Diese Frage hört man in Online-Foren gefühlt mindestens einmal pro Woche: 10 Jahre Bullenmarkt. Das war die längste Börsenrally der Geschichte.
Soll ich denn zu Höchstständen einsteigen? Kann ich jetzt wirklich noch in den Aktienmarkt investieren? Sollte ich nicht besser auf die Korrektur warten, die bestimmt bald kommt?
Einige haben da das Gefühl, dass der Markt jetzt so hoch steht, dass ein Einstieg gefährlich wäre. Es kann da doch nur noch eine Richtung geben: nach unten.
Erfolgt gar eine Korrektur, wie im Dezember 2018, befindet sich der Markt für andere bereits in einem langfristigen Abschwung. Sie haben nun Angst davor, in einen scheinbar endlos fallenden Markt einzusteigen.
Folgt man einem Buy and Hold-Ansatz und hat einen langen Anlagehorizont, sollte einem so etwas tatsächlich egal sein. Geht man nicht davon aus, dass sich die Märkte langfristig nach oben bewegen, braucht man ohnehin nicht in Aktien zu investieren.
Überblick
Angst sells – Horrornachrichten verkaufen sich besser
Interessant wird es, wenn man sich fragt, wie die Leute zu derartigen Ängsten kommen. Na klar, sie haben etwas gelesen oder gehört. Die Zeitungen, Foren und Berichterstattungen sind voll von Meldungen, die von neuen Höchstständen oder noch nie dagewesen Horrorszenarien berichten.
Manche sehen in solchen Nachrichtenmeldungen Manipulationsversuche der Finanzbranche. Sie halten das für einen Versuch, Privatanleger gezielt in bestimmte Richtungen zu lenken. In manchen Fällen, kann da durchaus etwas dran sein.
In der Regel ist der Grund wohl viel einfacher: Zeitungen wollen verkauft werden und Webseiten brauchen Clicks. Apropos, wenn Dir der Artikel gefällt, nicht vergessen, ihn zu teilen. Du darfst ihn aber selbstverständlich noch in Ruhe zu Ende lesen…
Emotionsgeladene Meldungen verkaufen sich einfach besser. Vergleiche doch einfach mal diese beiden Meldungen:
"DAX springt über Rekordhöhe von 14000 - Folgt jetzt der tiefe Fall für die Anleger?"
"DAX schließt 10 Punkte höher. Niemand weiß, ob er weiter steigt, fällt oder stehen bleibt"
Beide Überschriften könnten sich theoretisch auf das gleiche Ereignis beziehen. Geht man davon aus, dass die Märkte langfristig steigen, sind Meldungen von neuen Höchstständen eigentlich keine Nachricht wert.
Was soll ein Index dann auch sonst tun, als immer weiter zu steigen und sich damit automatisch zu neuen Höchstständen empor zu schwingen? Darin steckt weder etwas Bedrohliches, noch gibt es Aufschluss darüber, was als Nächstes passiert.
Wer regelmäßig und langfristig investiert, wird zwangsläufig auch immer wieder zu Höchstständen einsteigen. Das ist auch nicht schlimm, solange es auch zukünftig immer neue Höchststände gibt.
Kommt nach 10 Jahren Bullenmarkt unweigerlich der große Crash?
Man hört es häufig. Nach 10 Jahren Bullenmarkt lauert der Crash quasi um die Ecke. Die Crash-Propheten sind sich seit Jahren sicher. Es müllert von nah und fern: das Ende ist nah.
Da langt ein Tweet des US-Präsidenten und alle geraten in Panik. Plötzlich wird schnell verkauft und jeder ist sich sicher: jetzt ist er wirklich da, der Crash.
Doch stimmt das? Ist bei einer lang anhaltenden Börsenrally der große Crash natürlich nicht mehr fern? Anders ausgedrückt: wird es wahrscheinlicher, dass der Markt fällt, je länger er vorher gestiegen ist?
Stell Dir vor du wirfst eine Münze und bekommst dreimal in Folge eine Zahl. Ist es damit dann wahrscheinlicher, dass Du noch Mal eine Zahl bekommst? Mögliche Antworten: 1. Ja. 2. Nein. 3. Ich weiß nicht.
