Den heutigen Artikel möchte ich gerne einer ETF-Vorstellung widmen. Gegenstand ist der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF. Kennst Du nicht? Ja. Über den hört man bisher relativ wenig.
Es passiert mir auch relativ selten, dass ich plötzlich über einen ETF stolpere, der mir gut gefällt und den ich noch nicht kenne. Noch dazu gibt es den schon eine ganze Weile.
So groß ist der Markt bisher ja auch wieder nicht und ich dachte, ich hätte da schon ein bisschen einen Überblick. Denkste. Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ist mir bisher (leider) durchgerutscht zu sein.
Dieser ETF scheint unter Radar zu fliegen, dabei verdient er definitiv mehr Aufmerksamkeit. Meiner Meinung ist er eine gute Alternative als Basisinvestment statt MSCI World oder FTSE Developed World.
Er würde auch hervorragend in mein Portfolio passen. Hätte ich ihn rechtzeitig bemerkt, wäre er wohl schon drin. Aber auch so komme ich ins Überlegen. Doch erst Mal zu den Einzelheiten.
Überblick
VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF – Ein Überblick
Gehen wir meine Kriterien für die ETF-Auswahl einmal durch. Die Frage, ob der VanEck Vectors™ Global Equal Weight-ETF zur Strategie passt, sollte da eigentlich am Anfang stehen. Ich werde sie dieses Mal ausnahmsweise am Ende beantworten.
Der zugrundeliegende Index
Der ETF folgt dem Think Global Equity Index, welcher weltweit der Performance von 250 Unternehmen in den entwickelten Ländern folgt. Der besondere Clou dabei: die Unternehmen sind gleichgewichtet.
Das heißt, der Anteil der einzelnen Aktienwerte im Index ergibt sich nicht durch die Marktkapitalisierung der Unternehmen (Marktkapitaliserungsgewichtung). Stattdessen werden alle ETFs gleich gewichtet. Das heißt, jede der 250 Aktien macht ein Zweihundertfünfzigstel des ETFs aus.
In der Ländergewichtung werden die Unternehmen den Regionen Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik zugeordnet. Jede Region ist dabei auf einen Anteil von maximal 40% bzw. 100 Unternehmen begrenzt.
Die USA machen hier also aktuell gerade einmal einen Anteil von 38% aus. Top! Die Performance des ETF steht und fällt daher nicht ausschließlich mit der Entwicklung dieses Marktes.
Selbst wenn es zukünftig große Verschiebungen gibt und eine andere Nation die führende Rolle übernimmt, ist man vor einer regionalen Schlagseite sicher.
Das jährliche Rebalancing bzw. die Index-Überprüfung des Portfolios erfolgt einmal pro Jahr im März. Auch das finde ich vorteilhaft. Rebalancing muss sein, aber nicht zu häufig.
Wie groß ist der ETF?
Die Frage nach der Größe ist leicht beantwortet. Aktuell beträgt das Fondsvolumen des VanEck Vectors™ Global Equal Weight-ETF 995. Mio €. Da ist stattlich und in keinerlei Hinsicht besorgniserregend.
Bei der Größe ist es eigentlich ziemlich erstaunlich, dass man so wenig über diesen Fonds liest oder hört. Sind es bisher eher institutionelle Anleger, die sich für ihn interessieren?
Wie alt ist der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ?
Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF wurde am 9. März 2011 aufgelegt. Er ist also schon über 8 Jahre alt. In Kombination mit der mehr als ausreichenden Fondsgröße brauchst Du Dir da wohl keine Sorgen machen. So schnell wird dieser ETF nicht geschlossen.
Wie hoch sind die Kosten?
Die laufenden Kosten sind mit einer TER von 0,20% p.a. moderat angelegt. In Wirklichkeit klebt der ETF aber noch enger an seinem Index und weist eine Tracking-Differenz von lediglich 0,10% auf.
Damit lässt er viele MSCI World-ETFs hinter sich. Für einen alternativ gewichteten ETF, der im Smart Beta-Segment unterwegs ist, ist das definitiv ein Spitzenplatz.
Da der ETF bei mindestens drei Online-Depots sparplanfähig ist, halten sich auch die Kaufkosten in Grenzen. Bei sehr niedrigen Sparraten hat die Comdirect aktuell die Nase vorne.
