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Mein Portfolio – Wie legt der ETF-Yogi an?

Disclaimer: dieser Artikel ist veraltet – nach dem Verkauf unserer Wohnimmobilie im Jahr 2021 gab es einen größeren Betrag zu investieren, was ich als Anlass nahm, das Portfolio anders aufzustellen. Demnächst mehr dazu.

Hin und wieder kommt die Frage: „Wie legst Du eigentlich Dein Geld an?“ In dieser Artikelserie möchte ich Euch daher gerne mein Portfolio und die dazugehörige Anlagephilosophie vorstellen. In der Folge werde ich auch die darin enthaltenen ETFs ausführlich besprechen

Schon einmal als Vorwarnung. Mein Portfolio dürfte nicht für jeden etwas sein. Es enthält mit 10 ETFs deutlich mehr als viele der gängigen Portfolio-Vorschläge mit 2-3 ETFs. Noch dazu hat es kein Netz und Boden, denn es ist es ein reines Aktienportfolio und enthält weder Anleihen noch Rohstoffe.

Das ist so nicht unbedingt zum Nachahmen gedacht und erst recht keine Anlagenberatung. Vielleicht kann es Dir aber als Anregung für Deine eigenen Portfolio-Planung dienen – und wenn auch als abschreckendes Beispiel.

Das Portfolio ist schließlich etwas komplizierter, als es viele Ratgeber empfehlen. Zudem trägt es auch das volle Marktrisiko eines 100%igen Aktienportfolios. Aber bevor ich Euch die ETFs genauer vorstelle, die in meinem Portfolio enthalten sind, erst einmal ein paar allgemeine Worte zur Strategie.

Generelle Prinzipien für die Auswahl von ETFs im Portfolio

Zunächst einmal die generelle Prinzipien meines Portfolios. Vieles davon habe ich hier bereits auf dem Blog dargelegt und wer meine bisherigen Artikel gelesen hat, kann auch einfach ab dem nächsten Abschnitt weiterlesen.

In meinem Portfolio setze ich strikt auf kostengünstige und passive Index-ETFs. Aktiv gemanagte Fonds kommen mir nicht in die Tüte, da sie durchschnittlich betrachtet eine schlechtere Performance bei höheren Kosten liefern. Mehr Infos dazu findest Du in den Artikeln zu den Vorteilen sowie den Nachteilen von ETFs. Kostengünstige Indexfonds (insbesondere von DFA) habe ich aktuell keine im Portfolio, schließe das aber für die Zukunft nicht aus.

Bei den Kosten schaue ich mehr auf die Tracking-Differenz als auf die

Mein Portfolio aus Gründen der Risikominimierung auf Einzelaktien. Warum habe ich im letzten Artikel bereits dargelegt. Zwar sind aktuell noch ein paar Einzelaktien darin enthalten, doch beabsichtige ich diese Positionen mittelfristig aufzulösen und in ETFs umzuschichten.

Alle meine ETFs sind Ausschütter. Diese weisen steuerlich aktuell minimale Nachteile auf und werden daher meistens nicht empfohlen. Dieser Vorteil ist aber seit der neuesten Reform des Investmentsteuergesetzes marginal. Noch dazu haben sie, meiner Meinung nach, einen gewaltigen emotionalen Vorteil. Ausschüttungen triggern unser Belohnungssystem.

Bei mir bewirkt das eine starke emotionale Bindung, die verhindert, dass ich in schlechten Börsenphasen Panikverkäufe vornehme. Im Gegenteil, die Fokussierung auf Ausschüttungen fördert dann sogar meine Bereitschaft, meine Sparraten zu erhöhen, um immer höhere Ausschüttungen zu erhalten. Ausführlicher habe ich das hier beschrieben.

Gleichzeitig geht es mir aber nicht um eine Maximierung der Ausschüttungen um jeden Preis. Ich verfolge keine reine Dividendenstrategie. Die Gesamtrendite ist für mich entscheidend. Diese besteht eben aus den zu erwartenden Kursgewinnen plus Dividenden (nebst zu erwartender Dividendensteigerungen).

Mein Portfolio ist auf Langfristigkeit ausgerichtet. Die geplante Haltedauer meiner ETFs ist daher ewig. Ich habe nicht vor die ETFs jemals wieder zu verkaufen. Da keine Anleihen enthalten sind, kann (und wird) es temporär zu höheren Kursschwankungen kommen. Mein Zeithorizont ist 25 Jahre (die Zeit bis zur Rente) + x (hoffentlich weitere 20-30 Jahre). Gerne darf mein Sohn sie danach dann aber auch weiter halten. Das ist also kein Portfolio, dass geeignet ist, wenn man das Geld in 5 Jahren braucht.