Ich bevorzuge hier die Antwort Nummer 3: Ich weiß nicht. Ehrlich. Ich habe keine Ahnung. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte steigen oder fallen liegt weiterhin bei 50%.
Unsere animalische Seite in uns erkennt hier zwar Muster und versucht, daraus Schlüsse zu ziehen. Das ist allerdings zum Scheitern verurteilt. Es ist weiterhin gleich wahrscheinlich, dass beim nächsten Mal Kopf oder Zahl fällt.
Bei den Aktienmärkten ist es ähnlich. Die Kurse können steigen, fallen oder stagnieren. Niemand weiß das vorher mit Sicherheit.
Es kann alles toll aussehen an der Börse, doch dann entfacht irgendjemand mittels Twitter einen Handelskrieg, der sich über Jahre hinzieht. Es schaut nach Rezession aus, doch plötzlich sind Unternehmensergebnisse viel besser als erwartet.
Für Investoren sind solche Denkweisen daher gefährlich. Wir hören ständig, dass die Börse gerade steigt oder sinkt. Daraus leiten wir ebenfalls Muster ab. Der Aussagegehalt davon ist aber – na ja, sagen wir mal: gering.
Dabei beeinflusst uns vor allem das besonders stark, was Nahe zurückliegt: der sogenannte Recency Bias. Die Märkte sind ja zuletzt – wie übrigens meistens – gestiegen. Ist es dann nicht wahrscheinlich, dass da doch bald mal etwas passieren muss?
Nein. Ist es nicht. Die bloße Tatsache, dass die Märkte zuletzt über einen längeren Zeitraum tendenziell gestiegen sind, begründet noch keine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie jetzt bald wieder fallen müssen.
Läuft der Bullenmarkt wirklich schon 10 Jahre ununterbrochen
Es wird ja auch immer wieder behauptet, dass der Bullenmarkt bis jetzt seit über 10 Jahren ununterbrochen andauert. Doch Moment einmal. Wie war das noch im Dezember 2018?
Das Wallstreet Journal titelte da „Willkommen im Bärenmarkt“ und konstatierte:
Spätestens seit dem 24. Dezember 2018 befinden wir uns nun offiziell in einem Bärenmarkt, nachdem der US-Index S&P 500, analog zu seinen europäischen und asiatischen Pendants, die Kursschwelle von 20% überschritten hat.
„Marktanalyse vom 25.12.2018 – Willkommen im Bärenmarkt!“ von Güner Soysal | wallstreet-online.de – Vollständiger Artikel hier.
Aha. Demnach wurde der Bullenmarkt bereits von einem Bärenmarkt unterbrochen. Formal war es wohl aber nur ein Beinahe-Bärenmarkt, da er mit 19,78% knapp unter der magischen 20%-Schwelle blieb.
Immerhin. Das war eine ernstzunehmende Korrektur. Sie war heftig, dauerte aber nicht lang. Formal wurde der Bärenmarkt des S&P 500 also nur fast unterbrochen. So vollkommen schnörkellos und ohne Rücksetzer verlief dieser Bullenmarkt bisher aber nicht.
In anderen Ländern sieht es ohnehin anders aus, wenn wir zum Beispiel an Europa oder die asiatischen Märkte denken.
Gut. Kein Crash. Aber das Wachstum kann doch nicht so weitergehen?
Gut. Das trügt natürlich nicht darüber hinweg, dass der S&P 500 dennoch eine phänomenale Entwicklung hingelegt hat. Dieses Wachstum kann doch nicht so weitergehen, oder?
Zuletzt gibt es immer wieder Berichte, die für die Zukunft pessimistisch stimmen. Die DWS geht zum Beispiel davon aus, dass wir einem schlechten Jahrzehnt entgegensehen.
Ist das möglich? Klar. Ist das aber bereits sicher? Nein. Es kann auch ganz anders kommen. Hier gilt die alte Weisheit:
Kräht der Hahn heut‘ auf dem Mist,
ändert sich die Börse oder bleibt wie sie ist.
