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ETF-Verschmelzungen – Ein Interview mit Arne Scheehl von Lyxor Deutschland

Interview mit Arne Scheehl von Lyxor Deutschland zu den geplanten ETF-Verschmelzungen

Thema ETF-Verschmelzungen: letzte Woche durfte ich ein Interview mit Arne Scheehl von Lyxor Deutschland führen. Dabei sprachen wir selbstverständlich über die geplanten Änderungen bei Lyxor- und Comstage ETFs und natürlich auch über die Auswirkungen, die auf Anleger zukommen.

Wie letzte Woche berichtet, sollen ja einige Comstage ETFs demnächst mit bestehenden Lyxor-ETFs verschmolzen, der Rest in Lyxor-ETFs umgewandelt werden. Als Produktmanager ist Arne Scheehl dabei natürlich der Mann der Stunde. Eine gute Gelegenheit, ihm etwas auf den Zahn zu fühlen…

Mein Gesprächspartner – Arne Scheehl, Leiter Produktmanagement Deutschland & Österreich, Lyxor ETF

Arne Scheehl, Foto: Lyxor Deutschland

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und dem berufsbegleitenden BWL-Studium an der Frankfurt School of Finance & Management arbeitete Arne Scheehl seit 2003 bei der Commerzbank/Comstage. Seit 2011 war er dabei insbesondere als Produktmanager der Comstage ETFs tätig. In Folge der Übernahme der ETF-Sparte der Commerzbank arbeitet er nun als Director, Product Development & Engineering für Lyxor Deutschland.

Das Gespräch – ETF-Verschmelzungen und deren Auswirkungen für die Anleger

ETF-Yogi: Letztes Jahr hatten Sie ja Daniel Korth ein Interview für den Finanzrocker-Podcast gegeben. Ein sehr schöner Beitrag. Zu der Zeit waren Sie aber noch bei Comstage. Heute sind Sie bei Lyxor in ähnlicher Position tätig. Nicht nur die Produkte scheinen zu verschmelzen, sondern auch das Personal?

Arne Scheehl: Unbedingt. Wir wachsen zusammen, meine Position ist jetzt tatsächlich genau die gleiche wie vorher. Ich bin weiterhin in der Entwicklung und Betreuung unserer ETFs in Frankfurt tätig. Es sind jetzt allerdings ein paar mehr, etwa 300. Mit den geplanten Produktverschmelzungen tut sich da auch gerade einiges.

ETF-Yogi: Keine leichte Aufgabe. Man las bisher, dass es bei der Integration der Comstage-ETFs in die Produktpalette von Lyxor kein Schema F geben soll. Wie darf man sich das vorstellen?

Arne Scheehl: Unser höchstes Ziel ist es, dass sich für unsere Kunden so wenig wie möglich ändert. Lyxor und Comstage sind ja beides ETF-Anbieter, die ein umfassendes Sortiment abdecken. Die Philosophie war oft ähnlich, dennoch gab es auch spannende Unterschiede im ETF-Angebot.

ETF-Yogi: Das klingt schön, aber meine Leser hätten es natürlich gerne etwas konkreter. Kann man nicht auch etwas zu den Produkten sagen? Es gibt ja Standard-ETFs, die es sowohl bei Lyxor und bei ComStage gibt. Ich denke da z.B. an ETFs auf den MSCI World oder den MSCI Emerging Markets Index. Dann sind da ja auch noch neue ETFs im Gespräch. Das soll vor allem die Themen deutsche Aktien, Nachhaltigkeit und Smart Beta betreffen. Könnten Sie hierzu ein bisschen was sagen? Worauf dürfen wir uns freuen?

Arne Scheehl: Die Neugier kann ich verstehen. Konkrete Infos wird es voraussichtlich erst im 1. Quartal 2020 geben. Dann werden rund 50 ETFs verschmolzen. Alle anderen Comstage ETFs werden in diesem Zuge dann auch in Lyxor umbenannt.

ETF-Yogi: Okay. Das war ja irgendwie zu erwarten. Der Name Comstage erinnert vielleicht doch zu sehr an die Commerzbank?

Arne Scheehl: ….und zur Commerzbank gehören wir nicht mehr, richtig.