Ab bei einer dreimonatigen Ausführung ist die DKB mit pauschal 1,50€ pro Sparplanausführung schwer zu schlagen und fast vernachlässigbar. Die 1822direkt ist da mit pauschal 2,95€ fast doppelt so teuer.
Performance-Vergleich mit vergleichbaren ETFs
Ein Vergleich ist hier eher schwierig. Einen weiteren gleichgewichteten ETF auf entwickelte Industrieländer gibt es nämlich nicht. Das ist also ein Alleinstellungsmerkmal dieses VanEck-ETFs.
Möchte man ihn mit anderen ETFs im Segment Large Caps auf entwickelte Ländern weltweit vergleichen, bieten sich der MSCI World und der FTSE Developed World als Benchmarks an.
Einen ETF auf den FTSE Developed World gibt es leider noch nicht sehr lange und der Vergleich wäre schon deshalb nicht sehr aussagekräftig.
Einen ETF, den es schon ebenso lange gibt und der über eine vergleichbare Kostenstruktur verfügt ist der Comstage MSCI World UCITS-ETF. Im Gegensatz zum VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ist dieser allerdings ein synthetisch ausschüttender ETF.
Auf die letzten 5 Jahre hat der Comstage hier mit 65,52% bzw. 10,6% p.a. die Nase vor. Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF kommt hier lediglich auf 57,05% bzw. 9,45% p.a.
Das ist jetzt aber nicht wirklich erstaunlich, den Growth- und Technologie-Aktien liefen die letzten Jahre sehr gut. Es waren vor allem die FAANG-Aktien, die das Wachstum gehörig antrieben und den Index beständig dominierten.
Während gleichgewichtete Indexe historisch eine bessere Rendite versprechen, muss dieses Premium aber nicht in jedem Zeitraum auftreten. Momentan ist es nicht sichtbar. Langfristig mache ich mir da aber wenig Sorgen.
Sieht man sich die Entwicklung des MSCI World Equal Weighted Index an, erkennt man recht deutlich: der gleichgewichtete Index ist dem normalen MSCI World die ersten Jahre nach 2004 enteilt. Während der letzten 5-10 Jahre hat der marktkapitalisierungsgewichtete MSCI World aber ordentlich aufgeholt.
Auf die letzten 10 Jahre liegt der MSCI World mit 10,09% p.a. vor dem gleichgewichteten Bruderindex mit 9,26% p.a. Seit 1994 liegen sie fast gleichauf bzw. der MSCI World Equal Weighted Index hat mit 0,21% p.a. Vorsprung noch ganz leicht die Nase vorne.
Dieses Jahr scheint es sich wieder zu drehen und der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF hat gehörig Fahrt aufgenommen.
Vor Kurzem war der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF übrigens noch ein Think-ETF. Die Produkte dieses Anbieters wurden aber nach der Übernahme durch VanEck umbenannt.
Das erklärt dann auch, warum ein paar der Vergleichsportale für die Performance nur einen kurzen Zeitraum anzeigen.
Warum der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF wunderbar in mein Portfolio passen würde
Fokussierung auf Value-Aktien
Zum einen passt er sehr gut zu meiner Strategie. Gleichgewichtung ist quasi eine der einfachsten Formen des Smart Beta-Investments. Beim jährlichen Rebalancing wird dann genau in die Aktien umgeschichtet, die schlechter gelaufen sind.
Dadurch ergibt sich automatisch eine Value-Fokussierung. Schaut man sich die Style-Box des ETFs an, wird die Value-Ausrichtung deutlich (Quelle: de.extraetf.com, Stand: 18.11.2019):
38,99 % | 33,97 % | 26,99% | Large Caps |
0,05% | – | – | Mid Caps |
– | – | – | Small Caps |
Value | Blend | Growth |
Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ist sehr gut ausbalanciert
Bei einem gleichgewichteten ETF eigentlich selbsterklärend. Toll ist es hier aber, wenn man sich die 10 größten Unternehmen im ETF ansieht (Quelle: de.extraetf.com, Stand: 18.11.2019):
- Qualcom (Technology, USA) – 0,61%
- Daiichi Sankyo Co Ltd (Healthcare, JPN) – 0,56 %
- Tokyo Electron Ltd (Technology, JPN) – 0,56 %
- ASML Holding NV (Technology, NLD) – 0,54 %
- Apple Inc (Technology, USA) – 0,54 %
- Atlas Copco AB A (Industrials, SWE) – 0,53 %
- Nintendo Co Ltd (Communication Services, JPN) – 0,52 %
- Charter Comm. Inc A (Communication Services, USA) – 0,52 %
- CVS Health Corp (Healthcare, USA) – 0,49%
- Sony Corp (Technology, JPN) – 0,49%
Es fällt auf, dass die Summe der Top 10 hier gerade einmal 5,38% des ETFs ausmacht. Beim MSCI World sind es, trotz 1.672 Aktien gegenüber 250, 13,13% auf die Top Ten.