Alte Bauernbörsenweisheit eines anonymen ETF-Yogis.
Wie soll es nach der beispiellosen Börsenrally noch besser werden?
Zunächst einmal zu den Fakten. Ist die zehnjährige Börsenrally wirklich beispiellos? Die amerikanischen Märkte haben sich zuletzt unglaublich gut entwickelt. Ständig eilen wir von neuen Höchstständen zu immer höheren Höchstständen.
Es gab Gewinne, wie nie zuvor, oder? Laut aktuellem Factsheet beträgt die Gesamtrendite des S&P 500 für die letzten 5 Jahre fantastische 10,78% pro Jahr und für die letzten 10 Jahre sogar 13,7%.
Das ist natürlich enorm. Aber ist das unschlagbar? Na ja, wenn wir es mit dem Zeitraum 2000-2009 vergleichen, auf jeden Fall. Da gab es beim S&P 500 laut DFA-Daten im Durchschnitt pro Jahr eine „Rendite“ von -0,9% pro Jahr.
Okay. Das ist zwar ein Extrembeispiel, aber Du siehst, die Ausgangssituation war vor 10 Jahren nicht gerade gut. Da hätte wohl niemand so eine phänomenale Entwicklung erwartet.
Ist die Entwicklung der letzten 10 Jahre außergewöhnlich? Eigentlich nicht. Als bekennender Buy and Hold-Anleger interessieren mich eher die langfristigen Perspektiven.
Laut DFA-Daten brachte der S&P 500 im Zeitraum von 1926 bis 2017 eine durchschnittliche Rendite von 10,2% pro Jahr. Die 13,7% liegen da 3,5% darüber. Das ist stark. Außergewöhnlich ist es aber nicht.
Nun. Von 1975 bis 1984 durften Anleger sich beim S&P 500 über 14,2% p.a. freuen. Das ähnelt unserer jetzigen Situation durchaus. Auch hier hätte man nun vermuten können, dass sich so etwas nicht wiederholen wird.
Tatsächlich wurde es aber sogar noch besser. Von 1985 bis 1994 waren ganze 14,4% jährlich mit dem S&P 500 für Anleger drin. Im 5-Jahreszeitraum von 1995 bis 1999 waren es dann sogar fantastische 28,6%.
Das war ein fantastischer 25 Jahre anhaltender Bullenmarkt. Ein wahres Fest für Investoren. Von 1975 bis 1999 erhielten Anleger mit dem S&P 500 eine durchschnittliche Rendite von 17,2% p.a.
Das führte dazu, dass Anleger wohl der Meinung waren, man bräuchte nichts anderes als den S&P 500. Viele nahmen nach so einer langen Phase an, dass da gewiss 20% pro Jahr möglich sein sollten.
Tja, es kam anders. Wie oben bereits erwähnt, folgten 10 Jahre mit -0,9% pro Jahr. Darauf folgte dann unser 10-jähriger Bullenmarkt mit seinen Höchstständen und 13,7% Rendite pro Jahr.
Betrachtest Du das in Perspektive, dürfte eines klar sein. Kann es die nächsten 10 Jahre schlecht laufen? Durchaus. Kann es die nächsten 10 Jahre so phänomenal weiter gehen oder sogar besser werden? Auch das ist möglich.
Nüchtern betrachtet: Du kannst durchaus zu Höchstständen einsteigen, wenn Du lange genug investiert sein wirst. Zumindest wenn es so läuft, wie in der Vergangenheit, dann ist das Risiko über 10,20 oder 30 Jahre gering.
Mit welcher Rendite kannst Du rechnen?
In 90% aller 10-Jahres-Zeiträume der Vergangenheit lieferte der S&P 500 bereits eine gute positive Rendite. Je länger die Anlagedauer, umso mehr nähert sich die Rendite der langfristigen Durchschnittsrendite an.
Eine Prognose lässt sich nicht treffen. Was sollst Du also tun? Tja, die 10,2% Rendite über den Zeitraum von 1926 bis 2017 ist ein guter Ausgangswert. Hast Du einen Anlagezeitraum von 30 Jahren, liegen die 10,2% bei einem 100%-igen Investment in den S&P 500 durchaus im Bereich des Möglichen.
