investieren. Das Ergebnis ist dasselbe.
Wie Du mit dem Weihnachtsgeld die Rentenlücke stopfen kannst
Gehen wir nun davon aus, dass Du Dein Weihnachtsgeld jedes Jahr anlegst. Kannst Du so die Rentenlücke stopfen? Wie musst Du dabei vorgehen?
Kostengünstig in einen breit diversifzierten ETF anlegen
Am besten legst Du das Geld kostengünstig in einem ETF an, der tausende von Aktienwerten enthält und breit über verschiedene Länder gestreut ist. Das Geld bleibt investiert und arbeitet weiter, bis Du in Rente gehst.
Du machst es Dir dabei so einfach wie möglich und sparst mit einem Ein-ETF-Portfolio wie zum Beispiel mit dem Vanguard FTSE All-World. Kaufkosten sind beim Kauf von ETF ohnehin bereits vernachlässigbar, werden in den kommenden Jahren vermutlich aber noch ganz verschwinden. Bei der Rechnung habe ich sie, ebenso wie Steuern, nicht berücksichtigt.
Beim Vanguard FTSE All-World-ETF kannst Du auch die laufenden Gebühren ignorieren, da der ETF eine Tracking-Differenz von ~0 hat und die ohnehin geringen Kosten im Prinzip keine negative Auswirkung auf die Rendite haben.
Jedes Jahr 1000€ Weihnachtsgeld investieren
Die Grundannahme lautet also: Du bist zum Startzeitpunkt 27 Jahre alt, legst jedes Jahr 1.000€ Weihnachtsgeld zur Seite und ziehst das durch bis zum Renteneintritt mit 67.
Für die Berechnung habe ich eine lineare Durchschnittsrendite von 7% angesetzt. In der Realität ist diese Entwicklung natürlich nicht linear. Da wird es immer Schwankungen geben, die stark nach oben oder unten abweichen.
Bei einem ETF auf einen breit diversifizierten Index wie den FTSE All-World oder den MSCI ACWI (IMI), sind 7% über einen 40-Jahreszeitraum aber durchaus realistisch.
In der folgenden Tabelle kannst Du die mögliche Entwicklung des Geldes mitverfolgen. Zum Vergleich habe ich sie dem unverzinsten Sparbuch gegenüber gestellt.
Alter | 27 | 37 | 47 | 57 | 67 |
Sparbuch (0%) | 0 | 10.000 | 20.000 | 30.000 | 40.000 |
All-World-ETF (~ 7%) | 0 | 14.783 | 43.865 | 101.073 | 213.609€ |
Lässt sich die Rentenlücke stopfen? Geht die Rechnung auf?
Du siehst hier sehr schön, wie der Zinseszins immer mehr Fahrt aufnimmt. Der Vorsprung gegenüber der zinsfreien Anlage wird mit jedem Jahrzehnt größer. Aber haut es hin? Lässt sich die Rentenlücke stopfen?
Die durchschnittliche Rentenlücke des Jahrgangs 1990 von 117.000€ bekommst Du so gut in den Griff. Hältst Du es 32 Jahre durch, ist das Ziel geschafft. Je früher, desto besser, doch spätestens im Alter von 35 müsstest Du schon anfangen.
Aber auch die durchschnittliche Rentenlücke des Jahrgangs 1975 von 83.000€ ließe sich so recht einfach schließen. Dazu müsstest Du das nur 28 Jahre durchhalten. Dumm nur, dass sich das leider nicht mehr ausgeht, denn es verbleiben nur noch 23 Jahre bis zum regulären Renteneintritt.
Tja. Wenn Du mit 44 anfängst, wirst Du also etwas mehr investieren müssen, um das Ziel zu erreichen. Damit das innerhalb von 23 Jahren gelingen kann, müsstest Du schon etwa 1.500€ pro Jahr investieren.
Nur gut, dass Du im höheren Alter meist auch mehr verdienst und das Weihnachtsgeld dementsprechend ebenfalls höher ausfällt. Da sind höhere Raten bzw. eine Dynamisierung möglich.
Natürlich kannst Du einen Teil auch Teil über einen monatlichen Sparplan mit 50 oder sogar 100 Euro abdecken. Insgesamt dürfte es nicht schaden, einen größeren Puffer einzuplanen.
Vielleicht kommt der Tipp für dieses Jahr auch bereits zu spät. Hast Du im Rahmen des Black Friday schon Dein ganzes Weihnachtsgeld auf den Kopf gehauen?