Meine Portfolio-„Philosophie

Selbstverständlich spricht für mich nichts gegen das beliebte und einfache 70/30-Portfolio bestehend aus einem ETF auf den MSCI World und den MSCI Emerging Markets. Noch einfacher geht es mit einem einzigen ETF. Das kann man so machen. Mit meinem Portfolio versuche ich, mit geringfügig mehr Aufwand, eine etwas bessere Rendite zu erzielen.

Selbst setze ich daher auf ein etwas komplexeres Portfolio, das aus 10 unterschiedlichen ETFs besteht. Es folgt eher einem Ansatz, den die Amerikaner als „Slice and Dice“ bezeichnen würden. Das heißt, die verschiedenen Anlageklassen und Regionen werden möglichst separat behandelt. Es ist eher der Ansatz eines Tüftlers, der durchaus auch Spaß daran hat, ein komplexes Portfolio zu unterhalten.

Innerhalb des Aktienuniversums stütze ich mich da vor allem auf Anlageklassen, die gut untersucht sind und aus historischer Perspektive über lange Zeiträume eine gute Rendite gebracht haben. Das sind vor allem Nebenwerte (small caps), Substanzaktien (value) und insbesondere Small Cap Value-Werte, aber auch Immobilienaktien. Warum ich viel von Small Cap Value halte, habe ich hier beschrieben.

Regional verfolge ich eine Verteilung über Unternehmen in den entwickelten Ländern in Amerika, Europa und dem Asien-Pazifik-Raum sowie der Entwicklungsländer. Mein Portfolio orientiert sich ungefähr am BIP, tendiert aber etwas in Richtung Gleichgewichtung zwischen Amerika, Europa und dem Asien-Pazifik-Pazifikraum.

Portfolio-Idee

AnlageklasseGewichtung Mtl. Rate (Bsp.)
Small Cap Value USA15,38%200,-
Small Cap Value Europa 15,38% 200,-
Small Cap Value Emerging Markets15,38% 200,
Small Cap (Value) entw. Asien 7,69%100,-
Large Cap Value USA7,69% 100,-
Large Cap Value Europa7,69% 100,-
Large Cap Value Asien-Pazifik7,69% 100,-
Large Cap Blend Entw. Welt7,69% 100,-
Large Cap Blend EM 7,69% 100,-
Internationale Immobilien
7,69% 100,-

Wie man unschwer erkennen kann ist das Portfolio in der Tat sehr stark auf Value und Small Caps ausgerichtet. Wenn man es herunter bricht, dann geht gut die Hälfte in Small Cap Value (53,83%). Large Cap Value macht in etwa ein Viertel aus (23,07%) und Large Cap Blend ein weiteres Viertel (23,07%). Das ist natürlich nichts für schwache Nerven.

Inhaltlich bewegt sich das Portfolio zwischen Paul Merrimans All Value-Portfolio und seinem Ultimate Buy and Hold-Portfolio. Es tendiert aber deutlich zum All Value-Portfolio. Da sich diese Portfolios aber am amerikanischen ETF-Markt und den Bedürfnissen amerikanische Privatanleger orientieren, ist meine Zusammensetzung eine andere.

Auf dem US-Markt gibt es zum Beispiel für fast alle Anlageklassen eine US- und eine internationale Variante. Letztere deckt dann alle entwickelten Länder außer der USA ab. In Europa benötigt man dafür teilweise drei ETFs (Amerika, Europa und Asien-Pazifik). Das machte eine Adaptionen notwendig. Ebenso wollte ich die USA nicht von vornherein mit 50% gewichten, wie Merriman dies tut.

Für sein All Value-Portfolio (50%US/50%Int’l; 100% Aktien; Portfolio 7) errechnet Merriman historisch (Zeitraum 1970 bis 2018) eine geometrische jährliche Durchschnittsrendite von 11,6% bei einer Standardabweichung von 18,3%. Beim All Value-Portfolio sind es 12,2% bei einer Standardabweichung von 19,2%.

Zum Vergleich: der S&P 500 lieferte in diesem Zeitraum eine jährliche Durchschnittsrendite von 10,2% bei einer Standardabweichung von 17,0%. Paul Merriman stützt sich für seine Berechnungen auf die Daten von Dimensional Fund Advisors (DFA). Die genannten Werte setzen einmal jährliches Rebalancing voraus. Die Übersicht für 2019 findest Du hier.