Fest damit rechnen kannst Du dennoch nicht. Die Zukunft kann ganz anders sein, als die Vergangenheit. Gehst Du vorsichtshalber von 2-3% weniger aus, dürftest Du mit 7,5% aber durchaus eine einigermaßen realistische Annahme haben.
Eine ausschließliche Anlage in den S&P 500 würde ich ohnehin nicht empfehlen. Damit bist Du einfach sehr stark auf die gute Entwicklung eines Marktes, der USA, festgelegt.
Auch wenn der S&P 500 mehrheitlich aus Global Playern besteht, bin ich lieber global diversifiziert. Im Zeitraum 2000 bis 2009, lieferte ein global diversifiziertes Portfolio laut DFA-Daten immerhin 5,4% p.a.
Das mag nicht viel sein, verglichen mit den -0,9% des S&P 500 im selben Zeitraum ging das aber echt in Ordnung. In Zeiträumen wie zuletzt, wo der S&P 500 von Höchstständen zu immer neue Höchstständen eilt, kann der US-Index einem Weltportfolio aber durchaus mal eine Zeitlang enteilen.
Die Angst vor dem bevorstehenden Abschwung überwinden
Der erste Schritt ist sicher, einen Blick auf die historischen Zahlen zu werfen. Dabei solltest Du nicht nur auf die besten Jahre schielen, sondern ganz bewusst auch auf die schlechtesten. Das sensibilisiert für das, was auf Dich zukommen kann.
In Zeiten von Nullzinsen, solltest Du Dich dann aber auch fragen, was denn eigentlich die Alternativen sind. Null komma irgendwas Prozent bei Festgeld gleichen die Inflation jedenfalls nicht aus.
Vielleicht dümpeln die Aktienkurse ja ab jetzt 10 Jahre vor sich hin. Vielleicht kommt aber auch der Riesencrash, der uns seit 10 Jahren jährlich versprochen wird.
Vielleicht kümmert sich die Börsenrally aber auch nicht um die Unkenrufe und macht einfach weiter. Wir wissen es nicht. Wenn wir lange genug investiert bleiben (20-30 Jahre), ist das aber auch ziemlich egal.
Mein Portfolio ist stark nach Regionen und auch anderen Kriterien diversifiziert. Macht Asien das Rennen, fein. Sind es weiterhin die USA, die vorneweg marschieren? Auch okay. Wenn große Unternehmen schwächeln, heißt es ebenfalls noch lange nicht, dass es die Kleinen auch tun.
Gerade wenn der Anlagezeitraum länger ist, machen kurzfristige Rückgänge aber ohnehin nichts aus. Im Gegenteil. Beginnt man gerade erst mit dem Investieren mittels Sparplan, sind sie sogar gut für einen.
Ein größerer Anteil sicherer Anlageformen wie Anleihen im Portfolio kann ebenfalls für Ruhe sorgen. Sie liefern vielleicht keine enorme Rendite, sorgen aber für Entspannung.
Spekulationen nutzen am Ende wenig. Niemand weiß was die Zukunft bringt. Horoskope können mir keine verbindliche Antwort geben. Die Wissenschaft weiß es ebenso wenig. Börsenexperten in Funk und Fernsehen haben erst recht keine Ahnung.
Daher ignoriere ich Nachrichtenmeldungen, die den großen Crash oder eine anhaltende Börsenrally vorhersagen. Sie helfen einfach nicht dabei, eine vernünftige Entscheidung zu treffen.
Daher ein wichtiger Tipp: Börsennachrichten nach Möglichkeit meiden. Das gilt ganz besonders, wenn es um Vorhersagen geht. Die sind selten hilfreich.
Fazit
Du kannst durchaus zu Höchstständen einsteigen. Hast Du einen Sparplan, wirst Du das sowieso immer wieder tun. 10 jahre Bullenmarkt hin oder her, bei langfristig steigenden Märkten gibt es zwangsläufig immer wieder neue Höchststände.
