In einer Diskussion auf Instagram stellte ein Blogger die Frage in die Runde, in welche Dividenden-Aktie er als nächstes investieren sollte. Jemand schlug vor, einen US-Dividenden-Aristokraten zu nehmen.
Meine Erwiderung darauf:
„Am besten nimmst Du sie gleich im 100er-Pack. Dividenden-Aristokraten kaufst Du bequem als Set mit einem US Dividenden Aristokraten ETF (zum Beispiel dem SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF).“
Okay. Dividenden-Aristokraten sind äußerst beliebt. Ist es aber überhaupt sinnvoll, gezielt in Dividenden-Werte zu investieren. Der einfachheithalber gehen wir jetzt davon aus, Du hättest Dir die Frage bereits mit „Ja.“ beantwortet.
Du möchtest in US-Dividenden-Aristokraten investieren und überlegst jetzt, wie das am Besten geht. Sollst Du lieber in einen einzelnen oder ein paar ausgewählte Dividenden-Aristokraten investieren oder gleich mehrere auf einmal mit einem Index-ETF?
Überblick
Was sind Dividenden-Aristokraten?
Zunächst einmal: was sind Dividenden-Aristokraten eigentlich. Im engeren Sinne zählt man dazu Aktien, die mindestens 25 Jahre lang die Dividendenausschüttungen kontinuierlich erhöht haben.
In den USA gibt es besonders viele solcher Dividenden-Aristokraten. Der SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF ist daher ein reiner Dividenden-Aristokraten-ETF. Alle darin enthaltenen Aktien erfüllen die oben genannten Kriterien.
Globale ETFs bzw. ETFs auf bestimmte Regionen haben hier oft viel niedrigere Schwellen. Hier landen dann auch Aktien im Dividenden-Aristokraten-ETF, die „nur“ 7 oder 10 Jahre ihre Dividende in der Regel erhöht oder zumindest nicht gesenkt haben.
Warum ich einen ETF nehmen würde
Wieso ich einen ETF generell immer einer einzelnen Aktie vorziehen würde, ist schnell erklärt:
Fehlende Kenntnisse der Aktienanalyse
Ganz ehrlich. Mir fehlen umfassende Kenntnisse der Aktienanalyse. Ich kann „gute“ nicht von „schlechten“ Aktien unterscheiden. Jetzt höre ich Dich schon sagen: „Aha, der ETF-Yogi ist inkompetent. Habe ich’s doch schon immer vermutet.“ Klar. Es gibt gewiss kompetentere Finanzblogger, die sich besser mit den Kriterien für die Auswahl guter Aktien auskennen.
Meine Kenntnisse sind aber auch nicht so schlecht, wie das jetzt vielleicht anklang. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass es einfach niemanden gibt, der zuverlässig gute und schlechte Aktien unterscheiden kann. Meine Definition davon sieht nämlich so aus. Damit eine Aktie für mich gut wäre, müsste sie ein paar Kriterien haben:
a. Sie darf die nächsten 30 Jahre, sagen wir besser 90 Jahre oder ewig, nicht Pleite gehen. Sie soll laufen, solange ich (und in der Folge) mein Sohn und dessen Kinder leben und sie halten. Meine bevorzugte Haltedauer ist wie die von Warren Buffet: „für immer“.
b. Sie muss in diesem Zeitraum eine Rendite abwerfen, die zumindest ungefähr dem Index entspricht. Am besten sollte sie aber natürlich deutlich darüber liegen.
Hm. Lass mich mal überlegen. Welcher Aktienwert erfüllt diese Kriterien am Besten? Der Index selbst? Bingo.
Tatsächlich fällt mir die Aktienwahl doch ziemlich einfach. Es geht mir ganz leicht von der Hand, gute Aktien zu identifizieren. Ich bin mir sicher: Apple ist so eine gute Aktie – zumindest rückblickend.
Um die Jahrtausendwende hättest Du Dir nur eine ausreichende Menge Apple ins Portfolio legen müssen. Du hättest heute wohl ausgesorgt. Rückwärtsgewand ist das einfach.
Leider bin ich nicht hellsichtig und kann die Zukunft nicht vorhersagen. Daher fällt es mir schwer zu sagen, welche Aktien sich in Zukunft so entwickeln werden.
Ich bin der Meinung, Vorhersagen sind nicht verlässlich. In diesem Punkt fehlt mir die notwendige Kenntnis für die Aktienauswahl. Daher vertraue ich lieber auf Aktienindexe.