Auch die Zusammensetzung ist eine ganz andere. Im MSCI World finden sich die klassischen FAANG-Aktien und auf Platz 9 ist mit Nestle SA gerade einmal ein einziges Unternehmen vertreten, dass nicht in den USA beheimatet ist.
Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ist aber auch sehr viel ausbalancierter was Regionen, Branchen oder einzelne Unternehmen angeht. Wie gesagt: Regionen sind hier auf 40% begrenzt.
Man muss aber auch nicht überlegen, ob jetzt gerade Tech-Aktien oder Healtcare in sind. Egal welcher Trend das nächste Jahr die Börse bestimmt, mit diesem ETF ist man damit dabei.
Auch wenn er deutlich weniger Unternehmen enthält als ETFs auf den MSCI World oder FTSE-Developed World, ist er mit 250 internationalen Unternehmen hervorragend diversifiziert. Sorgen wegen einzelner Unternehmen muss man sich hier auch keine machen.
Läuft ein Unternehmen, eine Region oder eine Branche gut, setzt sie sich an die Spitze. Aktuell sieht man das mit Techology, Healthcare und Information Services sehr schön.
Nach einem Jahr wird dann durch das Rebalancing aber alles wieder gleichgesetzt. So agierst Du automatisch antizyklisch. Regelbasiertes Timing und das Ganze ohne Emotionen. So muss das sein.
Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF bietet ein simples Smart Beta-Konzept, das selbst ich verstehe. Hier wandle ich gerne Warren Buffet’s Spruch “Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst” ab.
Für ETFs sollte das schließlich genauso gelten: Investiere nur in ETFs, die Du verstehst.
Der VanEck Vectors™ Global Equal Weight-ETF bildet die Large Caps gut ab
Während beim MSCI World auch die MidCaps eine Rolle spielen, fokussiert sich der VanEck Vectors™ Global Equal Weight-ETF auf die 250 größten Unternehmen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich Small Caps schätze. Warum soll die Fokussierung auf Large Caps also etwas Positives sein. Der geringere Anteil an Mid Caps stört mich hier ausnahmsweise gar nicht.
Es geht mir ja darum, die Ränder gut abzubilden. Die Fokussierung auf wirklich große Large Caps bildet hier einen guten Kontrast zu meinen SmallCap Value-ETFs.
Durch regelmäßiges Rebalancing sollte hier eine schöne Dynamik entstehen.
Quasi ein Dividenden-ETF?
Die Value-Orientierung des ETFs macht sich bei der Ausschüttungsquote bemerkbar. Mit aktuell 2,7% p.a. liegt der ETF fast im Bereich von Dividenden-ETFs.
Auch die Dividenden-Steigerung über die letzten Jahre ist beeindruckend. Ausgehend von 0,81 € stieg sie auf aktuell 1,25€. Die Ausschüttungen erfolgen dazu alle drei Monate im März, Juni, September und Dezember.
Obwohl ich keine reine Dividenden-Strategie verfolge, bevorzuge ich ausschüttende ETFs. Dieser ETF würde da hervorragend als Ergänzung oder Ersatz für den ETF auf den FTSE Developed World in unserem Portfolio hineinpassen.
Fazit
Der VanEck Vectors Global Equal Weight-ETF ist ein wirklich attraktiver ETF aus dem Smart Beta-Segement. Bei niedrigen Kosten bietet er dabei aber eine einfach zu verstehende Struktur.
Mit 250 Unternehmen in den entwickelten Ländern weltweit ist er hinreichend diversifiziert und ist für mich eine attraktive Alternative zu Basis-Investments wie MSCI World oder FTSE Developed World um internationale Large Caps abzubilden.
Die Ausschüttung von 2,7% p.a. macht ihn vielleicht auch für Dividenden-Investoren attraktiv. In Kombination mit den 2,6% von ETFs auf den FTSE Emerging Markets bzw. den 2,45% von ETFs auf den MSCI Emerging Markets (IMI)- Index, kann sich das sehen lassen.