Das hat nichts bedrohliches, sondern ist für den Anleger durchaus wünschenswert. Wichtig ist aber, dass Du breit diversifiziert und langfristig anlegst. Das lässt sich mit ETFs hervorragend umsetzen. Dann ist das Risiko, meiner Meinung nach, überschaubar.
Kommt nach dem Bullenmarkt dann der Bärenmarkt? Ja, was auch sonst? Irgendwann wird auf den Bullenmarkt ein Bärenmarkt folgen. Der Bärenmarkt ist der Antagonist des Bullenmarktes. Es ist lediglich eine Frage der Zeit. Die Frage ist also einfach: wann? Morgen? In einem Jahr? In 10 Jahren? Niemand kann das genau sagen…
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Toller Artikel, vielen Dank!
"Aha. Der Bullenmarkt wurde also eigentlich bereits von einem Bärenmarkt unterbrochen. Er war zwar nicht heftig und dauerte nicht lang, aber dennoch.
Der Bullenmarkt des S&P 500 läuft also streng genommen gar nicht ununterbrochen seit 2009."
Leider ist das falsch.
Diese Fake-News wurde von vielen Zeitungen aufgeschnappt, basiert aber auf einem kleinen (aber feinen) Fehler.
Der S&P 500 ist um 19,78 % gefallen. Streng genommen sind 20 % Kursverlust erforderlich, um die Marktphase zu wechseln. Einige Magazine haben da einfach gerundet, dies ist jedoch falsch. Das ist wichtig, weil die Märkte in der Vergangenheit häufig KNAPP am Bärenmarkt vorbeigeschrammt sind.
Quelle für richtige Zahlen:
https://www.forbes.com/sites/davidmarotta/2019/01/10/what-we-can-learn-from-the-almost-bear-market-of-2018/#1997bbb22bf5
Danke für den Hinweis. Ich habe mich hier in der Tat auf die Artikel von Wall Street Journal und Co berufen, die ja ganz offiziell den Bärenmarkt ausriefen. Werde es oben entsprechend anpassen.
Ob da jetzt 0,22% gefehlt haben oder nicht, macht rückblickend aber nicht viel aus. Wir hatten eine ernsthafte Korrektur und einen Beinahe-Bärenmarkt, der wohl auch mit 20,01% nicht viel anders verlaufen wäre. Ob man bei einem Rundungsfehler hier bereits von Fake News sprechen muss, weiß ich nicht. Den Ausdruck würde ich mir wohl doch für andere Themen aufsparen...
Da muss man eine strenge Grenze setzen, weil man sonst pure Willkür hat. Anstelle von Fake-News kann man sagen, der Autor vom Wall Street Journal hat schlecht recherchiert. So oder so, beides nicht gut.
Schau dir einmal die "vergessenen Bärenmärkte" an:
https://awealthofcommonsense.com/2018/12/the-forgotten-bear-markets/
Ich meine die Kandidaten zwischen - 19 bis - 19,9 %.
Neben dem Dezember 2018 kommen noch 4 weitere Phasen dazu, die KNAPP am Bärenmarkt vorbeigeschrammt sind. Die 0,22 % von 2018 sind keine Spielerei, sondern psycholgisch extrem wichtig.
Ganz ehrlich. Gerade nach Durchsicht des Artikels über die vergessenen Bärenmärkte bin ich weiterhin der Meinung, dass es psychologisch keinen großen Unterschied macht. Im Artikel werden unter den vergessenen Bärenmärkten ja auch ein paar aufgezählt, die es knapp über die -20% geschafft haben und andere, die darunter blieben. 1957 war so ein Beispiel, wo es -20,7% waren, der Spuk aber dennoch schnell vorbei war. 1976-1978 blieb es knapp unter -20%, dennoch dauerte es. Es kommt m.M.n. viel mehr auf die ganzen Umstände an. Natürlich muss man die Grenze formal irgendwo ziehen und das ist so in Ordnung. Hier kamen wohl verschiedene günstige Umstände zusammen, wie zum Beispiel das Ausbleiben einer Rezession und die Zinssenkungen der FED. Selbst wenn wir da kurz über die -20% gestoßen wären, hätte es vermutlich nicht viel geändert.