Risiko und Diversifikation
Eine einzelne Aktie für sich hat natürlich ein hohes Risiko. Einzelne Firmen, so stabil sie auch zu sein scheinen, können Pleite gehen. Dazu braucht es nicht viel. Bei 100 Aktien ist das Risiko, dass alle gleichzeitig Konkurs anmelden relativ gering.
Laut Statistik ist der zu erwartende Gewinn einer Aktie genauso hoch wie der von 100 Aktien. Natürlich können einzelne Aktien besser oder schlechter als der Durchschnitt aller 100 Aktien abschneiden. Ihre Entwicklung lässt sich aber eben nicht vorhersagen.
Zumindest kalkulatorisch gilt also: gleicher Gewinn bei deutlich reduziertem Risiko. Eine klare Sache, wie ich finde!
Aktive Aktienauswahl ist viel Arbeit und Stress
Okay. Jetzt kommt ein schwerwiegendes Argument. Ein Portfolio aus Einzelaktien zu unterhalten ist Arbeit. Ich muss beständig einen Blick auf die individuellen Aktien haben, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können.
Um einigermaßen diversifiziert zu sein, benötigst Du mindestens 30 Aktien, aber besser mehr. Da kannst Du schon Mal leicht den Überblick verlieren. Immer wieder können dann Verkäufe und Zukäufe notwendig werden.
Ganz ehrlich. Dazu bin ich zu faul. Ich habe es lieber (relativ) einfach. Mit ETFs hast Du wesentlich weniger Aufwand. Da kannst Du bereits mit einem ETF ein breit diversifiziertes Portfolio unterhalten, das mehrere tausend Unternehmen unterschiedlichster Sparten in 46 Ländern umfasst. Einfacher geht’s nicht.
Du kannst dann auch ganz entspannt in Urlaub fahren und muss nicht darüber nachdenken, was einzelne Werte im Portfolio anstellen. Ausschließlich auf Einzelwerte zu setzen, wäre mir persönlich zu viel Stress. Ich möchte mir diese Gedanken gar nicht machen müssen.
ETFs können billiger sein
Natürlich hörst Du oft das Argument, das ETFs teurer als Einzelaktien wären. Immerhin fallen bei ETFs ja jährliche Gebühren an. Diese Ausgaben könntest Du Dir mit einem Portfolio aus Einzelaktien doch sparen.
Stimmt. Bei ETFs fallen Gebühren an. Die können vereinzelt auch schon mal um 1% liegen, in der Regel sind sie aber deutlich niedriger und liegen irgendwo zwischen 0,03% und 0,5%.
Eine mögliche Erwiderung sieht so aus: der Gegenwert bei einem ETF ist auch ein anderer. Statt vielleicht in 30 Aktien (und dann maximal in 30 Ländern) investiert zu sein, kannst Du mit einem ETF eine ganz andere Streuung erreichen.
Der Vanguard FTSE All-World-ETF, zum Beispiel, enthält mehr als 3.000 Unternehmen in 46 Ländern. Gerade bei den Schwellenländern ist es gar nicht immer so einfach, überhaupt zu investieren. Da sind die Verwaltungsgebühren von 0,25% doch angemessen.
Es gibt aber noch ein viel wichtigeres Argument. Einige ETFs haben eine bessere Performance als ihr Index. FDas Stichwort lautet Tracking-Differenz. So machen sie die Verwaltungsgebühren wieder wett.
Die Tracking-Differenz ist eine technische Kennzahl. Sie gibt Auskunft darüber, wie genau ein ETF seinen Index abbildet. Einige ETFs nutzen Zusatzverdienstmöglichkeiten wie Wertpapierleihen, um weitere Einkünfte zu generieren. Dadurch haben diese ETFs am Ende sogar eine leicht bessere Performance als der ihnen zugrundeliegende Index.
Der Vanguard FTSE All-World ist ein solcher Fall. Seit 2013 schneidet er 0,03% besser ab als sein Index. Das heißt, ETFs können unterm Strich sogar günstiger sein als Einzelaktien. Betrachtest Du zusätzlich noch die höheren Handelskosten bei Einzelaktien, scheint die Sache klar.
Beispiel – ein US Dividenden Aristokraten ETF
Der folgende US Dividenden Aristokraten-ETF aus dem Hause SPDR gefällt mir sehr gut:
Name | SPDR® S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF |
Fondsvolumen | 3.175 Mio. € |
TER / TD | 0,35% / -0,03 % |
Positionen | 112 |
Sparplanfähig | bei Finvesto, Wüstenrot, Comdirect, Consors, DKB, Flatex, Commerzbank und 1822direkt, |
Das Fondsvolumen des US Dividenden Aristokraten-ETF von SPDR ist mit 3.175 Mio € mehr als ordentlich. Er ist dabei mit einer TER von 0,35% bereits auf den ersten Blick halbwegs kostengünstig. Auf den zweiten Blick sogar sehr, denn der SPDR® S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF schlägt seinen Index seit 2012 durchschnittlich mit 0,03%.