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View Comments (20)
Toller Beitrag! Das ist wirklich ein spannender ETF mit einrm tollen Ansatz. Die VanEck ETFs finde ich überhaupt sehr interessant ich habe z.B. den US Wide Moat im Depot und der macht mir richtig freude! Einen globalen Moat ETF hat VanEck glaub ich schon im Angebot aber noch nicht für den deutschen Markt.
Wie ist das eigentlich mit dem Fondsdomiziel Holland, das macht keinen Unterschied mehr gegenüber z.B. Irland?
Vielen Dank Andy! Ja, der Wide Moat ist auch spannend. Über den wurde ja zuletzt schon einiges geschrieben. Das war für mich auch ein Anlass, mir die VanEck-ETFs mal näher anzusehen. Was das Fondsdomizil angeht, fürchte ich, dass Holland keinen besonderen Vorteil bietet. Genau kenne ich mich da nicht aus, aber meines Wissens bietet nur Irland einen steuerlichen Vorteil, weil sie ein älteres Abkommen mit den USA haben, bei dem auch Fonds die Hälfte der Quellensteuer zurückbekommen können. In den anderen Fällen - und da gehören wohl vermutlich leider auch die Niederlande dazu - ist das nicht so. Deshalb haben sich wohl auch viele ETF-Anbieter darauf eingestellt und das Fondsdomizil neuer ETFs ist sehr oft Irland. Die Think-ETFs kommen ja ursprünglich aus den Niederlanden, daher ist der Sitz des Fondsdomizils dort.
Ich habe mich auch schon mit dem steuerlichen Unterschied zwischen niederländischen und irischen ETFs beschäftigt und festgestellt, dass die niederländischen Steuerabkommen den irischen sehr ähnlich sind und zum Beispiel die gleichen Abkommen mit den USA bestehen. Aus steuerlicher Sicht gibt es also keinen wesentlichen Unterschied zwischen NL und IRL.
Gut zu wissen. Ich hatte jetzt sogar kurz ins Abkommen hineingeschaut. Es war für mich aber nicht klar, ob das nur Privatpersonen oder auch Fonds betrifft. Vielen Dank!
Moin Rolf,
danke fuer deine Exoten-ETF-Seite mit Umsetzungs-Versuch der reinen Kommer-Lehre (ohne DFA-Zugang).
Bei 2,7% Ausschuettungsrendite verlierst du mit dem besprochenen ETF bei ausgeschoepftem SFB jaehrlich 0,5% an's Finanzamt.
Macht dir das nix aus?
0,5% Malus p.a. ist damit gesichert.
Eine Faktorpraemie von 0,5%p.a. - nur um auszugleichen - erntest du (wenn ueberhaupt) nur auf Hoffnung in der Zukunft?
Dein Rendite-Vergleich tut also so, als wuerdest du keine Steuer auf Ausschuettungen bezahlen (was bei Schon-Laenger-Sparern kaum zutrifft?).
Wird der Nachteil mitbetrachtet, faellt der VanEck entsprechend staerker zurueck (gegenueber Thesaurierern zB iShares Core MSCI WORLD)?
Bessere Diversifikation hin oder her?
LG Joerg
Lieber Joerg,
danke für Deinen Kommentar. Ob ich die reine Kommer-Lehre umsetze? Ich habe nichts gegen Kommer und finde, er hat in vielen Dingen recht. In manchen Dingen bin ich aber auch nicht bei ihm. Bei den Multifaktoren bin ich aktuell eher skeptisch, gerade wenn man sich die bisherigen Multifaktor-ETFs ansieht. Tatsächlich orientiere ich mich auch gerne an amerikanischen Finanzexperten, wie z.B. Paul Merriman (der übrigens auch ein DFA-Fan ist). Was ausschüttende ETFs angeht, wären Kommer (und auch Merriman) da wohl hingegen bei Dir.
Ja. Ist der Freibetrag ausgeschöpft, liegt der Vorteil finanztechnisch in der Tat beim Thesaurierer. Keine Frage. Punkt. Ist der Freibetrag aber noch nicht ausgeschöpft, ist das aber nicht (bzw. oft noch sehr lange nicht) der Fall. Für das Junior-Depot eines Kindes wäre das zum Beispiel ein durchaus interessanter ETF.