Interessanter Artikel. Ich bin Späteinsteiger und mein Horizont beträgt 17 Jahre wenn nix ☠ dazwischen kommt. Ich setze auf ausschüttende ETFs (Vanguard FTSE all World, iShares Dev. Market Prop. Yield, Invesco FTSE EM high Divid. low Volatility) und als "booster" den thesaurierenden VanEck US Wide Moat der in den letzten Jahren den S&P 500 abgehängt hat. Habe bei allen die automatische Wiederanlage der Ausschüttungen eingerichtet und lasse das so laufen bis zur Rente, Danach lass ich mir die Dividenden auszahlen ohne Anteile verkaufen zu müssen, d.h. Bullen oder Bärenmarkt brauchen mich nicht zu interessieren. Oft wird einem in Foren da ein Denkfehler vorgeworfen, die Anteile werden auch ohne Verkauf nur durch die Ausschüttungen weniger, wie siehst du das?
Vielen Dank für Dein Feedback. Tja, gleich vorneweg. Ich mag Ausschüttungen, aber eher wegen dem psychologischen Effekt. Ich hatte hier darüber geschrieben.
Ansonsten stimmt die Kritik durchaus. Dividenden sind eigentlich linke Tasche, rechte Tasche.
Ein Beispiel: Du hast einen Ausschütter und einen Thesaurierer auf den gleichen Index. Steuer und Kosten außen vor. Welcher Unterschied besteht zwischen den folgenden beiden Szenarien?
- Dein ETF ist am Stichtag 100€ wert und Du bekommst - ohne Anteile veräußern zu müssen - zusätzlich 10 € an Dividenden.
- Dein ETF ist am Stichtag 110 Euro wert und Du veräußerst Anteile in Höhe von 10€ um 10€ in der Tasche zu haben.
In beiden Fällen hast Du 10€ in der Hand und Dein ETF ist 100€ wert. Welchen Gewinn hast Du unter dem Strich also dadurch erhalten, dass Du im ersten Fall keine Anteile veräußern musstest? Es gibt leider keine Free Dividends.
Dennoch ist mir diese Haltung ja prinzipiell sympathisch und ich verfolge auch ein ausschüttendes Portfolio. Gerade wenn man den doppelten Freibetrag (oder mit Kind sogar noch mehr) ausnutzen kann, macht das ggf. Sinn, zumindest am Anfang. Später musst Du natürlich berücksichtigen, dass es bei den Ausschüttungen durchaus auch Schwankungen geben kann. Wenn die Dividenden in einem Bärenmarkt stark zurückgehen, kann es sein, dass Du nicht um zusätzliche Verkäufe herum kommst, es sei denn, Du hast Dir einen sehr großzügigen Puffer zugelegt.
Interessantes Portfolio. Ich sitze gerade an einer zweiteiligen Artikelserie zu monatlich ausschüttenden Portfolios. Im ersten Teil schaue ich mir 3 der vorgeschlagenen Portfolios an. Im zweiten Teil schlage ich Alternativen vor. Dein Portfolio ist einem meiner alternativen Portfolios sehr ähnlich. Wobei mir bei Deiner Lösung der Anteil an Immobilien zu hoch wäre (sofern die ETFs gleichgewichtet sind).
Guten Morgen,
habe Deinen Blog über die Finanzblogroll entdeckt und finde Deine Texte sehr interessant. Ich sehe es so wie Du: man sollte nicht päpstlicher sein als der Papst. Die 20% sind willkürlich gewählt, einfach eine schöne Runde zahl. Rein historisch betrachtet war die Korrektur in Q3 2018 eine der 20 schwersten Korrekturen der letzten 120 Jahre. Und auch 2016 hat es mal ordentlich gerappelt. Und davor in 2011. Wer die letzten 10 Jahre mit im Boot saß hat sein Geld definitiv nicht so leicht verdient wie es rückblickend aussieht. Von daher sehe ich auch keinen Grund besorgt in die Zukunft zu blicken.
Gruß
Georg