Als Dividenden Aristokraten gelten US-Werte ja normalerweise erst, wenn sie 25 Jahre in Folge die Dividenden erhöht haben. Für den SPDR US Dividenden Aristokraten ETF wurde diese Schwelle etwas abgesenkt.
Hier finden bereits Unternehmen Aufnahme, die dies „nur“ 20 Jahre in Folge geschafft haben. Doch auch das ist eine tolle Leistung und spricht für ein solides Geschäftsmodell.
Die Dividenden-Auschüttungen des SPDR US Dividenden Aristokraten ETF im Überblick (laut extraetf.com):
Jahr | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019* |
Dividende (€) | 0,71 | 0,62 | 0,66 | 0,73 | 0,76 | 0,84 | 1,01 | 1,07 |
* bei Update des Artikels (Dez. 2019) aktualisiert, Rundungsfehler sind möglich
Natürlich können Dividenden bei einem ETF zwischendrin auch mal ein, zwei Jahren sinken, aber langfristig sieht es hier gut aus. Der US Dividenden Aristokraten ETF hat, wie nicht anders zu erwarten, ein ordentliches Dividendenwachstum. Von 2012 bis 2019 beträgt es 50,7%.
Aktuell sind im SPDR US Dividenden Aristokraten-ETF 112 Firmen aus den USA enthalten, denen die Dividenden-Anhebung 20 Jahre in Folge gelingt.
Was mir sehr gut gefällt: darunter finden sich nicht nur sehr große (19,32%) und große Unternehmen (27,5%), sondern auch 40,14% mittelgroße und 13,04% kleine Unternehmen.
Auch die Sektorengewichtung des SPDR US Dividenden Aristokraten-ETF ist ausgewogen. Weder dominieren hier Finanzen (14,73%), noch Versorger (6,88%), Basiskonsumgüter (13,75%), zykl. Konsumgüter (11,79%) oder Immobilien (6,09%). Auch Industrie (19,31%) und Gesundheitswesen (8,57%) sind gut vertreten. Lediglich Technologie (2,15%) ist erwartungsgemäß schwach).
Fazit: diesen SPDR US Dividenden Aristokraten-ETF würde ich mir ohne Bauchschmerzen ins Depot legen. Wegen dem Fokus auf US-Werte macht er, für mein Empfinden, vor allem in einem regionengewichteten Portfolio Sinn. Mir gefällt natürlich auch, dass hier Small Caps enthalten sind und der ETF insgesamt eine leichte Value-Gewichtung aufweist, auf die ich auch in meinem Portfolio setze.
Disclaimer: der SPDR US Dividenden Aristokraten-ETF liegt tatsächlich auch in meinem Depot. Ich bespare ihn zwar nicht regelmäßig, halte aber trotzdem eine kleine Position, die ich hin und wieder aufstocke.
Dem Partner zuliebe das 100-er Pack
Okay. Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam. Dennoch, meiner Frau zuliebe würde ich das 100er-Pack im ETF nehmen. Wieso? Nun, ein Aktienportfolio braucht Pflege. Man muss sich aktiv darum kümmern.
In den meisten Partnerschaften, so auch in meiner, gibt es eine Person, die sich intensiv mit dem Thema Geldanlage auseinandergesetzt hat. Der Gegenpart findet das zwar vielleicht ganz in Ordnung – vor allem solange die Rendite stimmt – hat aber ansonsten wenig Interesse daran.
Was passiert nun, wenn gerade der Partner zuerst stirbt, der sich um das Aktienportfolio kümmert? Wäre es nicht super, wenn das dann ganz ohne Pflege weiterlaufen würde?
Das ETF-Portfolio ist da sehr pflegeleicht. Klar, es wäre schon schön, wenn da jemand hin und wieder ein Rebalancing durchführen würde. Das ist aber nicht so komplex. Die notwendigen Kenntnisse, kann sich meine Frau ganz leicht anlesen. Aber selbst wenn nicht, dann ist das auch nicht schlimm. In einem ETF-Portfolio gibt es wenige Szenarien, die aktives handeln erfordern.
