Überblick
Was sind ETFs genau?
Kurz gesagt sind ETFs bzw. Exchange Traded Funds ganz einfach börsengehandelte Fonds. Was sind ETFs also? Wir haben es mit Investmentfonds zu tun, die man direkt über die Börse handeln kann. Ein ETF verhält sich also genauso wie eine Aktie. Genauso wie eine Aktie, kann man an der Börse ETFs kaufen und verkaufen.
Gleichzeitig bieten sie aber auch alle Vorzüge eines Fonds. So streut ein ETF ebenfalls über viele verschiedene Einzelwerte und hat damit nicht das gleiche Risiko wie eine individuelle Aktie. In der Regel werden ETFs nicht aktiv gemanagt und bilden stur einen Index ab. Dadurch sind sie nicht nur viel günstiger als herkömmliche Fonds, sondern haben im Durchschnitt auch eine bessere Performance.
Neben reinen Aktien-ETFs, können ETFs auch in andere Anlageklassen investieren. So gibt es, wie bei Investmentfonds, z.B. auch ETFs auf Anleihen, REITS, Preferred Shares und Multi Asset-ETFs, also Misch-ETFs. Zusätzlich gibt es auch ETCs (Exchange Traded Commodities), mit denen man ausschließlich in Rohstoffe und Edelmetalle investiert. Diese haben ein paar Besonderheiten (sie zählen z.B. nicht zum Sondervermögen) und sollten getrennt behandelt werden. Hier werde ich es einfach halten und in der Folge hauptsächlich von Aktien-ETFs sprechen.
Was sind ETFs? Gottfried Heller beantwortet diese Frage in seinem 2018 erschienen Buch* so: ETFs sind die „Revolution der Geldanlage“. Stimmt das? Um das besser verstehen zu können, müssen wir uns ihre Geschichte etwas näher ansehen. Genau genommen stehen sie am (vorläufigen) Ende dieser Entwicklung und vereinen die Vorzüge von drei Revolutionen der Geldanlage.
1. Investmentfonds – Die erste Revolution
Tatsächlich gab es wohl mehrere Revolutionen, die die modernen ETFs möglich machten.
Der erste Investmentfonds war wohl der von Abraham Kettwich ins Leben gerufene niederländische Eendracht Maakt Magt- Fonds (Einheit macht Stark). Der Name ist sehr treffend. Der große Vorteil liegt darin, dass die Investoren ihr Geld zusammen tun und damit sehr viele Beteiligungen an Unternehmen kaufen können. Ein einzelner Investor wäre dazu nicht in der Lage. Das bewirkt eine enorme Risikostreuung. Tatsächlich enthielt dieser erste Fonds wohl bereits 2.000 Einzeltitel, die über viele Länder diversifiziert waren. Darunter war vor allem Europa, aber auch die niederländischen Kolonien.
Ein Investmentfonds ist zunächst einmal wie ein Topf. In diesen Topf fließen zunächst die Gelder der Anleger hinein. Die Fondsgesellschaft, die den Topf verwaltet, kauft von diesem Geld dann verschiedene Werte. Diese kommen dann in den Topf hinein. Das können z.B. Aktien, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Immobilien oder auch Bargeld sein.
Das revolutionäre daran ist, dass man nicht nur in einige wenige Werte investieren bzw. Aktien kaufen kann, sondern seine Anlage breit streut. Dadurch verringert sich das Klumpenrisiko. Man ist nicht nur in einzelne oder einige wenige Werte investiert. Investmentfonds werden von einem Fondsmanagement verwaltet, das hierfür jährliche Gebühren erhebt.
2. Indexfonds – Die zweite Revolution
Prof. Paul A. Samuelson stellte bereits 1974 fest, dass Investmentmanager überflüssig seien. Er stellte fest, dass sie, wenn man die Kosten abzieht, in der Regel nicht in der Lage sind, die Märkte zu schlagen. Mit einem Fonds, der einfach einen Index abbildet, seien die meisten Anleger besser dran.
Bei der Frage „Was sind ETFs?“ kommen wir um das Thema Indexfonds nicht herum. Was ist ein Index? Das ist ein Börsenbarometer, das einen bestimmten Markt abdeckt und anzeigt, ob sich der Markt als Ganzes nach oben oder unten bewegt. Hierzulande bekannt ist natürlich der DAX. Es gibt beinhaltet 30 DAX-Unternehmen und der DAX-Index zeigt an, wie sich der Wert dieser Unternehmen entwickelt.
Allerdings ist die Berechnung etwas komplizierter, denn nicht alle Unternehmen haben im Index das gleiche Gewicht. Sie sind nach ihrem Wert sortiert. Das nennt man marktkapitalisierungsgewichtet. Im DAX sind hautpsächliche die großen deutschen Unternehmen wie Siemens, Telekom, Bayer, BASF, Daimler, BMW, etc., vertreten.