Natürlich beziehen sich die Zahlen (a) auf die Vergangenheit und (b) auf ein anderes Portfolio. In meinem Portfolio kommen keine DFA-Produkte zum Einsatz und die Aufteilung weicht aus den oben genannten Gründen von Paul Merrimans Portfolio ab. Noch dazu lässt sich die Entwicklung der Vergangenheit leider nicht auf die Zukunft übertragen. Sie ist ungewiss.

Dennoch, falls sich Aktien in Zukunft ähnlich verhalten wie in der Vergangenheit, dann sieht es mit diesem Portfolio gut aus. Wir werden sehen.

Mein ETF-Musterdepot bei wikifolio.com

Mein Portfolio und dessen Entwicklung verfolgen

wikifolio.com-Musterdepot

A propos „Wir werden sehen.“ Im nächsten Artikel werde ich mein Portfolio genauer vorstellen. Wenn Du aber nicht darauf warten möchtest und schon jetzt wissen willst, welche ETFs in darin enthalten sind, dann habe ich da etwas für Dich: mein ETF-Musterdepot bei wikifolio.com.

Ich hatte mir den Kopf zerbrochen, wie ich Dir mein Portfolio zeigen kann. Ein Screenshot aus meinem Depot war mir dann doch etwas zu persönlich. Abgesehen davon bespare ich meine ETFs bei zwei unterschiedlichen Online-Brokern.

Letzte Woche habe ich nun eine gute Lösung gefunden. Ein ETF-Mustderpot auf wikifolio.com. Es hört auf den Namen Diversifiziertes Buy and Hold. Dort habe ich also mein privates Portfolio für Dich nachbaut. So kannst Du die Entwicklungen ab jetzt taggenau nachverfolgen. Damit ist transparent nachvollziehbar, wie sich mein Portfolio schlägt, ohne das ich hier unsere persönlichen Finanzen (meine Frau ist ja auch dabei) öffentlich machen muss.

Tatsächlich war ich da vielleicht etwas mutig, denn ich habe das Portfolio vor ein paar Tagen komplett aufgesetzt. Wieso mutig? Nun, ich musste es zum derzeitigen Kurs per Einmalanlage erstellen. Nach 10 Jahren Bullenmarkt und der Aufhol-Rallye Anfang des Jahres bin ich mir nicht sicher, wie viel Luft die Märkte aktuell noch nach oben haben.

Da ich aber davon ausgehe, dass die Wahrscheinlichkeit besagt, dass die Märkte eher steigen und Prognosen ohnehin nicht möglich sind, habe ich es doch gewagt. Der Unterschied zu meinem Portfolio besteht also darin, dass ich mein eigenes Portfolio mittels monatlichem Sparplan bespare. Da treffen mich Kursschwankungen natürlich nicht so sehr.

Eine kleine weitere Einschränkung gibt es allerdings: in der Entwicklung der wikifolio-Musterdepots werden laufende Gebühren abgezogen, die die Rendite etwas schmälern. Mein selbst-gemanagtes Depot wird sich also zwangsläufig immer etwas besser schlagen als das ETF-Musterdepot.

Generell können wikifolio.com-Musterdepots unter bestimmten Voraussetzungen auch investierbar werden. Wenn Du Dich auf der Seite registrierst kannst Du das Muster-Portfolio einsehen und ggf. unverbindlich vormerken. Sobald genügend Vormerkungen vorhanden sind, kann ich anfragen, das Portfolio investierbar stellen zu lassen.

Auf der Grundlage investierbarer Musterdepots die Lang & Schwarz Aktiengesellschaft ggf. ein Endlos-Indexzertifikat. Dieses ist besichert, um das Emittentenrisiko zu minimieren. Das Zertifikat kann dann jeder ganz normal über seinen Broker kaufen oder verkaufen.

Irgendwie ziemlich spannend. Sobald es investierbar ist, werde ich auch ein paar Anteile kaufen. Ich finde das ziemlich cool, einen Index zu besparen, den man selbst kreiert hat. Aber über die wikifolio.com-Plattform werde ich bald noch einen eigenen Bericht schreiben.

Sie hat auch Nachteile und die bestehen für Anleger natürlich in den zusätzlichen Gebühren. Dementsprechend würde ich eine Anlage in wikifolios nicht uneingeschränkt empfehlen. Es entstehen zusätzliche Kosten, die sich vermeiden lassen, wenn man direkt in Aktien oder ETFs investiert.