Ich bevorzuge Ausschütter aber auch aus anderen Gründen. Erstens muss das Referenzkonto natürlich immer ausreichend gedeckt sein, wenn sie eingehoben wird. Es wird spannend werden, wenn nächstes Jahr die ersten Forderungen fällig werden und Konten nicht ausreichend gedeckt sind. Die Bank muss dann ja eigentlich den Vorgang ans Finanzamt weiterleiten oder der Dispokredit wird genutzt. Ich habe das Gefühl, da könnte es durchaus einen Aufschrei geben. Verwendet man thesaurierende ETFs, sollte man wohl auf eine ausreichende Deckung des Kontos achten. Ob da jeder Sparer gut organisiert ist? Man wird sehen.
Der von Dir genannte Malus bezieht sich hier auf die Differenz zwischen Vorabpauschale und Abgeltungssteuer auf die Ausschüttungen. Natürlich fällt im Falle des Thesaurierers beim späteren Verkauf aber auch noch die Abgeltungssteuer entsprechend höher an. Natürlich besteht dennoch ein leichter Vorteil für den Thesaurierer aufgrund des Zinseszinses auf die zuvor weniger gezahlten Steuern, die sich dann entsprechend vermehren können.
Ausschüttungen haben aber auch einen kleinen Vorteil: der Cashflow durch die Ausschüttungen steht zum Rebalancing zur Verfügung. Nicht entscheidend, zugegeben.
Wichtigster Vorteil meiner Meinung nach: ein emotionaler/psychologischer. Die Psyche ist nicht wichtig bei der Geldanlage? Von wegen. Den größten Feind eines Anlegers findet man, wenn man in den eigenen Spiegel schaut. Anleger bleiben weit hinter den Renditen der von ihnen genutzten Anlagevehikel zurück, da sie dazu neigen, den Markt zu timen. Die Wenigsten schaffen es, Buy and Hold stur durchzuziehen. Es heißt oft, dividendenorientierte Anleger neigen zum Buy and Hold.
Ist das nicht vielleicht die Henne-Ei-Frage? Kann man das auch anders herum sehen? Sind es nicht vielleicht die Ausschüttungen, die dividendenorientierte Anleger beim Buy and Hold positiv unterstützen? Ich meine: ja.
Die regelmäßigen Ausschüttungen triggern den Belohnungseffekt. Dank des Belohnungseffektes durch die Ausschüttungen entsteht eine emotionale Bindung. Dies spornt einerseits dazu an, fleißig weiterzusparen, um die Belohnungen zu erhöhen und andererseits erhöht es die Hemmschwelle, im Crash zu verkaufen. Ein Verkauf bedeutet ja, dass man seine regelmäßigen Belohnungen nicht mehr erhält. Kauft man in der Krise hingegen hinzu, bekommt man ja sogar mehr Ausschüttungen für sein Geld. Für mich ist das ein gewichtiges Argument. Wenn ich meinen Aktienanteil verringere, verliere ich pro 10% Anleihen mehr im Portfolio auch etwa 0,5% an Rendite. Diese Defensivmaßnahme ist für mich dadurch durchaus mit Anleihen vergleichbar. Natürlich senken sie die Volatilität nicht, jedoch halten sie mich davon ab, mich falsch zu verhalten und fördern richtiges Verhalten.
Natürlich muss man hier darauf achten, dass man Augenmaß behält und die Höhe der Ausschüttungen nicht zum wichtigsten Kriterium für oder gegen einen ETF werden. Für mich steht die Konstruktion eines ETFs immer an erster Stelle. Wo möglich, vermeide ich rein auf Dividende fokussierte ETFs. Ausschüttend dürfen sie aber immer sein...
Abschließend: Steuern kommen, Steuern gehen. Wir wissen nicht, was sich die nächsten Regierungen einfallen lassen. Vielleicht überraschen sie uns ja sogar mal positiv und es wird wieder ganz anders. Wie werden Ausschüttungen zukünftig steuerlich gestellt sein? Keiner weiß es. Ich schaue mir ETFs prinzipiell unter er Prämisse an, ob ich das Konzept sinnvoll halte und - bezogen auf die nächsten paar Jahre - spielen da auch steuerliche Erwägungen eine Rolle (aber nicht darüber hinaus). Wir schöpfen momentan von zwei Freibeträgen und bauen das Depot nach Immobilienerwerb wieder auf. Wir haben da noch ein bisschen Luft. Aktuell profitieren wir steuerlich dabei durchaus von ausschüttenden ETFs.