Der DAX ist mit 30 Bestandteilen ein relativ kleiner Index. Er enthält also vergleichsweise wenig Unternehmen und wäre damit nicht meine erste Wahl für einen Indexfonds. Der amerikanische S&P 500 enthält z.B. die 500 größten US-Unternehmen und im MSCI World-Index sind es mehr als 1600 Unternehmen in 23 Ländern. Der DAX ist aber hierzulande sehr beliebt und gilt als deutsches Börsenbarometer. Wenn es heißt, dass die deutsche Börse steigt oder fällt, dann redet man meistens von der Entwicklung des DAX.
1975 gründete John „Jack“ Bogle die Vermögensverwaltung Vanguard Group. Bereits 1976 legte sie den ersten echten Indexfonds auf, der den S&P 500 abbildete. Als passiver Indexfonds kam er ohne aktives Management aus. Indexfonds sind halt Investmentfonds, die stur einen Index abbilden und daher auch ohne Manager auskommen.
Der Investmentfonds wurde aber zunächst als Bogle‘s Folly bekannt, da er am Anfang nur sehr wenige Anleger überzeugte. Zu der Zeit, ging man davon aus, dass es völlig idiotisch und riskant war in einen passiven Fonds zu investieren. Aktive Manager würden aufgrund ihrer Kenntnisse eine viel höhere Rendite erwirtschaften würden, so dachte man.
Am Anfang investierten die Anleger nur 11 Millionen US$ in den Fonds. Im Laufe der nächsten 5 Jahre kamen lediglich weitere 17 Millionen dazu. Da der S&P 500 aber in den Jahren nach der Einführung einen historischen Lauf hinlegte, änderte sich das allmählich. Bis 1999 war so ziemlich jedem bekannt, dass der Vanguard 500 Index Fund eine hervorragende Anlagemöglichkeit ist.
Wer weiß? Was wäre passiert, wenn es kurz nach der Einführung dieses Fonds zu mehreren Rezessionen gekommen wäre? Vielleicht hätten sich Indexfonds dann nicht – oder zumindest nicht so schnell – durchgesetzt. Wir hätten dann nur die Wahl aktiv gemanagte Investmentfonds oder einzelne Aktien zu kaufen. Heute verwaltet der Fonds jedenfalls knapp 400 Milliarden US$.
3. ETFs – Die dritte Revolution
Wenn wir zur Frage „Was sind ETFs?“ zurückkommen, dann sind ETFs Investmentfonds und meist auch Indexfonds. Die Besonderheit gegenüber diesen besteht nun darin, dass man sie an der Börse handeln kann. Erstaunlicherweise war es nicht die Vanguard Group, die den ersten börsengehandelten Indexfonds oder ETF auflegte, sondern State Street Global Advisors (SPDR). Sie brachten 1993 einen ETF auf den Markt, der ebenfalls den S&P 500 abbildete.
Der Vorteil von ETFs ist also, dass sie wie Aktien an der Börse gekauft und verkauft werden können. Sie können damit viel flexibler gehandelt werden als Investmentfonds. Genauso wie beim Aktien kaufen, fallen nur die üblichen Handelskosten an. Die beim Kauf von Investmentfonds oftmals anfallenden Ausgabeaufschläge von um die 5% fallen weg. Gleichzeitig sind die ETFs in punkto Sicherheit mit anderen Fonds vergleichbar.
Anders als zum Beispiel bei Indexzertifikaten, handelt es sich bei ETFs um Sondervermögen. Das bedeutet, dass die Anteile im Eigentum der Käufer bleiben und von den Investmentgesellschaften nur verwahrt werden. Im Falle eines Konkurses der Fondsgesellschaft sind sie nicht Teil der Konkursmasse sondern verbleiben im Besitz des Anlegers.
Aufpassen muss man heutzutage allerdings trotzdem, denn neben den börsengehandelten Indexfonds, d.h. ETFs die einen bekannten Index abbilden, gibt es zunehmend auch ETFs, die aktiv gemanagt werden. In Anbetracht der Kreativität der Fondsgesellschaften bekommt die Frage „Was sind ETFs?“ eine zusätzliche Bedeutung. So gibt es mittlerweile auch einige exotisch anmutende ETFs. Auch hier ist also Vorsicht und Sorgfalt bei der Auswahl geboten. Da gilt die Warren Buffet zugeschriebene Aussage: „Kaufe nur, was Du verstehst.“
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Einstieg in das Investieren mit ETFs – Das Ein-ETF-Einstiegsportfolio
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