Doch das muss jetzt noch etwas warten. In Teil 2 dieser Artikelserie erfährst Du, wie ich meine Portfolio-Idee konkret umsetze. Da geht es dann darum, welche ETFs ich konkret verwende und vor allem, nach welchen Kriterien ich diese ausgewählt habe.

Zu guter Letzt noch dieser Hinweis:

Ich betreibe hier keine Anlageberatung! Du darfst das, was wir (meine Frau ist ja auch mit von der Partie) mit unserem Geld treiben, gerne als Inspiration oder Denkanstoß nehmen. Es gibt da aber keinerlei Haftung für das, was Du dann mit Deinem Geld anstellst. Es ist Dein Geld und Deine Verantwortung.

Ganz allgemein: bitte alles kritisch hinterfragen und auch gerne widersprechen, zum Beispiel unten per Kommentar. Insbesondere bei Fehlern freue ich mich sehr über jeden Hinweis, denn ich erzähle Leuten nicht gerne etwas Falsches.

Categories: Portfolio
etf-yogi:

View Comments (4)

  • Hallo etf.yogi,

    ich finde deine Portfolio Konstellation sehr spannend und finde es cool, dass du einen Small Cap Value Ansatz vertrittst. Diesen würde ich auch gerne umsetzen, leider wäre das bei einer Sparrate von 350 Euro im Monat nicht sehr zielführend. Meine Frage an dich wäre: Hältst du es für sinnvoll, zuzüglich zum Standard Wolrd/Em den MSCI Etf auf Small Cap Value USA hinzuzunehmen? (Gewichtung c.a 15-20%, die ich dem Worldd abzwacken würde). So hätte ich zumindest einen Small Cap Value Exposure auf die USA, was nicht optimal ist, da der Rest der Welt fehlt, aber es wäre zumindest eine praktikable Lösung, um nicht mehr als 3 ETFs besparen zu müssen(da wie gesagt 350 Euro nicht gerade sehr viel sind), oder wie siehst du das?
    Mfg Kakashi

    • Hallo Kakashi,
      Ja. Das wäre sicher eine praktikable Lösung. Wie erwähnt, ist leider die Auswahl an vernünftigen ETFs gering. Würde ich jetzt ein thesaurierendes Portfolio auflegen, würde ich aber vermutlich folgenden ETF nehmen:
      Vanguard Global Value Factor UCITS ETF

      Das ist zwar kein "Small Cap" Value-ETF, der Small Cap-Anteil ist hier aber recht hoch. Da sind immerhin knapp 28% der Value-Werte im Small Cap-Bereich angesiedelt und fast 35% im Mid Cap-Bereich.

      Der ETF ist zwar aktiv gemanagt, das würde ich bei Vanguard aber nicht als ein Problem betrachten. Vanguard bevorzugt bei Investor Facting - ebenso wie DFA - ein regelbasiertes Anlegen. Der ETF enthält auch über 1.200 Einzelwerte (global diversifiziert) und ist mit einer TER von 0,22% p.a. wirklich nicht teuer.

      Im Gegensatz zu anderen Small Cap Value-ETFs hat er ein akzeptables Fondsvolumen von knapp 200 Mio. € und ist bei einigen der gängigen Brokern sparplanfähig.

      Schau ihn Dir vielleicht Mal an...

      In jedem Fall, viel Erfolg!
      Gruß, Rolf

      • Das ist ja auch nur mein Portfolio ohne Nachmachempfehlung. Persönlich habe ich kein Problem mit komplex, aber es wird da auch zwangsläufig noch ein paar Änderungen/Vereinfachungen geben. Wenn es einen All World IMI Equal Weighted gäbe, wäre ich auch mit einem einzigen ETF zufrieden. ;)

        Longdividend habe ich mir jetzt mal kurz angeschaut und das finde ich auf den ersten Blick wenig überzeugend. Es sieht für mich wie eine wilde Mischung aus ETFs, aktiven Fonds und Aktien aus, mit dem Ziel, monatliche Ausschüttungen zu generieren. Ich kann da keine wirkliche Strategie erkennen. Ausschüttungen sollten kein Selbstzweck sein, wenn es um langfristigen Vermögensaufbau geht. Wenn es darum geht, schnell Ausschüttungen zu generieren und man auf diese angewiesen ist, kann man es sich natürlich überlegen.