In dem Fall, kannst Du das ja einfach zu Deinen Vorsätzen für das Neue Jahr hinzufügen. Hauptsache, Du fängst dann irgendwann damit an.
Unwägbarkeiten beim Rentenlücke Stopfen
Unwägbarkeiten beim Rentenlücke Stopfen gibt es auch so genug. Wer weiß schon, was unseren Politikern steuerlich noch alles einfällt. Kreativ sind sie ja, wenn sie an Dein Geld wollen. Das muss man ihnen lassen.
Wird es das Weihnachtsgeld auch in Zukunft immer geben? Das kann keiner beantworten. Als ich nach einigen Jahren im Ausland nach Deutschland zurück kam, wartete ich auch vergeblich auf mein Sommergeld im öffentlichen Dienst.
Manche Dinge können sich mit der Zeit ändern. Am besten, Du fängst gleich mit dem Sparen an, solange es das Weihnachtsgeld noch gibt, denn das ist ein ziemlich bequemer Weg, um die Rentenlücke zu stopfen und etwas fürs Alter zurückzulegen.
Hast Du auch einen Lifehack, wie Du fürs Alter vorsorgst? Lass es mich bitte wissen. Ich bin immer neugierig, etwas dazu zu lernen.
Auf Deine Kommentare und Anregungen freue ich mich bereits! Hinterlasse doch gerne eine kurze Nachricht und sag mir, was Du von dem Artikel hältst. Neben Lob und freundlichen Worten sind kritische Anmerkungen ebenfalls willkommen. Sie helfen mir dabei, den Artikel zu verbessern.
View Comments (5)
Hey Rolf,
cooler Artikel!
Da sieht man mal wieder, welche Auswirkungen die Zeit beim Zinseszinseffekt hat.
Auch wenn ich grundsätzlich glaube, dass es für einen funktionierenden Finanzhaushalt besser ist monatlich zu investieren, ist dein Lifehack eine gute Alternative für diejenigen, die sich nicht dazu überwinden können monatlich zu sparen und zu investieren.
Am Ende kommt auch so ein stattlicher Betrag zusammen, der die Rentenlücke stopft!
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!
Gruß Stefan
Hallo Stefan,
Danke für Deinen Kommentar! Klar. Das sehe ich genauso.
Wenn jemand monatlich investieren kann, ist das super. Artikel zum Vermögensaufbau durch regelmäßiges Investieren schreiben wir ja eh Beide.
Der Weihnachtsgeld-Lifehack war jetzt einfach ein Versuch, Leute zu erreichen, die monatlich nichts zum Investieren übrig haben oder es - warum auch immer - nicht tun. Vielleicht hilft es ja tatsächlich jemandem und er/sie kommt so auf den Geschmack. Einmalanlagen und regelmäßige Sparraten schließen einander zum Glück ja nicht aus.
Dir auch ein schönes Wochenende!
Gruß zurück, Rolf
Interessante Überlegung! Eine ähnliche Überlegung hatte ich neulich zu den Steuerrückzahlungen, auf die sich unsere Familie wohl für dieses Jahr freuen kann. Ein bisschen "etwas gönnen" werden wir uns wohl schon, aber gut die Hälfte soll beiseite gelegt werden und die Rechnung veranschaulicht ganz gut, was das ausmacht :)
Klar. Das geht genauso. Bei mir sind die bisher aber auch ins Portfolio geflossen - wobei es dieses Jahr damit leider nichts wird.
Die Steuerrückzahlungen sind halt leider nicht so regelmäßig. ;)
In Österreich wurde mir das 13. und 14. Monatsgehalt in 4 Tranchen übers Jahr verteilt ausgezahlt. Das eignet sich dann tatsächlich hervorragend für Geldanlagen.
Meine Strategie ist tatsächlich eine Mischung aus regelmäßigen (monatlichen) Einzahlungen in einen ETF und unregelmäßigeren Käufen. Dies können Einzelwerte sein (kleiner Spieltrieb) oder ebenfalls ETFs. Zwar finden sich hauptsächlich Dividenden-Werte in meinem Depot, allerdings auch der ein oder andere Wachstums-Aktie.
Einen gesetzten Meilenstein konnte ich 2019 erreichen: Mein Ziel war, dass Dividenden und Ausschüttungen netto 3000€ übersteigen. Gestern wurden die letzten Zahlungen auf mein Konto überwiesen, mit über 3200€ konnte ich dieses Ziel übertreffen. Für 2020 ist mein Ziel, 3600€ aus meinen Kaptitalanlagen zu erhalten. Also durchschnittlich 300€ pro Monat.