LG, Rolf
Vielen Dank fuer die ausfuehrliche Antwort, Rolf.
Mein Interesse fuer Thesaurierer ist auch erst gewachsen, nachdem uns Steuern auf Ausschuettungen abgezogen wurden :-). LG & viel Erfolg weiterhin.
Die Kosten (TER) dieses ETF sind sogar noch etwas niedriger als 0,20 % p. a., da der Fonds ein degressives Kostenmodell verfolgt. Tatsächlich beläuft sich die TER derzeit auf 0,16 % p. a.
Aus steuerlicher Sicht ist mir aufgefallen, dass es bei der Ausschüttung einen gewissen, wenn auch recht kleinen, Schwund gibt. Das hängt zusammen mit der Art und Weise, wie meine deutsche Depotbank die Anrechnung der 15-prozentigen niederländischen Quellensteuer vornimmt (das Fondsdomizil ist in den Niederlanden). Die ist ungünstiger als z. B. bei irischen Fonds.
Mir gefällt an dem ETF auch die im Vergleich zu sonstigen markbreiten ETFs erhöhte Ausschüttungsrendite sowie das nachhaltige Wachstum des jährlichen Ausschüttungsbetrages, dieser ist durchgehend jedes Jahr seit 2012 gestiegen. Das schaffte sonst noch nicht einmal der Vanguard FTSE All-World.
Der zugrundeliegende Index wird von dem kleinen deutschen Index-Provider Solactive berechnet, das ist sozusagen die Billig-Konkurrenz von MSCI, FTSE Russell und STOXX.
Ferner ist auffallend, wie gering das Handelsvolumen in Deutschland trotz der beträchtlichen Fondsgröße immer noch ist, obwohl die Think- bzw. VanEck-ETFs seit nunmehr einem Jahr an deutschen Börsen gehandelt werden können.
Danke für die Hinweise und Ausführungen. Sehr interessant. Leider steckte Dein Kommentar im Spam und ich habe ihn erst jetzt entdeckt. Aber besser spät als nie. Gruß, Rolf
Den ETF werde ich mir auch näher ansehen. Ich möchte die aktuellen Kurseinbrüche nutzen, um die letzten Thesaurierer aus meinem Depot zu verbannen und komplett auf Ausschütter umzustellen. Mir entgeht zwar dadurch der oben von Joerg genannte Steuerstundungsvorteil, dass halte ich aber gut aus. Für mich steht die mit der Ausschüttung verbundene Bequemlichkeit im Vordergrund. Man muss in der Entnahmephase nicht lange grübeln, ob und wann man etwas entnehmen darf sondern bekommt regelmäßig seine Ausschüttungen. Wer auf einen steuerlichen Vorteil baut, der hat auf Sand gebaut (kann man anders sehen und werden viele anders sehen). Wo wurde dieser Wide Moat besprochen, hat jemand einen Link?
Grüße Heppi
Der ETF ist interessant. Es gibt ihn aber, meines Wissens, nur als Thesaurierer. EchtgeldTV hat den, glaube ich, Mal vorgestellt. Apropos ETF-Vorstellung. Du hattest ja mal wegen dem iShares MSCI World Quality Dividend UCITS ETF gefragt. Der Artikel sollte diese Tage online gehen. Hat wegen Corona etwas gedauert...
P.S.: und nun ist er es auch: https://www.etf-yogi.de/2020/03/22/ishares-msci-world-quality-dividend-etf/
Danke für die Antwort und den Zugehörigen Artikel. Ich habe das jetzt erst gesehen. In den letzten Tagen habe ich sehr intensiv am Depot geschraubt, siehe oben, und auf Plain Vanilla Ausschütter umgestellt. Daher kam ich kaum zum Lesen.
Viele Grüße Heppi
Weiß jemand, wie die 15 % niederländische Quellensteuer steuerlich bei uns behandelt wird ?
Für mich interessant, da ich einen Verlustvortrag (Sonstiges) habe und mir per Steuererklärung die gezahlte Kapitalertragssteuer und Soli zurückhole.
Hallo Matthias,
bei Fonds/ETF wird keine Quellensteuer erhoben.
Aber grundsätzlich erwarte ich, dass die 15% niederländische Quellensteuer voll auf die deutsche Abgeltungssteuer abgerechnet werden (-> Doppelbesteuerungsabkommen). Somit wird dir die Quellensteuer direkt "erstattet". Es sei denn, du liegst noch unter dem Sparerpauschbetrag. Dann hast du in der Steuerbescheinigung deines Brokers nächstes Jahr einen Eintrag "anrechenbare Quellensteuer" oder so ähnlich.