Aus diesem Grund habe ich auch ausschließlich ausschüttende ETFs im Portfolio. Meine Frau müsste hier noch nicht einmal etwas tun, um regelmäßige Ausschüttungen zu erhalten. Die kommen ganz automatisch auf unser Konto.
In Falle meines Ablebens kann sie sich also ganz entspannt zurücklegen und die Dividenden kassieren. Und wenn sie einmal nicht mehr ist, erbt das Ganze unser Sohn und er braucht sich auch um nichts weiter kümmern. Ein schöner Gedanke, finde ich.
Warren Buffet hält es damit übrigens genauso. Nach seinem Tod soll seine Frau hauptsächlich in einen ETF auf den S&P 500 investieren. Was Warren Buffet als gut für seine Frau erachtet, ist dann wohl auch für meine ganz in Ordnung.
Natürlich hoffe ich, so wie Du vermutlich auch, dass uns das Geld noch möglichst lange gemeinsam zugute kommt. Ob nun einzeln oder als ETF, ich wünsche Dir/Euch viele Freude mit den regelmäßig wiederkehrenden Dividenden!
Was Du mit Deinem Geld tun solltest
Ganz ehrlich. Wer bin ich, dass ich Dir sagen könnte, was Du mit Deinem Geld tun sollst? Wenn Du die Anlage mit ETFs gut findest, warum nicht. Wenn Du aber Einzelaktien bevorzugst und das Dein Ding ist, dann mach das doch einfach. Lass Dir doch nicht von irgendeinem Typ, der einen Blog betreibt, vorschreiben, wie Du Dein Geld anlegst.
Im Kālāma Sūtra lehrte der Buddha singemäß, dass seine Schüler nicht alles glauben sollten, nur weil sie es irgendwo gehört oder gelesen hätten oder irgendein „Experte“ es verkündet. Stattdessen sollten sie alles genauestens untersuchen und selbst verstehen.
In diesem Sinne: Es ist Dein Geld! Überlege Dir selbst, was Du damit anstellen möchtest. Schaue Dir die Argumente für und gegen eine bestimmte Art der Geldanlage an. Mach Dich schlau. Finde für Dich selbst heraus, was Du tun oder lassen möchtest.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei Deiner Geldanlage!
Mit dem was ich hier schreibe bist Du gar nicht einverstanden? Kein Problem. Hinterlasse Deine Meinung unten in der Kommentarspalte. Fragen, aber auch Lob und Zustimmung sind natürlich (mindestens) ebenso willkommen.
View Comments (5)
Die SPDR-ETFs sind echt nicht schlecht. Hast du ja auch schon bei den Small-Value erwähnt. Gut dass du auch die Tracking Difference erwähnst. Die ist bei exotischen ETFs manchmal nämlich schlecht. Aber der https://www.trackingdifferences.com/ETF/ISIN/IE00B9CQXS71 ist absolut in Ordnung. Gute Wahl.
Lieber Adalbert,
vielen Dank für Deinen Kommentar und den Hinweis. Ja, die Tracking-Differenz (TD) ist für mich auch immer ein wichtiges Entscheidungskriterium, wenn ich die Wahl zwischen zwei vergleichbaren ETFs treffe. Demnächst möchte ich auch mal etwas ganz generell zur ETF-Auswahl schreiben. Was die Kosten angeht, schaue ich eher auf die TD als auf die TER. Die korrelieren zwar oft, aber eben nicht immer. Manchmal gibt es da, wie Du richtig sagst, echte Überraschungen...
P.S.: der ETF um den es hier geht ist ja eigentlich der SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF. Da ist die TD mit -0,04% sogar noch besser als bei der globalen Variante: https://www.trackingdifferences.com/ETF/ISIN/IE00B6YX5D40
Hallo Rolf,
nette kleine Webseite hast du dir aufgebaut!
Nun aber zum Thema. Klar bedeutet der Aufbau und die Pflege eines selbst erstellten Depots aus Dividendenaktien ein bisschen Arbeit. Allerdings sehe ich hier den Vorteil, dass ich dann den einzelnen Titel erwerbe, wenn er gerade günstig ist. Nicht umsonst heißt es ja auch der Gewinn liegt im Einkauf.
Als einkommensorientierter Investor ist für mich die Dividendenrendite bei Kauf iVm. Dividendenwachstum entscheidend. Über die Jahre ergibt dies ein recht passables Einkommen.