ETF-Yogi: Natürlich. Aber noch einmal zurück zu den geplanten ETF-Verschmelzungen. Letztes Jahr gab es bereits ein paar Lyxor-Produktumstellungen. Dabei kam es auf Kundenseite teilweise zu Ein- und Ausbuchungen. Diese wurden steuerlich als Kauf- und Verkauf gewertet. In der Folge fielen bei manchen Kunden dann auch Steuern an. Müssen sich Kunden bei den geplanten Verschmelzungen jetzt auf ähnliche Ereignisse einstellen?

Arne Scheehl: Genau dies versuchen wir unbedingt zu vermeiden. Rechtlich verbindliche Aussagen kann ich hier natürlich nicht treffen. Aber bei den geplanten Verschmelzungen setzen wir alles daran, grenzüberschreitende Verschmelzungen zu vermeiden. Wechselt das Fondsdomizil von einem Land in ein anderes, kann es nämlich zu steuerlichen Konsequenzen für Anleger kommen.

Dessen sind wir uns bewusst und wollen das soweit wie möglich verhindern. Was sich natürlich bei einer Verschmelzung für den Investor eines „untergehenden“ Fonds ändern wird, sind Wertpapierkennnummer und Fondsname. Schließlich ist er nach der Verschmelzung Investor des aufnehmenden Fonds mit entsprechender WKN.

Da sich die Kurswerte der ETFs, die wir verschmelzen, unterscheiden, können aber auch Bruchstücke entstehen. Diese lassen sich nicht umbuchen und landen dann als Cash auf den Konten. Hier können dann Steuern auf die veräußerten Bruchstücke anfallen. Das sollten aber keine großen Beträge sein.

ETF-Yogi: Da kommt dann wohl bei den ETF-Verschmelzungen auch einiges an Papierkram auf die Anleger zu…

Arne Scheehl: Es wird natürlich einige Unterlagen geben, die wir den Kunden zukommen lassen müssen. Den Prozess werden wir aber so transparent und schlank wie möglich gestalten. Mehr als 1 oder 2 Seiten werden es aber wohl werden können.

ETF-Yogi: Wenn einer der verschmelzenden ETFs thesaurierend ist und der andere ausschüttend, könnte man den dann nicht einfach als neue Anteilsklasse eines bestehenden ETFs weiterführen?

Arne Scheehl: Alle ComStage ETFs sind mit der Einführung des neuen Investmentsteuergesetzes auf ausschüttend umgestellt worden. Wir wollen die Veränderungen für die Anleger gering halten: Ausschüttende ETFs bleiben daher natürlich ausschüttend. Wenn sich jemand einen ausschüttenden ETF ausgesucht hat, dann hat er oder sie sich da sicher etwas dabei gedacht. Das ist meistens eine ganz bewusste Entscheidung.

Hier lässt sich dann gut mit zwei Anteilsklassen arbeiten: Eine thesaurierend, zum Beispiel aus der Lyxor-Historie, und eine neue ausschüttende, die die ausschüttende Anteilsklasse von ComStage aufnimmt.

[Nachtrag: Ein aufmerksamer Leser hat mich daran erinnert, dass Comstage ja erst kürzlich mehrere ETFs von thesaurierend auf ausschüttend umgestellt hat. Sicher hatten sich einige Anleger, wie mein Leser, da ja auch bewusst für einen thesaurierenden ETF entschieden.

Tatsächlich hatte ich mit Arne Scheehl auch kurz darüber gesprochen. Wie im Interview mit dem Finanzrocker Daniel Korth letzten Jahres, erklärte er, warum man das tat. Es lag an der Steuerreform und der Einführung der Vorabpauschale, die ab jetzt jährlich erhoben wird:

Die Kunden müssen Geld auf dem Gegenkonto zu ihrem Depot haben, von dort wird die depotführende Bank das Geld einziehen und an den Fiskus abführen. Wenn da kein Geld drauf ist, was insbesondere bei den Abwicklungskonten der Direktbanken sehr häufig der Fall ist, dann gibt es eine Meldung zum Inkasso direkt an das Finanzamt.“ (Finanzrocker-Interview)

Man wollte also Unannehmlichkeiten für die Kunden verhindern, indem man Ausschüttungen in ausreichender Höhe vornimmt. Auch wenn das für mich nachvollziehbar ist, hat das natürlich sicher nicht alle Kunden erfreut.