Hallo Timo,
Super. Vielen Dank für Deine Antwort. Ich hatte den Kommentar gar nicht mitbekommen! ;)
Hall Timo,
da bist du falsch informiert. Bei in NL aufgelegten ausschüttenden Etfs wie diesem fallen sehr wohl 15% Quellensteuer an.
Dieser Etf ist für Menschen wie mich, der den Verlusttopf Sonstiges als Verlustvortrag beim Finanzamt hinterlegt hat ein NoGo. Die holländische Quellensteuer wird zwar angerechnet, du bekommst diese aber im Gegensatz zur deutschen Quellensteuer nicht über die Steuererklärung zurück. Dazu kommt noch, dass NL die Quellensteuer nicht erstattet. Das macht also gute 20% aus und ist erheblich und muss erstmal verdient werden. Bei Etf‘s, die in Luxemburg und und Irland aufgelegt sind fällt nur die deutsche Abgeltungssteuer an und die bekommt man ja zu 100% im Rahmen der Steuererklärung zurück.
Ich bin mir nicht sicher, ob man vom ETF Yogi verlangen kann, dass er solche steuerlichen Gesichtspunkte bei seiner Empfehlungen auch erwähnen sollte.
Also - bevor hier "Normalbürger" kirre gemacht werden, will ich die Rechnung im konkreten Fall (Aktien-ETF, also "Teilfreistellung" von 30%) für eine fiktive Ausschüttung von 100€ durchführen:
Ausschüttungsbetrag: 100€
Quellensteuer NL (15%): 15€
Auszahlungsbetrag vor D-Steuern: 85€
Steuerbemessungsgrundlage: 70€ (Ausschüttung minus Teilfreistellung)
Kapitalertragssteuer D "roh" (25% davon): 17,50€
anrechenbare Quellensteuer NL: 15€
Kapitalertragssteuer D: 2,50€
Du zahlst also - wie bei einem inländischen (Aktien-) ETF - insgesamt 17,50€ Steuern, nur davon stecken sich die Holländer 15€ ins Staatssäckel, und die Deutschen lediglich 2,50€!
Nachtrag:
Gehe davon aus, dass ich in D nur die Kapitalertragssteuer und den Soli über die Steuererklärung zurückholen kann und nicht die niederländische Quellensteuer. Insofern ist der ETF für mich nachteilig, da in NL aufgelegt. Da hilft es dann ja auch nicht, dass die Quellensteuer angerechnet wird.
Habe heute meine erste Dividendenabrechnung bekommen und komme deshalb auf das Thema.
Dazu kommt noch, dass ich noch nie einen etf hatte, der sich so schlecht entwickelt. Habe ihn nun seit Ende Januar 2020 und warte darauf, dass er break even geht, damit ich ihn sofort abstossen kann.
Hallo Matthias, Danke für Deinen Kommentar. Nun. Der ETF ist ja ein Faktor-ETF und hier gilt, was ich hier geschrieben habe. Ein Faktoren-ETF ist eben anders als ein markkapitalisierungsgewichteter ETF und verhält sich entsprechend auch anders. Das kann man ihm nicht vorwerfen. Man muss wirklich an Faktoren glauben, wenn man damit investieren möchte. Sie können jahrelang eine Unterperformance haben. Das ist nicht außergewöhnlich. Im Prinzip ist Gleichgewichtung auch eine Value-Ausrichtung und Value läuft seit Jahren schlechter als ein Nicht-Faktor-Ansatz. Das geht so weit, dass manche den Value-Faktor bereits für tot erklären. Der Zeitraum Januar 2020 ist bei Faktor-Investing nur eine Momentaufnahme Da sind, m.M.n. mindestens 15 Jahre anzusetzen. Wenn einen das bereits nervös macht, sollte man - nur meine persönliche Meinung - lieber bei einem ETF bleiben, der den Markt kapitalisierungsgewichtet abbildet. Es wird einen sonst nicht froh machen.
Ich spreche da aus Erfahrung. In meinem Portfolio ist Value stark übergewichtet und das ist zurzeit - wenn man es mit einem markkapitalisierungsgewichteten ETF vergleicht - schmerzhaft. ;)
Gruß, Rolf