Bei einem ETF wird hingegen halt alles zum "Fixpreis" gekauft. Ohne zu sehen ob der Titel gerade teuer oder billig ist. Dadurch ist im Ergebnis die Rendite meines eingesetzten Kapitals niedriger. Allerdings stimme ich mit dir in dem Punkt überein, wo es darum geht ob jemand die Zeit und das Wissen hat sich jeden Titel selbst heraus zu suchen. Im Zweifel also den ETF nehmen, da so "Entscheidungen" vom passiven Fonds übernommen werden.
Grüße Thomas von DIVDepot
Lieber Thomas,
Danke für Deinen Kommentar. Vom Prinzip her nicht so viel Widerspruch. Allerdings sehe ich es nicht ganz so, dass ETFs nur eine Sache für Leute wären, die wenig Ahnung haben. Ich denke, man fährt auch langfristig gut bis besser mit ETFs. Klar, wenn Du immer zum günstigsten Preis einkaufst (oder zum teuersten Preis verkaufst was Du vermutlich gar nicht vorhast), dann ist Dir an der Börse ein toller Gewinn sicher. So einfach ist es in der Praxis dann ja leider doch wieder nicht nur den günstigsten Preis zu erwischen. Market-Timing funktioniert ja leider nicht zuverlässig zur Gewinnmaximierung.
Wenn man ohnehin einen regelmäßigen Vermögensaufbau mit monatlichen Sparraten vom Einkommen betreibt, dann ist es m.M.n. in der Regel sinnvoller, sein Geld direkt zu investieren als an der Seitenlinie abzuwarten, ob ein Wert irgendwann den gewünschten Wert erreicht. Da kann man leicht auch mal einen mehrjährigen Bullenmarkt verpassen und der Rücksetzer ist dann vielleicht immer noch über dem Preis, der einem früher zu hoch war. Der Durchschnittskosteneffekt ist zwar nicht das viel gepriesene Allheilmittel, man kauft dann aber durchaus zum Durchschnittskostenpreis was schon einmal nicht so schlecht ist. Viele kaufen ja leider hoch (Aktie xyz ist gerade toll. Die muss man haben.) und verkaufen in Panik bei Tiefständen.
Im Prinzip fährst Du doch eine auf einzelne Dividendenaktien fokussierte Value-Strategie. Das ist natürlich durchaus erfolgsversprechend. Da Value-Werte aber auch ein erhöhtes Risiko haben (sie sind ja oft nicht ohne Grund "günstiger"), müsste man da schon eine ordentliche Anzahl an Werten halten um das Risiko durch Diversifikation gering zu halten. Auch das geht mit Value-ETFs sehr gut. Insbesondere die Prime Value-Reihe von UBS finde ich ziemlich gut.
Meiner Meinung betreibt man mit einem Einzelwerte-Portfolio einen ziemlichen Aufwand, um dann am Ende mit etwas Glück in etwa bei der durchschnittlichen Performance des Referenzindex anzukommen. Klar, es geht Dir in erster Linie um Cashflow, aber die Gesamtrendite sollte man dabei trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Die meisten überprüfen das ja auch gar nicht erst.
Wie gesagt, kann man machen. Persönliche bevorzuge ich da aber dann lieber den einfachen Weg und bin dann über einige tausend Aktien unterschiedlicher Anlageklassen solide diversifiziert.
ETFs sind da schon bequem und entspannt. Wie gesagt, die kann man problemlos vererben wenn der Portfoliomanager verstirbt, ohne sich Gedanken machen zu müssen, was die Erben damit anstellen.
Gruß,
Rolf
Hallo Thomas, hallo Rolf,
Im Grunde sind eure Positionen ein Gegensatz zwischen „alles alleine machen“ und sich „entlasten/helfen“ lassen.
Ich mache mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich: als ich vor sehr langer Zeit den Führerschein erwarb, war es für mich ein absolutes „No Go“ ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe zu fahren. Selbst „Servolenkung und Servobremsen“ waren für mich ein Graus. Es galt uneingeschränkt das Leitbild des aktiven Fahrers.
Heute möchte ich all diesen Komfort und die Annehmlichkeiten des entspannten Fahrens auf gar keinen Fall mehr missen und ich genieße es so unterwegs zu sein.
Natürlich habe ich im Vergleich zu meiner automobilen Jugend viele Entscheidungsmöglichkeiten und Emotionen hinter mir gelassen, aber dem Zweck unfallfrei von A nach B zu kommen, war das eher zuträglich.
Parallel dazu hat sich auch mein Anlagestil über die Jahre entsprechend entwickelt. Dass heute sehr viel weniger Emotionen im Spiel sind, empfinde ich als äußerst angenehm und der Rendite bekommt es ebenfalls gut.