Meine durchschnittliche monatliche Sparquote beträgt ca. 20% meines Nettoeinkommens, was bei mir etwa 600€ pro Monat sind. Theoretisch könnte ich meine Sparquote auch erhöhen, aber vielleicht etwas untypisch für die Finanzblogszene sage ich mittlerweile, dass ich auch etwas im Hier und Jetzt leben möchte.
Meine Einkünfte kommen aus drei Quellen: Meinem Hauptjob, einem Nebenjob auf Minijob-Basis sowie den weiter oben beschriebenen Kapitaleinkünften.
Meine Altersvorsorge-"Strategie" (ich bin mittlerweile 39 Jahre alt): Als "erste Säule" natürlich die gesetzliche Rente. Auch bei meinem Minijob zahle ich Rentenversicherungsbeiträge. Obwohl eine Befreiung kinderleicht möglich wäre. Dies hat vor allem zwei Gründe: Der Eigenbeitrag ist bei einem gewerblichen Minijob mit derzeit 3,6% sehr niedrig (die restlichen 15% übernimmt der Arbeitgeber) und wenn man einmal eine Befreiung aus der Rentenversicherungspflicht beantragt hat, so ist das für diesen Minijob auch nicht mehr rückgängig zu machen. Wenn man aber Beiträge für die Rentenversicherung bezahlt, so werden einem auch für einen Minijob volle Beitragszeiten in der Rentenversicherung gutgeschrieben.
Wenn ich möglicherweise irgendwann mal meinen Hauptberuf aufgeben möchte, so würde ich dann immer noch Zeiten für meinen Versicherungsverlauf mit meinem Minijob erwerben. Wie sich die gesetzliche Rente in Zukunft entwickelt, das weiß ich leider auch nicht genau, aber ich finde, es kann nicht schaden, so viel wie möglich Entgeltpunkte sowie Versicherungszeiten für die gesetzliche Rente erworben zu haben. Zumindest kann diese einem nicht mehr genommen werden. Meine jährlichen Renten-Infos sehe ich immer ganz entspannt, ich freue mich sogar immer ein wenig, wenn die Prognosen jährlich bei mir leicht nach oben korrigiert werden. Erworben habe ich momentan ca. 22 Entgeltpunkte.
Als "zweite Säule" habe ich eine Betriebsrente von meinem Hauptberuf. Vor einigen Jahren war ich noch mehr überzeugt von der Betriebsrente, in den jährlichen Schreiben wurden aber auch hier die wohl sehr ambitionierten Prognosen nach unten angepasst. Meinen Eigenanteil habe ich daher auf das Mindestmaß gestutzt (1% vom monatlichen Brutto-Einkommen ohne Sonderzahlungen, davor hatte ich 3%), um den Arbeitgeber-Zuschuss mitzunehmen. Derzeit habe ich eine Anwartschaft von etwa 300€ Betriebsrente brutto erworben...
Die dritte "Säule" sind bei mir meine Kapitalanlagen. Hier betreibe ich hauptsächlich die stinklangweilige, aber sehr effektive "Buy and Hold"-Strategie. Hinzu kommen einige "Finanzfehler" aus der Vergangenheit, einen unsinnigen Riester-Vertrag, der mich hauptsächlich Provisionen gekostet hat, einer nicht viel besseren fondsgebunden Lebensversicherung sowie einer älteren und einer nicht ganz so unsinnigen Versicherung mit einem Garantie-Zins von 4%. In diese 3 Verträgen zahle ich nicht mehr ein. Mein Versicherungsvermögen aus diesen ganzen Verträgen beläuft sich auf etwa 70.000€. Dieses Geld wäre wohl in meinen ETFs besser angelegt gewesen, aber aus Fehlern kann man ja auch lernen.
Mein Aktien-Depot ist auf über 140.000€ angestiegen.
Ein wenig physisches Gold besitze ich ebenfalls, knapp 13.000€, allerdings kaufe ich hier nicht mehr nach, bin kein wirklicher Gold-Freund.
Meine Bar-Reserve auf dem unverzinsten Giro-Konto beträgt meist etwa 3 Monatsgehälter, also ca. 9000-10.000€, momentan ist diese aufgrund einer größeren Anschaffung auf etwa 6000€ abgesunken.