ETF-Yogi: Sind im Rahmen der ETF-Verschmelzungen auch Änderungen bei den Kostenstrukturen von ETFs geplant? Werden bei den neuen Lyxor ETFs vielleicht sogar Gebühren gesenkt (oder erhöht)? Mir ist aufgefallen, dass das neue Factsheet des Comstage MSCI Emerging Markets ETF, dass man über extraetf.com herunterladen kann (Stand 22.11.2019), bereits eine niedrigere Gebühr von 0,14% statt der Vorherigen von 0,25% im Factsheet zuvor (Stand 30.10.2019) ausweist. Tut sich da etwas?

Arne Scheehl: Das ist richtig. Per 18.11.2019 haben wir die Verwaltungsgebühr für den ComStage MSCI Emerging Markets ETF, WKN ETF127, von 0,25% auf 0,14% p.a. reduziert. Damit ist dies nun der günstigste MSCI Emerging Markets ETF in Europa.

Insgesamt sind die Verwaltungsgebühren bei ETFs auf den gleichen Index sehr ähnlich, aber es gibt auch Unterschiede. Im ETF-Markt herrscht erheblicher Wettbewerb und wir haben die Gebühren natürlich immer im Blick, um diese bei Bedarf auch anzupassen.

ETF-Yogi: Das klingt alles nach viel Arbeit. Da möchte ich nicht mit Ihnen tauschen. Aktuell setzen Lyxor und Comstage ja noch häufig auf synthetische ETFs. Diese schrecken mittlerweile – sicher in dem Ausmaß nicht berechtigt – einige Leute ab. Ist das für sie ein Thema?

Arne Scheehl: Das sehen wir gar nicht so. Alles was sich gut physisch abbilden lässt, bilden wir auch physisch ab. Wir bieten mittlerweile eine große Plattform an physischen ETFs, teilweise sogar ohne Wertpapierleihe. Tatsächlich haben Lyxor und Comstage hier bisher eine ziemlich ähnliche Strategie.

Wenn allerdings die synthetische Abbildung Vorteile für die Anleger verspricht, wählen wir natürlich diese. Bei der Verschmelzung wird die Abbildungsart des aufnehmenden Fonds ausschlaggebend sein.

ETF-Yogi: Betreiben Vermögensverwalter von ETFs eigentlich auch Market Timing? Anders gefragt: spielen Beobachtungen der Marktsituation beim Launch von neuen ETFs eine Rolle? Richtiges Timing kann hier ja durchaus einen Einfluss auf den Erfolg eines ETFs haben.

Arne Scheehl: Nein, Market Timing betreiben wir nicht. Natürlich spielt aber die Kundennachfrage eine große Rolle – und Trends im Markt wie beispielsweise ESG, von denen wir ausgehen, dass die Nachfrage bestehen bleiben wird. Das Thema wird bei uns also weiterhin eine große Rolle spielen. Details dazu, wie wir entsprechende ETFs gestalten werden, verkünden wir beizeiten.

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Das Interview mit Arne Scheehl zu den geplanten ETF-Verschmelzungen hat mir viel Spaß gemacht. Natürlich blieben noch ein paar Fragen offen. Du bist wahrscheinlich auch neugierig, wie es jetzt weitergeht. Hier braucht es jetzt aber einfach etwas Geduld. Das sollte für Anleger, die Buy and Hold praktizieren, eigentlich keine große Herausforderung sein. Ich bin jedenfalls entspannter als vor dem Gespräch und warte erst einmal in Ruhe ab, was passiert.

Wenn es dann ernst wird und Lyxor Deutschland bekannt gibt, welche Veränderungen vorgenommen werden, berichte ich natürlich noch einmal ausführlicher über die ETF-Verschmelzungen. Wie sieht es bei Dir aus? Hast Du Comstage oder Lyxor ETFs im Depot? Was hältst Du von den geplanten Änderungen?

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